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«Mich spornt es extrem an wenn ich sehe, dass unsere Arbeit eine nachhaltige Wirkung zeigt.»

Interview mit Leonie von Amsberg, Bereichsleiterin Integration Arbeit bei DIMA.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit der AOZ?

Ich erlebe die Zusammenarbeit mit der AOZ als sehr konstruktiv, fruchtbar und beidseitig gewinnbringend. Es macht Spass, dieses erfolgsversprechende Vorhaben aufzugleisen.

Dass die Mitarbeitenden der AOZ in der Kommunikation mit fremdsprachigen Personen viel Erfahrung haben, erleben wir als gute Basis für die Zusammenarbeit mit der Zielgruppe der stellensuchenden, gehörlosen Migrant*innen. Die kreative und lösungsorientierte Art der Kommunikation beim Vermitteln von Inhalten kommt den gehörlosen Migrant*innen sehr zugute und erleichtert die Verständigung.

Warum ist die AOZ für die DIMA eine interessante Partner*in?

Bei DIMA haben wir viele gehörlose, geflüchtete Personen, die unbedingt arbeiten wollen. In der Regel haben unsere Kursteilnehmenden noch nie in der Schweiz gearbeitet. Eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt zu finden, ist für sie meist mit erheblichen Hindernissen verbunden.

Welchen Mehrwert sehen Sie für die gehörlosen Teilnehmenden ausgehend von der Kooperation DIMA/AOZ?

Durch die AOZ können die Teilnehmenden in Arbeitseinsätzen wertvolle Praxiserfahrungen sammeln, wodurch sich ihre Chancen, eine Stelle zu finden, deutlich vergrössern dürften. Zudem können sie bei der Stellensuche von AOZ-Jobcoaches unterstützt werden und profitieren vom grossen Netzwerk, das die AOZ auf dem Arbeitsmarkt hat. Da DIMA ergänzend gewisse Teile des Jobcoachings – wie etwa die Standortbestimmung sowie die Begleitung des Bewerbungsprozesses und Onboardings – übernehmen kann, verspricht das Jobcoaching in Kooperation mit der AOZ sehr viel vertiefter und effizienter zu werden. DIMA-Jobcoach Andreas Blaser ist selbst gehörlos und kann mit den Teilnehmenden in Gebärdensprache kommunizieren. Sie können sich barrierefrei austauschen und unser Jobcoach hat ein vertieftes Verständnis für die Situation der Personen, die er coacht. Dabei ist auch sehr hilfreich, dass er selbst in der Gehörlosenkultur verwurzelt ist. DIMA hat bei der AOZ inzwischen auch schon in verschiedenen Teams Schulungen zum Thema Gehörlosigkeit und Kommunikation mit gehörlosen Personen durchgeführt. Auch aus diesem Grund wissen die Mitarbeitenden der AOZ inzwischen besser, worauf sie bei der Kommunikation und im Umgang mit gehörlosen Personen besonders achten sollen.

Worin liegen aus Ihrer Sicht die wesentlichen Unterschiede zwischen einem gehörlosen Menschen mit Fluchterfahrung und einer gehörlosen Person, die in der Schweiz aufgewachsen ist? Welche Rolle spielt der Aspekt der Gehörlosigkeit bei Menschen mit Fluchterfahrung?

Für Schweizer Gehörlose gibt es verschiedene Unterstützungsangebote, auf die sie ein Anrecht haben. Das können Dolmetschdienste, spezielle Schulen, technische Hilfsmittel wie Blinkanlagen oder Hörgeräte sein. Viele dieser Leistungen werden durch die IV finanziert. Im Gegensatz dazu haben gehörlose geflüchtete Personen kein Anrecht auf IV-Leistungen. Ausserdem kennen sich viele behördliche Stellen überhaupt nicht mit Gehörlosigkeit aus. Rechtlich sind diese Stellen verpflichtet, für wichtige Gespräche Dolmetscher*innen heranzuziehen. Doch vielen ist das nicht bekannt.

Was bedeutet das für die Betroffenen?

Aus Unwissenheit werden gehörlosen Geflüchteten diese Dienste oft vorenthalten und so fehlt ihnen zu vielen wichtigen Informationen der Zugang. Im Kanton Zürich hat sich inzwischen Wissen zu diesen Themen aufgebaut. So werden den gehörlosen Geflüchteten auch dank der Akkreditierung unserer Angebote Sprachkurse und – zumindest in Gesprächen mit Behörden – meistens auch Dolmetschdienste finanziert.

Wie sieht es in anderen Kantonen aus?

In einigen Kantonen ist es für geflüchtete Gehörlose wesentlich schwieriger, Zugang zu Dolmetschdiensten und Integrationsangeboten zu erhalten. Da die Anzahl der gehörlosen Geflüchteten vergleichsweise niedrig ist, gibt es an vielen Orten der Schweiz überhaupt keine Angebote. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass sie sich mobil bewegen können, um Anschluss an Angebote in anderen Kantonen zu bekommen. Oft werden ihnen aber die Fahrspesen verwehrt, so dass es viele gehörlose, geflüchtete Personen gibt, die sehr isoliert leben. Sie fallen gewissermassen zwischen Stuhl und Bank, da Stellen im Migrationswesen oft der Ansicht sind, dass die IV zuständig wäre, während die IV-Kostenübernahmen für geflüchtete und zugewanderte Personen in den allermeisten Fällen ablehnt.

Gab es ein spezielles Erlebnis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? 

Speziell in Erinnerung bleibt mir die Geschichte einer geflüchteten, gehörlosen Person, die praktisch ohne Sprachkenntnisse zu DIMA kam. Diese Person hatte in ihrem Heimatland weder eine Gebärdensprache noch eine Lautsprache gelernt. Durch intensiven Unterricht und mit viel Aufwand hat es diese Person geschafft, sich in deutschschweizerischer Gebärdensprache rudimentär ausdrücken zu können und auch ein klein wenig Deutsch zu lernen. Dieser Mann ist jetzt in einem Einsatzprogramm tätig und alle sind hellauf begeistert von ihm. Er kommt im hörenden Umfeld gut zurecht und die Vorgesetzen sagen, dass er so gut arbeitet wie kaum ein anderer. Diese Geschichte ist für mich sehr eindrücklich.

Was spornt Sie an?

Mich spornt es extrem an, wenn ich sehe, dass unsere Arbeit eine nachhaltige Wirkung zeigt. Wenn durch unseren Einsatz eine Person einen Arbeitsplatz findet und dies für beide Seiten zufriedenstellend läuft, gibt mir das grosse Freude und Antrieb.

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