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Stärkung Pflege: Geteilter Dienst ade!

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Wenige mögen ihn, für die meisten ist er ein Reizbegriff: der geteilte Dienst. In manchen Pflegeeinrichtungen ist diese Dienstform, die nicht viel Flexibilität für die private Tagesgestaltung lässt, weiterhin eine Realität. Karin Büscher Djafer, Leiterin Betreuung und Pflege im Gesundheitszentrum Limmat, erzählt, welche Erfahrungen sie mit der Abschaffung des geteilten Diensts gemacht hat.

8. Januar 2024

Karin Büscher Djafer, Leiterin Betreuung und Pflege, Gesundheitszentrum Limmat
«Wir haben die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden höher gewichtet als die Vorbehalte der Planer*innen.»

Karin Büscher Djafer, Leiterin Betreuung und Pflege, Gesundheitszentrum Limmat

 

Karin, warum gibt es in der Pflege den geteilten Dienst?
Das liegt daran, dass wir jeweils morgens und abends besonders arbeitsintensive Zeiten haben und der Personalbedarf dann am höchsten ist. Darum ist es aus Planungssicht optimal, wenn Mitarbeitende die Morgenstunden abdecken, dann eine mehrstündige Pause haben und am Abend wieder im Einsatz sind.

Was spricht dagegen?
Das Leben. Es gibt vereinzelt Mitarbeitende, die den geteilten Dienst aufgrund ihrer Familiensituation sogar bevorzugen. Doch für die meisten ist es nicht ideal, einen derart langen Arbeitstag zu haben mit Freistunden in der Mitte. Die Work-Life-Balance, das Sozialleben und die Hobbys leiden. Ausserdem sind geteilte Dienste zusätzlich fordernd, weil man nur die besonders arbeitsintensiven Phasen bedient. Man erlebt die Bewohnenden nur zu diesen Zeiten und ist nicht in ihren Tagesablauf involviert.

War das der Grund, warum ihr den geteilten Dienst abgeschafft habt?
Genau. Vor allem das Assistenzpersonal, das die geteilten Dienste vorwiegend leistete, äusserte immer wieder den Wunsch nach durchgehenden Diensten. Für die Arbeitszufriedenheit war die Umstellung daher absolut zwingend, auch wenn es planerisch zu Beginn eine Herausforderung war. Man kann sagen, wir haben die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden höher gewichtet als die Vorbehalte der Planer*innen. 

Wie seid ihr vorgegangen?
Wir haben uns im Team überlegt, wie wir die Arbeitsabläufe so anpassen können, dass Tätigkeiten aus den Hotspots rausgeplant werden in die Zwischenzeiten, sodass wir am Morgen und am Abend im Schnitt mit einer Person weniger auskommen. Dafür haben wir einige Punkte identifiziert und das mit den Bewohnenden besprochen. Danach haben wir die Prozesse und Abläufe angepasst. Selbstverständlich war es zwingend, dass die Qualität unserer Arbeit nicht unter der Umstellung leidet.

Und inzwischen funktioniert das einwandfrei?
Genau. Abgesehen von zwei bis drei Notfällen im Jahr, bei denen wir die Mitarbeitenden am Vormittag fragen, wer bereit wäre, nach Hause zu gehen und später wiederzukommen, gibt es den geteilten Dienst bei uns nicht mehr. Es ist immer jemanden da, der sich flexibel zeigt. Die Umstellung war ein Prozess, der einige Monate gedauert hat. Zu Beginn gab es Bedenken. Denn für die Person, die die Tagesplanung macht, ist es eine zusätzliche Herausforderung. Vor allem, wenn jemand ausfällt. Darum haben wir die Planung gemeinsam im Team trainiert.

Wie wirkt sich die Abschaffung des geteilten Dienstes auf die Rekrutierung aus?
Wenn wir sagen können, dass wir keinen geteilten Dienst haben, wird das von Bewerber*innen positiv aufgenommen. Die Planung ist essenziell bei der Rekrutierung. Wir haben Mitarbeitende, die zu verschobenen Zeiten arbeiten wegen der Kinderbetreuung. Eine Mitarbeiterin macht ausschliesslich den Spätdienst. Unbezahlter Urlaub ist ebenfalls eine Option. Bei der Rekrutierung ist mir vor allem wichtig, dass wir transparent sind: Wir geben unseren Mitarbeitenden die Möglichkeit zur individualisierten Planung, haben aber gleichzeitig einen Auftrag zu erfüllen. Unser Anspruch ist, eine gute Qualität zu liefern.

Stellst du Veränderungen fest bei der Rekrutierung?
Die Bewerber*innen fragen gewisse Punkte viel expliziter ab als früher. Zum Beispiel die Teamkonstellation und das Betriebsklima. Sie wünschen sich – verständlicherweise – eine gewisse Stabilität, auch vom Führungsteam und sprechen dies im Bewerbungsverfahren aktiv an. 

Siehst du einen Zusammenhang zwischen der Abschaffung des geteilten Dienstes und der Fluktuation im Team?
Die Abschaffung des geteilten Dienstes ist sicher ein Faktor, der zur Arbeitszufriedenheit und damit zu einer geringeren Fluktuation beiträgt. Es ist jedoch ein Zusammenspiel verschiedener Punkte: Die Führungskultur, der Anspruch an die Arbeitsqualität und die Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind ebenfalls zentral. Diesbezüglich haben wir bei den Gesundheitszentren einiges zu bieten. Mit dem SGZ Campus haben wir ein eigenes Schulungszentrum, und die Spezialisierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sind aufgrund unserer Grösse und der zahlreichen Standorte ebenfalls sehr gut.

Was beschäftigt euch 2024?
Die Stabilität im Team haben wir. Nun können wir die Professionalisierung im Rahmen des Zusammenschlusses der ehemaligen Alterszentren und Pflegezentren weiter vorantreiben. Wir möchten unsere Mitarbeitenden so weit es geht an den Möglichkeiten, die die Gesundheitszentren bieten, teilhaben lassen – zum Vorteil von Mitarbeitenden und Bewohnenden.