Mobile Menu

Global Navigation

Verabschiedung von Ruth Genner und Martin Waser

Medienmitteilung

Der Stadtrat hat heute in seiner Sitzung Ruth Genner und Martin Waser verabschiedet und die Verdienste der abtretenden Regierungsmitglieder gewürdigt. Beide hinterlassen markante Spuren im öffentlichen Raum, beide haben über die Stadtgrenzen hinaus gewirkt.

4. April 2014

Martin Waser leitete nach seiner Wahl in den Stadtrat im März 2002 für sechs Jahre das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement. Er richtete Plätze, Strassen und Grünanlagen auf eine Stadt aus, die immer mehr Menschen aufnimmt, die hier leben, arbeiten, sich ausbilden, sich vergnügen und sich gerne im Freien aufhalten.

Neue Stadträume

Markante Beispiele sind die Gessnerallee, der Schaffhauserplatz, der Marktplatz Oerlikon, der Max-Bill-Platz und die Parklandschaft Neu-Oerlikon. Beim heute überaus beliebten Idaplatz scheute er sich nicht, die Projektierung neu aufzugleisen, als er Mängel im Projekt entdeckte. Auch schuf er viele neue Zugänge zu unseren Flüssen, als bedeutendste die Sigi-Feigel-Terrasse an der Sihl, das Lettenareal und der Wipkingerpark an der Limmat.

Die umfassende Neugestaltung des Limmatquais fiel vom Wettbewerb bis zum Abschluss in seine Amtszeit. Mit der temporären Kunstaktion «zürich.transit.maritim» mit dem Hafenkran als Hauptelement löste Martin Waser als Jurymitglied eine intensive kontroverse Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum aus, die sich bis über seine Amtszeit hinaus fortsetzen wird.

Mit der 2009 geplanten Eröffnung der westlichen Autobahnumfahrung bot sich die historisch einmalige Chance, die bislang durch den Kreis 3 und 4 geführte Westtangente umzubauen. Beharrlich plante Martin Waser flankierende Massnahmen, die Ruth Genner in ihrer Amtszeit dann umsetzte. Dadurch war es erstmals möglich, den Autoverkehr in der Stadt Zürich zu reduzieren.

Verbesserte Abfallentsorgung

Für Abfall und Abwasser führte Martin Waser 2005 ein einheitliches Finanzierungsmodell nach dem Verursacherprinzip ein, das Züri-Säcke billiger machte. Gleichzeitig verschwanden die Kehrichtsäcke dank der stadtweiten Bereitstellung von Containern aus dem Stadtbild.

Breitere Basis für Wildpark und Sihlwald

Zu einem Vorzeigeprojekt für regionale Zusammenarbeit wurde die Zusammenführung von Sihlwald und Wildpark Langenberg in eine in den Standortgemeinden gut verankerte Stiftung. Die Entwicklung des «Wildnisparks Zürich» gestaltet Martin Waser dann auch bis heute als Präsident der Stifterversammlung massgeblich mit.

2008: Martin Waser wechselt ins Sozialdepartement

Im August 2008 wechselte Martin Waser ins Sozialdepartement. Schnell gelang es ihm, die nach den Missbrauchsdebatten aufgeheizte Situation zu beruhigen und die Diskussion wieder zu versachlichen. Grosse Verbesserungen brachte die Reorganisation der Sozialhilfe, dank der heute die Zuständigkeiten zwischen Stadtverwaltung und Sozialbehörde klar und stufengerecht verteilt sind. Gleichzeitig wurde das Inspektorat zur Missbrauchsbekämpfung definitiv eingeführt.

Umfassendes Verständnis von Sozialpolitik

Die Sozialpolitik verstand Martin Waser immer in einem umfassenden Sinn. Neben den Angeboten in den Bereichen Wohn- und Arbeitsintegration verschaffte Martin Waser auch der Soziokultur eine neue Rechtsgrundlage. Ebenso baute er die vorschulische Kinderbetreuung und die Frühförderung weiter aus. Von solchen sozialen Angeboten profitieren breite Bevölkerungskreise – ganz im Sinn von Martin Wasers Credo, dass der Sozialstaat allen nützt und einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zum Gedeihen des Stadtlebens und der Wirtschaft leistet.

Lösungsorientierte Zusammenarbeit mit Bund, Kanton und anderen Städten und Gemeinden
Grosse Verdienste hat sich Martin Waser für die Asylpolitik zugunsten der ganzen Schweiz erworben, indem Zürich dem Bundesamt für Migration dank seiner Initiative als Standort für den Testbetrieb für beschleunigte Asylverfahren dient und damit ein Zeichen gegen Schwarzpeterspiele setzt. Der Blick über die Stadtgrenze hinaus hat seine Tätigkeit auch in anderen Hinsichten geprägt. So engagierte er sich dafür, anderen Städten und Gemeinden die Angebote des Sozialdepartements gegen Abgeltung der Kosten zur Verfügung zu stellen. Auch als Präsident der sozialpolitischen Sektion des Städteverbands hat er sich für eine gute Zusammenarbeit von Städten, Bund und Kantonen engagiert.

2008: Ruth Genner löst Martin Waser im Tiefbau- und Entsorgungsdepartement ab

Ruth Genner wurde 2008 in den Stadtrat gewählt. Sie war die erste Grüne im Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, in dem klassische grüne Themen wie der Verkehr behandelt werden. Entsprechend scharf wurden ihre Tätigkeiten beobachtet.

Stadtverkehr 2025 und Vernetzung mit anderen Städten

In ihren rund sechs Amtsjahren entwickelte sie die städtische Mobilitätsstrategie konsequent weiter. Mit dem Programm «Stadtverkehr 2025» reagierte sie auf die von der Stimmbevölkerung angenommene Städteinitiative, die eine Reduktion des Anteils des motorisierten Individualverkehrs verlangt. Um die künftigen Mobilitätsbedürfnisse noch stärker durch öV, Fuss- und Veloverkehr abwickeln zu können, sollen die Verkehrsinfrastrukturen in der Stadt noch stärker auf diese Mobilitätsformen ausgerichtet werden. Mit dem Masterplan Velo legte Ruth Genner den Grundstein für die Velostadt Zürich. Ein Netz aus Haupt- und Komfortrouten soll dereinst die Stadt durchziehen und es auch ungeübten Velofahrerinnen und -fahrern erlauben, sich sicher bewegen.

Weil Verkehrsfragen nicht vor Gemeindegrenzen Halt machen, lancierte Ruth Genner 2010 die «Charta für eine nachhaltige städtische Mobilität», die in der Folge von 54 Schweizer Städten ratifiziert wurde. Daraus entstand die «Städtekonferenz Mobilität», deren Gründungspräsidentin Ruth Genner war. Damit schufen fünfzehn Städte aus allen Landesteilen einen institutionellen Rahmen für die Umsetzung der Charta.

Weitere neue Stadträume und Übergangsnutzungen

Das Stadtbild veränderte und modernisierte sich auch unter Ruth Genner weiter. Entlang der ehemaligen Westtangente entstanden der Brupbacher- und der Anny-Klawa-Platz neu, der Bullingerplatz wurde umgestaltet. Wo vorher eine Asphaltfläche mit Parkplätzen lag, entstand in der Wohnsiedlung Hardau ein gleichnamiger Park, der sich zu einem wichtigen Spielort und Treffpunkt entwickelte und mit dem Kunstwerk Y eine spezifische Identität erhalten hat. In der Nähe wurde zudem kontaminierter Boden gemeinsam mit den Anwohnenden zu einem Quartiergarten Hard umgestaltet.

Der neue Sechseläutenplatz ist unter Ruth Genner in seiner Gestaltung konkretisiert und von der Bevölkerung mit 60,7 Prozent Ja-Stimmen klar angenommen worden. Der Kampf dafür hat sich gelohnt, denn schon lange vor seiner Fertigstellung und vor seiner Einweihung am 22. April wurde der grosse Platz in Beschlag genommen. Ihre Handschrift hat Ruth Genner auch im Quartierpark Pfingstweid in Zürich-West hinterlassen, für den vor Kurzem der Spatenstich erfolgte, aber auch bei der Planung und Gestaltung des autofreien Münsterhofs, der 2015 eröffnet wird.

Wo Land zwischen alter und neuer Nutzung brach lag, liess Ruth Genner wenn immer möglich Zwischennutzungen einrichten. Es entstanden vorübergehend Grünanlagen und soziale Treffpunkte auf Flächen, die sonst lange leer geblieben wären. Die Stadtbevölkerung nahm das temporäre Angebot sehr positiv auf und setzte auf der «Seebrache», der Kronenwiese oder in der «Stadionbrache» viele Ideen mit grossem Engagement um.

Kunst im öffentlichen Raum

Ruth Genner verlieh der Kunst im öffentlichen Raum grösseres Gewicht und Aufmerksamkeit. Mit dem professionell orchestrierten Kunstfestival «Art and the City» erhielt Zürich international Aufmerksamkeit. Das Kunstwerk «Catedrales» am Escher-Wyss-Platz zeugt weiterhin von diesem Kunstsommer 2012. Ruth Genners politische Vorgabe an die 2006 von Martin Waser gegründete Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum war, den Fokus verstärkt auf Zürcher Themen und Zürcher Kunstsschaffende zu richten.

Von der Entsorgung zur Schliessung von Kreisläufen

Eine konsequent an der Nachhaltigkeit orientierte Politik verfolgte Ruth Genner auch in der Weiterentwicklung von Versorgung und Entsorgung. Das Holzheizkraftwerk Aubrugg leistet einen Beitrag zu den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft. Zehntausende Wohnungen werden heute vom Holzheizkraftwerk über das Fernwärmenetz geheizt. Das bisherige Klärwerk Werdhölzli baute Ruth Genner markant aus zu einer Anlage zur Schliessung von Kreisläufen. Bereits verwirklicht ist das Vergärwerk Werdhölzli, das Abfall aus Küche und Garten zu Biogas aufbereitet. Im Bau und ab 2015 in Betrieb ist die Klärschlammverwertungsanlage Werdhölzli, die den gesamten Klärschlamm des Kantons Zürich aufnehmen wird, wobei die Kosten kantonsweit um bis die Hälfte sinken können. Schliesslich ist im Werdhölzli auch eine Phosphorrückgewinnungsanlage in Planung. Bei all diesen Einrichtungen wird über die Stadtgrenzen hinaus, mit dem Kanton und anderen Gemeinden, zusammengearbeitet.

Der Stadtrat bedauert, in Ruth Genner und Martin Waser zwei engagierte Mitglieder zu verlieren. In Martin Waser verliert das Gremium einen pragmatischen und kompromissbereiten Politiker, der aber auch hartnäckig sein konnte und seine politischen Ziele nie aus den Augen verlor. Mit Ruth Genner verabschiedet sich der Stadtrat von einer immer sachbezogenen, auf Ausgleich setzenden, ökologisch agierenden Politikerin, die sich nach 27 engagierten Jahren aus der Politik zurückzieht. Der Stadtrat wünscht Ruth Genner und Martin Waser für die kommende Lebensphase alles Gute.

Der letzte Arbeitstag von Ruth Genner und Martin Waser ist der nächste Dienstag, 8. April.

Weitere Informationen