Der 2. November 2024 war bei vielen Mitarbeitenden der Sanität und der ELZ seit Monaten dick im Kalender angestrichen. Denn an diesem Tag fand eine einmalige Zügelaktion statt. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, der Umzug des Kispi sei ein Routineeinsatz: die Verlegung von Patient*innen vom alten zum neuen Standort. Über eine Distanz, für die ungefähr 15 Minuten Fahrzeit eingerechnet werden müssen – normales Tagesgeschäft. Doch der Schein trügt!
Der Umzug war ein hochkomplexes Projekt, dem eine monatelange Planungsphase vorausging und das Koordination und Zusammenarbeit mit diversen internen Stellen, externen Partnerorganisationen und dem Kispi selbst erforderte. Für die meisten Beteiligten war es ein Projekt, das sie in dieser Grössenordnung noch nie realisiert hatten.
Eine akribische Planung war das A und O für das Gelingen dieses Projekts. Bereits im Frühjahr 2024 fanden die Kickoff-Meetings statt – mit einem klaren Auftrag: Die Organisation der Transporte ins neue Kispi für 62 junge Patient*innen, die medizinische Betreuung benötigen. Darunter auch 14 Transporte mit Patient*innen, deren Krankheitsbilder hochkomplex waren und die deshalb einer permanenten medizinischen Versorgung bedurften.
Dazu war es notwendig, alle Verantwortlichen aus den verschiedenen Bereichen an einen Tisch zu bringen und jede Transportfahrt einzeln zu planen. Wesentlich für diese Vorbereitungen war die Patient*innen-Matrix, in der pro Kind ein Fahrzeug mit der seinem Gesundheitszustand entsprechenden (Spezial-)Ausrüstung, die notwendigen Begleitpersonen sowie die ungefähre Gesamtzeit der Verlegung vordefiniert waren.
Marco Sgorlon, der zusammen mit Marco Aeschlimann, Matthias Christen und Benjamin Burri für die Projektleitung seitens Sanität zuständig war, präzisiert: «Die erste Schwierigkeit bestand darin, eine einheitliche Kategorisierung zu schaffen, eine Patient*innen-Matrix. Denn das Kispi kategorisiert mit anderen Modellen als ein Rettungsdienst. Eine zusätzliche Herausforderung war die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Personen und Organisationen, mit denen man im präklinischen Alltag keine Berührungspunkte hat.»
Es wurde schnell klar, dass SRZ dieses Projekt nicht allein bewältigen konnte. Nur schon wegen der parallelen Aufrechterhaltung der medizinischen Grundversorgung. Deshalb unterstützten verschiedene externe Rettungsdienste den Umzug. Insgesamt waren 25 Teams von elf Rettungsdiensten im Einsatz, davon fünf Rettungswagen (RTW) und die Babyambulanz von SRZ.
Matthias Christen, Teamleiter Rettungsdienst, plante die Transporte der einzelnen Patient*innen bis ins kleinste Detail: «Der Einsatz der verschiedenen Fahrzeuge war, vergleichbar mit einem Busfahrplan, genau getaktet. Basis dieser Planung war die Patient*innen-Matrix – ein äusserst dynamisches Dokument. Denn aufgrund des volatilen Zustands der kleinen Patient*innen war bis kurz vor dem Umzug unklar, in welcher Verfassung die Kinder sein würden. Wir mussten diese Unsicherheiten in die Planung miteinbeziehen und flexibel bleiben.»
Der erste Rettungswagen war um 7.30 Uhr unterwegs. Die Fahrzeuge, die in einem Warteraum beim Careum bereitstanden, wurden vom Koordinator ELZ zum Kispi bestellt. Dort angekommen, lotsten Guides das zuständige Team zur*m richtigen Patient*in auf die Station. Da die Platzverhältnisse vor dem alten Kispi beschränkt sind, brachten Angehörige der Sanitätskompanie sowie Mitarbeitende des Verlegungsdiensts die RTW zwischenzeitlich in einen weiteren provisorischen Warteraum in Hottingen und fuhren sie auf Bestellung per Funk zum Verladen zum Kispi zurück – sobald das betreffende Kind transportfähig war. Erst dann begann der eigentliche Transport in die Lengg. Dank der von der Dienstabteilung Verkehr (DAV) und der Stapo vorgegebenen Vorzugsroute konnte eine Fahrtdauer von rund 15 Minuten gewährleistet werden. Um zu prüfen, ob die angenommenen Fahrzeiten realistisch sind, wurden im Vorfeld Testfahrten durchgeführt. Nichts wurde dem Zufall überlassen.
Für die Kommunikation zwischen dem Kispi und der Front war Marco Aeschlimann, Teamleiter ELZ, zuständig. Er bestellte die Fahrzeuge zurück ins Kispi, sobald ein Kind transportbereit war. Keine dieser Verlegungen war ein Schnellzug, wie er sagt: «Pro Kind mussten von der Übernahme, Vorbereitung, Installation der medizinischen Geräte bis zur Transportfahrt, der anschliessenden Übergabe und Installation im neuen Kispi mehrere Stunden eingerechnet werden. Die längste Verlegung dauerte denn auch über vier Stunden.»
Etwa die Hälfte der Transporte erfolgte mit ärztlicher Begleitung, und wo medizinisch möglich, fuhren auch die Eltern im Rettungswagen mit. Gewisse Patient*innen mussten mit speziellen Beatmungsgeräten auf den Fahrzeugen transportiert werden, was unüblich ist. Ebenfalls berücksichtigt werden musste, dass der Betrieb des Kispi parallel zur Umzugsaktion aufrechterhalten werden musste, inklusive der Notfallstation.
Matthias Christen, Marco Sgorlon und Marco Aeschlimann waren von Beginn weg bei der Planung und Organisation an Bord. Sie erfüllten wichtige Schüsselfunktionen vor und während des Umzugs.
Marco Sgorlon, was war deine Aufgabe während des Umzugs?
Ich hatte die Funktion Chef Warteraum Careum inne. Dort war ich verantwortlich für den Empfang, das Briefing und die jeweiligen Einsatzkommandos der Teams. Nicht zu vergessen sind auch die Verpflegung und das Pausenmanagement, die für eine solche Grossoperation sehr wichtig waren. Zudem war ich im Vorfeld zuständig für die Routenplanung und stand in engem Kontakt mit der DAV sowie den betreffenden Kreischefs der Stapo.
Was hat dich besonders gefreut?
Der intensive Kontakt mit der DAV und der Stapo war jederzeit sehr wohlwollend und zielführend. Wir haben die Vorzugsrouten zusammen geplant, das hat wirklich top funktioniert. Natürlich war ich auch glücklich, dass wir den schwer kranken Kindern einen reibungslosen Transport ermöglichten. Dem einen oder anderen Kind konnten wir ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Marco Aeschlimann, was war deine Aufgabe während des Umzugs?
Ich war die Schnittstelle zwischen der Front und der ELZ und koordinierte die Aufgebote sowie Disposition des Rettungsdiensts – sowohl im Vorfeld als auch am Umzugstag selbst. In Zusammenarbeit mit dem EL SAN, Matthias Christen, erhoben wir, welches Kind transportfähig ist, damit ich die entsprechenden Mittel via ELZ aufbieten lassen konnte.
Hast du schon einmal etwas Ähnliches erlebt?
Der Umzug eines Spitals mit sehr jungen Patient*innen und teils komplexen Krankheitsbildern war komplettes Neuland für mich. Allerdings ähnelte das Projekt einer Grossschadenslage mit vielen Patient*innen, in der man Rettungsmittel koordiniert, triagiert und zuweist. Der Kispi-Umzug war im Gegensatz dazu ein geplanter Einsatz. Damit haben wir grundsätzlich viel Erfahrung, die wir einbringen konnten, und vom Alltag her sind wir uns gewohnt, mit unvorhergesehenen Themen und Problemen konfrontiert zu sein.
Matthias Christen, was war deine Aufgabe während des Umzugs?
Ich war die Schnittstelle zwischen dem Kispi, den Patient*innen und den Rettungsdiensten. So war ich stets im Bild bezüglich der Patientenvorbereitungen im Kispi, wusste, wann ein Kind transportfähig war und in welchem Zustand es sich befand, und konnte in Zusammenarbeit mit Marco Aeschlimann, Koordinator ELZ, die Fahrzeuge vor das Kispi bestellen.
Wo lagen die Herausforderungen?
Wir arbeiteten mit zwölf verschiedenen Organisationen zusammen und hatten 25 RTW auf Platz. Die Koordination so vieler Mittel ist an sich schon herausfordernd – mit Personen zu arbeiten, die man nicht aus der Organisation kennt, war eine zusätzliche Schwierigkeit. Es hat jedoch alles wunderbar geklappt, was mich sehr freut.