Katharina Graf befindet sich im Abschlussjahr des berufsbegleitenden Studiengangs Pflege HF am Gesundheitszentrum für das Alter Mattenhof und steht kurz vor ihrem Diplom als Pflegefachfrau HF. Während der Teilnahme am LTT «Herausforderndes Verhalten» konnte sie wertvolle Kompetenzen im Umgang mit herausfordernden Pflegesituationen entwickeln. Ihr Ziel ist es, das neu gewonnene Wissen gezielt in der Praxis anzuwenden, eine deeskalierende Pflegekultur zu fördern und ihr Team durch den Austausch von Erkenntnissen aktiv bei der Verbesserung der Pflegequalität zu unterstützen.
Weshalb hast du diesen Lehrgang am SGZ Campus besucht?
In meiner Arbeit in der Langzeitpflege habe ich täglich mit Bewohnenden zu tun, die herausforderndes Verhalten zeigen – oft aufgrund kognitiver Beeinträchtigungen, Demenz oder psychischer Erkrankungen. Solche Verhaltensweisen entstehen häufig aus unbefriedigten Bedürfnissen oder Überforderung. Deshalb war es mir wichtig, die Ursachen besser zu verstehen und zu lernen, wie ich in solchen Situationen professionell und deeskalierend reagieren kann.
Durch den LTT konnte ich wertvolle Strategien mitnehmen, die mir helfen, anspruchsvolle Situationen souverän zu meistern und die Bewohnenden bedürfnisorientiert und respektvoll zu betreuen. Gleichzeitig hat mir der LTT geholfen, meine Sicherheit im Umgang mit herausforderndem Verhalten zu stärken.
Besonders geschätzt habe ich den praxisnahen Unterricht, den wertvollen Austausch mit den anderen Teilnehmenden und die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis – Aspekte, die für mich entscheidend sind.
Was hat dir besonders gut gefallen?
Der LTT bot viel Raum für eigene Fragen, unabhängig vom Erfahrungshintergrund der Teilnehmenden. Jede Perspektive wurde ernst genommen. Die Dozentin begegnete uns auf Augenhöhe und gab wertvolle Einblicke aus ihrer eigenen Praxis. Besonders hilfreich fand ich die praktischen Übungen, die mir geholfen haben, meine eigenen «Triggerpunkte» besser zu erkennen und gezielt mit herausfordernden Situationen umzugehen.
Was war die grösste Herausforderung für dich und wie hast du sie gemeistert?
Die grösste Herausforderung war, meine bisherigen Vorstellungen kritisch zu hinterfragen und neue Ansätze auszuprobieren. Es war eine intensive Auseinandersetzung mit meinen eigenen Haltungen, aber schlussendlich eine sehr bereichernde Erfahrung.
Die Umsetzung der Theorie in die Praxis ist nicht immer einfach, besonders wenn gewohnte Abläufe im Team angepasst werden müssen. Hier braucht es Geduld, Offenheit und kontinuierliches Üben.
Kannst du das Gelernte in deiner täglichen Arbeit anwenden? Hast du ein konkretes Beispiel?
Ja, auf jeden Fall! Ein besonders wichtiger Aha-Moment war für mich die Erkenntnis, wie zentral es ist, sich den Bewohnenden richtig zu nähern – also nicht frontal oder von hinten, sondern von der Seite, um eine weniger bedrohliche Annäherung zu ermöglichen.
Ausserdem plane ich mit meinem Team einen Vortrag über den richtigen Umgang mit herausforderndem Verhalten in der Pflege. Seit meiner Weiterbildung achte ich viel bewusster darauf, die Bewohnenden nicht zu überfordern. Zum Beispiel sprechen während der Pflege nicht mehrere Personen gleichzeitig mit der betroffenen Person. Stattdessen übernimmt eine Person die Kommunikation, während die andere unterstützend wirkt. Das hilft enorm, angespannte Situationen zu entschärfen und Eskalationen zu vermeiden.
Wem würdest du den Kurs besonders empfehlen?
Grundsätzlich ist dieser LTT für alle in der Pflege Tätigen von grossem Wert. Fundierte Kenntnisse im Umgang mit herausforderndem Verhalten sind für jede Pflegefachperson unerlässlich – besonders in der Langzeitpflege, wo solche Situationen häufig auftreten.
Warum ist es ein Mehrwert, die LTTs am SGZ Campus zu besuchen?
Die LTTs am SGZ Campus haben mich durch ihre hohe Qualität überzeugt. Besonders wertvoll fand ich die praxisnahen Übungen sowie die kompakte und gut strukturierte Vermittlung der Inhalte.
Zudem sind sie gezielt auf die aktuellen Herausforderungen in der Pflege ausgerichtet und zeichnen sich durch einen starken Praxisbezug aus. Die Dozent*innen bringen eigene Perspektiven und wertvolle Erfahrungen ein, was den Unterricht besonders bereichernd macht. Die praxisorientierten Inhalte ermöglichen es, das Gelernte direkt in den Pflegealltag zu integrieren.
Im Vergleich zu früheren LTTs, die nicht immer so praxisnah und informativ waren, heben sich diese LTTs durch ihren hohen praktischen Nutzen und die unmittelbare Anwendbarkeit im Berufsalltag deutlich ab. Ein konkretes Beispiel dafür ist ein Aha-Erlebnis, das ich, während eines LTTs zum Thema Schmerzmanagement hatte. Dort wurde mir bewusst, warum die gleichzeitige Gabe von schwachen Opioiden wie Tramadol und starken Opioiden wie Morphin, Oxycodon oder Fentanyl nicht zu empfehlen ist. Durch die fundierten Erklärungen und praxisnahen Fallbeispiele konnte ich die potenziellen Risiken sowie die fehlende synergistische Wirkung besser nachvollziehen als in der Berufsschule.
Dieses Wissen erweist sich als äusserst wertvoll, da ich es direkt in meinen Berufsalltag integrieren kann – sowohl zur Erhöhung der Patientensicherheit als auch zur Optimierung der Schmerztherapie.
Zum Schluss: Erinnerst du dich an einen besonderen Moment, den du mit uns teilen möchtest?
Besonders eindrücklich war für mich die Reflexion der eigenen Verhaltensmuster in herausfordernden Situationen. Ich habe realisiert, wie stark meine eigene Haltung das Verhalten der Bewohnenden beeinflussen kann. Diese Erkenntnis hilft mir heute, ruhiger und bewusster mit schwierigen Situationen umzugehen.
Der Lernbereich Training und Transfer (LTT) stellt als dritter Lernort eine wertvolle Schnittstelle zwischen der Höheren Fachschule und dem Ausbildungsbetrieb dar.
Er ist verbindlicher Bestandteil der Ausbildung zur diplomierten Pflegefachperson HF und schlägt eine Brücke zwischen Theorie und Praxis. Die LTTs sind konsequent auf die berufliche Praxis ausgerichtet.