Bei Einsätzen des Rettungsdiensts reichen die medizinischen Fähigkeiten alleine nicht aus. In vielen Situationen sind besonders auch die zwischenmenschlichen Kompetenzen gefragt. Es gibt ausserdem oftmals viel zu organisieren und nicht immer lassen sich die Probleme der Patient*innen gleich schnell lösen. Die beiden diplomierten Rettungssanitäterinnen HF Nadine Wettstein und Leonie Gysling berichten in dieser Podcast-Folge von «Sondersignal» von Einsätzen, bei denen sie die Extrameile gingen.
Als Nadine beispielsweise bei einem Einsatz mit dem tragischen Schicksal eines Palliativ-Patienten konfrontiert war, versuchten sie und ihr Teamgspänli alles, um die Situation für ihn und die ganze Familie so angenehm wie möglich zu machen. Als die Enkel dazustiessen, kümmerten sie sich auch um ihr Wohlbefinden und sorgten dafür, dass sie den Rettungswagen trotz schwierigen Umständen in positiver Erinnerung behalten können. Nach diesen berührenden Begegnungen kamen dann auch bei Nadine die Emotionen hoch. Es sind Emotionen, die auf jeden Fall Platz haben dürfen. «Eine Träne zu vergiessen ist überhaupt keine Schwäche, es zeigt mehr, dass wir auch einfach Menschen sind», sagt Nadine.
Besonders viele organisatorische Fragen stellen sich den Einsatzkräften zum Beispiel dann, wenn eine alleinstehende Person hospitalisiert werden muss: Kann die Wohnung so zurückgelassen werden? Ist der Kochherd abgestellt? Was passiert mit Hunden oder Katzen, die sich noch in der Wohnung befinden? Leonie erklärt, dass sie für die Betreuung von Haustieren oft Angehörige kontaktieren. Sie erzählt aber auch von einem Einsatz, bei dem niemand da war, der sich um den Hund eines Patienten hätte kümmern können. Da die Zeit aufgrund des kritischen Zustands des Herrchens drängte, nahmen sie den Hund kurzerhand einfach mit auf den Rettungswagen. Während der Fahrt boten sie dann den Tierrettungsdienst auf, der den kleinen Dackel im Spital abholte, um sich vorübergehend um ihn zu kümmern.
Während eines Einsatzes müssen die Rettungskräfte jeweils gut abwägen: Einerseits möchten sie eine Situation hinterlassen, in der die Menschen zurechtkommen und nicht hilflos zurückbleiben. Und natürlich soll es möglich sein, gelegentlich mal einen Gefallen zu tun. Andererseits wollen sie aber auch zeitnah in die Wache zurückkehren, um für den nächsten Einsatz bereit zu sein. Man versuche, sich einen Plan zu schaffen und Zwischenlösungen zu finden, sagt Leonie. Wenn es medizinisch sehr pressiert, könne alles andere im Nachhinein geregelt werden. Aber häufig müsse man den Patient*innen ein wenig Zeit geben – denn je nachdem werden sie plötzlich aus ihrem Alltag gerissen. Angesprochen darauf, inwiefern ihr Beruf ihre Sicht auf das Leben allgemein verändert hat, meint Leonie, dass sie viel dankbarer geworden sei. «Es wird einem vor Augen geführt, wie gut es einem geht, wenn man jeden Tag aufstehen darf und gesund ist.»
Im Podcast-Gespräch erzählen die beiden Rettungssanitäterinnen unter anderem mehr zu den erlebten Einsätzen, wieso die Angehörigen eine zentrale Rolle spielen und wo die Grenzen des Handlungsspielraums der Rettungskräfte liegen.
Den Blaulicht-Podcast «Sondersignal» gibt es auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Dazu zählen zum Beispiel Spotify, Apple Podcasts. Auf YouTube sind die publizierten Folgen ausserdem als Videos verfügbar.