Wenn zu viel Zeit vergangen ist, können das Gehirn und die Organe so schwer geschädigt sein, dass irreversible Schäden zurückbleiben. Trotz dieser Herausforderungen erleben wir auch immer wieder positive Momente, die uns für unsere Arbeit motivieren.
Ein Einsatz, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, fand kürzlich in einer Firma statt. Wir (der Notarzt und ich) wurden gemeinsam mit dem Team eines RTW zu einer Mitarbeiterin gerufen, die «nur» kollabiert war. Bereits auf der Anfahrt erhielten wir die Information, dass die Patientin in einem Kreislaufstillstand sei. Die Ersthelfer vor Ort leiteten sofort die Laienreanimation ein.
Als wir am Einsatzort ankamen, wurden wir von Mitarbeitenden empfangen und direkt zur Patientin gebracht – ein entscheidender Vorteil, der wertvolle Zeit sparte. Ein Arbeitskollege berichtete uns, dass die Frau plötzlich hinter ihm umgefallen sei, ohne vorherige Beschwerden. Gemeinsam mit anderen Mitarbeitenden hatte er sofort mit der Reanimation begonnen und mithilfe eines Defibrillators (AED) bereits einen Schock ausgelöst. Wir übernahmen die Reanimation und arbeiteten eng mit den Ersthelfenden zusammen. Die Situation blieb kritisch, und es dauerte insgesamt 50 Minuten, bis wir einen minimalen Kreislauf herstellen konnten. Die Patientin erlitt jedoch immer wieder Rückfälle in den Kreislaufstillstand, selbst mit kreislaufunterstützenden Medikamenten. Schliesslich stabilisierten wir sie so weit, dass sie mit dem Rettungswagen unter Begleitung durch den Notarzt ins Spital transportiert werden konnte. Ihre Überlebenschancen waren zu diesem Zeitpunkt ungewiss.

Vor Ort betreute ich die Angehörigen und ihre Kollegen, die tief betroffen waren. Mit dem Ehemann sprach ich über die kritische Situation: Die nächsten Stunden würden darüber entscheiden, ob seine Frau überlebt – und wenn ja, ob sie Folgeschäden davontragen würde. Nach einer Reanimation können unter anderem durch Sauerstoffmangel schwere neurologische Defizite auftreten.
Im Spital erlitt die Patientin wieder einen Kreislaufstillstand, konnte jedoch erneut erfolgreich reanimiert werden. Ihr Zustand blieb kritisch. Zwei Tage später erhielten wir die Nachricht, dass sie ohne grössere Defizite aus dem künstlichen Koma erwacht sei. Eine Woche später erfuhren wir, dass sie mit nur kleinen Einschränkungen in die Rehabilitation verlegt werden konnte. Ein kleines Wunder, über das wir uns sehr gefreut haben.
Dieser Einsatz zeigt, wie entscheidend die Alarmierung über die Notrufnummer 144, schnelle Erste Hilfe und Teamarbeit sind. Dank des schnellen Eingreifens der Ersthelfenden und der erweiterten Massnahmen durch unser Team konnte die Patientin überleben und ihren beiden kleinen Kindern weiterhin eine Mutter sein. Solche schönen und erfolgreichen Momente geben uns die Kraft, jeden Tag unser Bestes zu geben.