Warum haben Sie speziell dieses Werk ausgewählt?
Wenn ich auf Kunst treffe, die mich berührt, ist es, als würde ich einen Menschen treffen, der mich anspricht. Es entsteht augenblicklich ein Band, eine Kommunikation. Habe ich das Bild ausgewählt? Oder hat es mich ausgewählt? Wer sagte das erste Wort? Ich sah das Bild, als ich wegen eines anderen Bildes die Kunstsammlung besuchte. Es stand zur Auslieferung ins Stadthaus bereit und war somit bereits «vergeben». Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich war richtig aufgeregt. Auf der Stelle habe ich mich dafür angemeldet, immer mal wieder nachgefragt und es schliesslich nach etwa drei Jahren endlich ausgeliehen bekommen.
Was ist besonders an ihrem Büro?
Durch unser Büro gelangt man in das Büro von Stadtrat André Odermatt, Gäste aus Stadtbevölkerung und Verwaltung warten bei uns auf ihren Sitzungstermin. Dadurch ist es auch ein wenig wie in einer Galerie: Die Bilder, die hier hängen, erhalten besonders viel Aufmerksamkeit. Wir haben deshalb darauf geachtet, dass sich die Bilder harmonisch zusammenfügen und die Kunstsammlung einen guten Auftritt hat. Auch die Stühle für unsere Besucher*innen sind auf die Bilder abgestimmt. Bevor ich dieses Bild erhielt, habe ich die Bilder öfters ausgewechselt, damit verschiedene Werke sichtbar wurden. Dieses Bild hingegen werde ich nicht mehr austauschen, es gefällt mir so sehr.
Welche Art von Kunst können Sie sich keinesfalls in Ihrem Büro respektive Arbeitsumfeld vorstellen?
Eine Video- oder Audio-Installation.
Wie beeinflusst das ausgewählte Werk das Arbeitsklima?
Dank diesem Bild weht das ganze Jahr über einen Hauch von Süden durch unsere Räume. Wenn ich es anschaue, höre ich Grillen zirpen, rieche ich einen Sommergarten und stelle mir vor, wie ich an einem alten Eisentisch mit abgeblätterter Farbe sitze, vor mir aufgeschnittene Tomaten, Käse, Brot. Es ist ein Bild, das alle Sinne anspricht. Feriengefühle. Der Himmel ist leicht bewölkt, es ist also nicht allzu heiss, nur angenehm warm.
Eine kleine Notiz am Rande: Eine Freundin von mir lebt im gleichen Haus wie der Künstler, daher weiss ich, dass das Bild tatsächlich in einem Garten im südlichen Frankreich gemalt wurde. Diese unerwartete persönliche Verbindung stellte noch mehr Nähe her.

Künstler: Marc-Antoine Fehr
Werk: «Le potager à Pressy», 2009, Öl auf Leinwand, 129,5 x 159,5 cm.
Das Werk befindet sich seit 2009 in der Kunstsammlung der Stadt Zürich.
Foto: Esther Mathis