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Publikation

Oktober 2023

Persönlich-Kolumne: Nachbar*innen

Publikation Tagblatt der Stadt Zürich
Raphael Golta, Vorsteher Sozialdepartement
Raphael Golta, Vorsteher Sozialdepartement
Oktober 2023

Persönlich-Kolumne: Nachbar*innen

Publikation Tagblatt der Stadt Zürich

Nicht alle Zürcher*innen sind in der Lage, sich ihren Platz zum Leben in unserer Stadt selbständig zu sichern. Auf dem Wohnungsmarkt haben zum Beispiel drogenabhängige Menschen, Randständige oder Geflüchtete nur geringe Chancen. Ohne Unterstützung finden sie meist kein Dach über dem Kopf.

Als Sozialvorsteher ist es meine Aufgabe, auch diesen Menschen in ihrer besonderen Situation und mit ihren eingeschränkten Ressourcen ein menschenwürdiges Leben in unserer Stadt zu ermöglichen. Dafür braucht es geeignete Wohnangebote, teils mit mehr und teils mit weniger Betreuung.

Die Angebote befinden sich an verschiedenen Orten unserer Stadt und die Menschen, die dort ein und aus gehen, mischen sich unter die Quartierbevölkerung. Vermutlich ist es menschlich, dass wir neuen Nachbar*innen mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis begegnen. Bei sozialen Wohnangeboten ist zweiteres definitiv stärker ausgeprägt. Das vermeintliche oder tatsächliche «Anderssein» der Neuen im Quartier löst Verunsicherung, teils auch Ängste aus.

Unsere Erfahrung zeigt aber, dass die anfängliche Skepsis meist einer unaufgeregten Normalität weicht, sobald sich der Betrieb einmal eingespielt hat. Dazu trägt auch bei, dass wir bei der Planung und im Betrieb unserer Institutionen viel in die Einbindung ins Quartier investieren. Wir legen grossen Wert auf Dialog, bieten Einblicke und haben ein offenes Ohr für die Anliegen der Bevölkerung. Unsere Fachleute vor Ort nehmen Rückmeldungen aus dem Umfeld ernst und intervenieren, wenn dies nötig ist.

So betreibt das Sozialdepartement viele seiner Einrichtungen schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten erfolgreich. Zürich soll und kann auch den Menschen vom Rande unserer Gesellschaft oder von weit her eine Chance in unserer Mitte und in unserer Nachbarschaft geben.

Raphael Golta,
Vorsteher Sozialdepartement