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Temporäre Kunstinterventionen im öffentlichen Raum

Medienmitteilung

Temporäre Kunstinterventionen im öffentlichen Raum

Ein Performance-Festival, ein Keramik-Gemälde, ein Glas-Pavillon, ein monumentaler Kleiderbügel, ein Betontisch und ein umgestülpter Container: Neun Galerien, Hochschulen und Kunsträume zeigen im Sommer 2013 temporäre Kunst auf öffentlichen Zürcher Plätzen.

28. März 2013

«Gasträume: Kunst auf öffentlichen Plätzen Zürichs» wurde 2010 als Pilotprojekt erstmals ausgeschrieben. Ziel war es, während der Sommermonate temporäre Plattformen für Kunstwerke im öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen und damit den unmittelbaren Kontakt zwischen Kunst und Menschen zu ermöglichen. Die Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum (AG KiöR) reagierte mit «Gasträume» auch auf das zunehmende Bedürfnis von Hochschulen, Galerien und Museen, im öffentlichen Raum auszustellen, und schuf damit Auftrittsmöglichkeiten für Kunst an attraktiven Standorten. Im letzten Sommer wurden die «Gasträume» in ART AND THE CITY integriert, ein Kunstfestival mit fast 100 000 Besucherinnen und Besuchern.

Aufgrund der positiven Rückmeldungen seitens des Publikums und der Zürcher Kunstszene wird «Gasträume» auch 2013 wieder als eigenständige Veranstaltung durchgeführt. Neben den bisherigen Plätzen – Sigi-Feigel-Terrasse, Tessinerplatz, Paradeplatz, Turbinenplatz, und Max-Bill-Platz – befinden sich mit dem Maag- und dem Steinfelsplatz neu zwei Standorte in Zürich-West, die von privater Seite zur Verfügung gestellt werden. Hinzu kommt im Stadtzentrum auch der Basteiplatz. Die Plätze weisen eine unterschiedliche städtebauliche Dynamik auf, sodass verschiedene Perspektiven und Szenarien im Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum zu erwarten sind.

Zürcher Kunstinstitute, Off Spaces und Galerien waren eingeladen, ihre Vorschläge für diese «Gasträume» einzureichen. Eine Fachjury beurteilte die Eingaben. Der Jury gehörten 2013 die Künstlerin Katja Schenker, der Kunsthistoriker Oliver Kielmayer (Kunsthalle Winterthur), der Kunstkritiker Hans Joachim Müller (Die Welt), Museumsintendant Rein Wolfs (Bundeskunsthalle, Bonn) und Christoph Doswald (Vorsitz AG KiöR) an. Aus 13 Bewerbungen hat die Jury neun Projekte zur Umsetzung empfohlen.

Während der Ausstellungszeit vom 7. Juni bis 8. September 2013 lassen sich in Zürich eine Reihe von Skulpturen und Installationen entdecken, die spezifisch für einen dieser Orte entwickelt wurden. Erstmals wird «Gasträume 2013» ein monumentales Keramik-Gemälde zeigen: Die österreichische Künstlerin Melli Ink installiert auf dem Basteiplatz eine bemalte Wand und eine Bank aus Keramik, die zum Betrachten und Verweilen einlädt.

Mit Lori Hersberger gastiert einer der bekanntesten Schweizer Künstler auf dem Paradeplatz. Seine Installation «Dystopia Stalker» ist ein Pavillon aus eingefärbtem Sicherheitsglas, dessen Oberfläche vom Künstler mit gezielter Gewalt bearbeitet wurde. Damit, so die Jury, «zitiert und kritisiert die Arbeit den Vandalismus und die damit verbundene Realität von Frust, Aggression und Zerstörungswut innerhalb der urbanen Gesellschaft». Gleichzeitig ist das Werk von Lori Hersberger als «erweiterte Form von Malerei» zu verstehen.

Auf einen existenziellen Aspekt der Gewalt im öffentlichen Raum bezieht sich die bekannte mexikanische Künstlerin Teresa Margolles. Auf dem Turbinenplatz installiert sie «Mesa y dos Bancos», einen Tisch und zwei Bänke aus Beton. Dem Beton wurde ein Deziliter Wasser beigefügt, das beim Waschen von Ermordeten in mexikanischen Leichenhäusern gefasst wurde. Dazu schreibt die Jury: «Durch die Translokation der Skulpturen in den öffentlichen Raum anderer Städte wird das globalisierte Businessmodell der mittelamerikanischen Drogenkartelle und die damit verbundenen alltäglichen Mordanschläge in der Heimat von Margolles an den Standorten des Drogenkonsums sichtbar.» Das Wasser wurde desinfiziert und ist gesundheitlich unbedenklich.

«Gasträume 2013» präsentiert aber auch klassische Plastiken – etwa die monumentale Skulptur des britischen Bildhauers Mark Handforth, die in Form eines vergrösserten Drahtkleiderbügels auf den Maagplatz zu stehen kommen soll. 

Wie bereits für die früheren Durchführungen gilt auch für «Gasträume 2013»: Die von der Jury aus künstlerischer Sicht empfohlenen Projektvorschläge werden von den privaten Galerien und Institutionen finanziert und müssen jetzt das städtische Bewilligungsverfahren durchlaufen, sodass es unter Umständen noch zu Programmänderungen kommen kann.