Zum Gesundheitszentrum für das Alter Bachwiesen stiess Ana Pereira Rocha im Jahr 2020. Erst war sie stellvertretende Leiterin Hauswirtschaft, seit Frühling 2023 führt sie als Leiterin Hauswirtschaft ein Team von 25 Mitarbeitenden.
Ana Pereira Rocha ist seit jeher mit Herzblut in der Hauswirtschaft tätig. Als gelernte Hotelfachassistentin war sie lange in der 5-Sterne-Hotellerie tätig und hat in Bern, Luzern und Zürich gearbeitet. In ihrer Rolle als Director of Housekeeping durfte sie ein besonderes Projekt angehen: Sie hat für das Bürgenstock Resort mit vier Hotels den Bereich Hauswirtschaft von Grund auf aufgebaut, inklusive der Rekrutierung einer Vielzahl von Mitarbeitenden. Eine Mammutaufgabe, die sie noch heute mit sehr viel Stolz erfüllt. Seit 2020 ist sie beim Gesundheitszentrum für das Alter Bachwiesen tätig und zeigt auch hier, dass sie eine Führungskraft ist, die gross denkt – und bei ihren Projekten das Wohl der Mitarbeitenden im Fokus hat.
Ana, wie kam es, dass du den Schritt von der 5-Sterne-Hotellerie ins Gesundheitswesen gemacht hast?
Der Gedanke dazu ist mir während meines Mutterschaftsurlaubs gekommen. Ich bin Mutter von Zwillingen, die inzwischen fünf Jahre alt sind. Für mich war klar, dass ich wieder in die 5-Sterne-Hotellerie zurückkehren würde, denn ich kannte nichts anderes. Der Beruf ist mir nach wie vor sehr wichtig, aber die Perspektive darauf hat sich seit der Geburt meiner Kinder verändert. Als ich während meines Mutterschaftsurlaubs die Stelle als stellvertretende Leiterin Hauswirtschaft im Gesundheitszentrum Bachwiesen gesehen hatte, direkt bei mir um die Ecke, dachte ich mir: Dem gebe ich eine Chance. Und ich habe es bis heute nicht bereut.
Wie war der Einstieg ins Gesundheitswesen für dich und welche Unterschiede stelltest du fest?
Durch den Wechsel hat sich mein Blick in vielerlei Hinsicht erweitert. Der Umgang mit den zentralen Themen Alter und Tod war zu Beginn eine Herausforderung für mich, die mich aber hat wachsen lassen. Der grösste Unterschied, den ich zwischen Hotel und Gesundheitszentrum sehe, ist die Sichtbarkeit der Mitarbeitenden: Während die Mitarbeitenden im Hotel eher im Hintergrund tätig sind und nicht stören sollen, zeigen sie sich im Gesundheitszentrum und pflegen einen aktiven Austausch mit den Bewohnenden. Der Mensch steht hier im Vordergrund.
Und die Mitarbeitenden sind in der Regel fix auf einer Abteilung eingeteilt, im Gegensatz zum Hotel, richtig?
Genau, dadurch pflegen die Bewohnenden einen engen und schönen Austausch mit den Mitarbeitenden, was für beide Seiten bereichernd ist. Neulich sprang zum Beispiel auf der Demenzabteilung jemand für eine kranke Mitarbeiterin ein. Das fiel prompt auf, und man erkundigte sich nach der Mitarbeiterin, die für gewöhnlich auf der Abteilung tätig ist. Es ist eben nicht egal, wer die Arbeit macht, denn die Mitarbeitenden gehören zum Leben der Bewohnenden dazu und leisten einen wichtigen Beitrag im Sinne unseres Betreuungskonzepts. Der Hauptgrund für diese fixe Zuteilung ist aber, dass die Mitarbeitenden so die Vorlieben der Bewohnenden kennenlernen und die Abläufe entsprechend planen können. Das ist für die Bewohnenden ein Gewinn an Lebensqualität.
Gibt es weitere Faktoren, die die Arbeit im Gesundheitszentrum positiv prägen?
Definitiv, zum Beispiel das Weiterbildungsangebot. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass sich die Mitarbeitenden weiterentwickeln und unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Wir investieren in die Mitarbeitenden. Da die Gesundheitszentren rund 40 Standorte umfassen, können wir zum Beispiel Seitenwechsel in einem anderen Betrieb ermöglichen. Ich habe das selbst auch schon genutzt, um zu sehen, wie die Abläufe woanders funktionieren und ob ich etwas davon bei uns umsetzen kann. Zudem leben wir das Konzept «Offenes Haus», das ebenfalls einen sehr positiven Einfluss auf das Wohnen und Arbeiten im Gesundheitszentrum Bachwiesen hat.
Was beinhaltet das Konzept «Offenes Haus»?
Das Konzept beschreibt, wie wir bei uns im Haus Vernetzung und Begegnung leben und fördern. So sind zum Beispiel die Teams überwiegend fix auf den Abteilungen tätig, helfen einander aber abteilungsübergreifend aus. Alle unsere Bewohnenden – auch Bewohnende mit schwerer Demenz – bewegen sich tagsüber frei im Haus und werden von allen Mitarbeitenden eng begleitet und unterstützt. Die regelmässigen Begegnungen zwischen den Mitarbeitenden und den Bewohnenden stärken einerseits die Beziehungen und ermöglichen den Mitarbeitenden andererseits, ihre Kompetenzen im Umgang mit Menschen mit Demenz täglich zu erweitern. Das theoretische Wissen dazu können sie sich in einer auf sie zugeschnittenen Weiterbildung am Schulungszentrum Gesundheit (SGZ) aneignen. Ein weiterer Aspekt ist, dass das Haus nicht nur für Bewohnende und ihre Angehörigen offen ist, sondern auch Gäste aus dem Quartier im Restaurant anzutreffen sind – und natürlich unsere Mitarbeitenden. Auf diese Vernetzung mit dem Quartier legen wir grossen Wert.
Etwas, was du umgesetzt hast, ist der Abbau eine Hierarchiestufe. Wie kam es dazu?
Ein wichtiger Grund dafür war das Feedback von Mitarbeitenden. Viele Fachpersonen wünschten sich mehr Entwicklungsmöglichkeiten und Verantwortung. Indem wir die Stelle der stellvertretenden Leitung nicht mehr besetzten, erreichten wir genau das. Heute ist stattdessen ein Team von sechs Personen für meine Stellvertretung zuständig. Wie in der Pflege gibt es auch bei uns jeden Tag eine Person, die die Tagesverantwortung übernimmt. Sie ist für alle täglichen Belange zuständig und fungiert als Ansprechperson. Die Tagesverantwortlichen erarbeiten ihr Wissen und sammeln ihre Erfahrungen, wenn ich da bin, und wissen so, was zu tun ist, auch wenn ich zum Beispiel in den Ferien bin.
Welche Erfahrungen habt ihr mit diesem System gemacht?
Sehr positive. Das System funktioniert so gut, dass wir nichts daran verwerfen mussten und es im Gegenteil noch erweitern. Die Mitarbeitenden schätzen die zusätzliche Verantwortung und man merkt schon an ihrer Ausstrahlung, wenn sie die Tagesverantwortung haben. Während meinen Ferien müssen sie mit Fragen nicht mehr auf den Leiter Hotellerie zugehen, sondern kennen die Abläufe und Prioritäten bestens. Sie haben viel mehr Routine darin, vor Leuten zu stehen, Entscheidungen zu treffen und zum Beispiel den Tagesplan zu ändern, wenn jemand krankheitsbedingt ausfällt.
Hat das neue System auch Auswirkungen auf die übrigen Mitarbeitenden in deinem Team?
Auch hier ist mir eine sehr positive Veränderung aufgefallen. Nämlich, dass sie sich in Sitzungen viel stärker einbringen, statt Informationen nur aufzunehmen. Die Sitzungen sind dadurch interaktiver und wir alle profitieren von den verschiedene Erfahrungen und Sichtwiesen. Wenn wir zum Beispiel einen Ablauf ändern müssen, habe ich natürlich gewisse Vorstellungen und trage die Verantwortung, aber das ganze Team hat eine Stimme. Am Ende der Sitzung mache ich jeweils eine offene Runde, in der alle Mitarbeitenden auch eigene Themen einbringen können. Das wird sehr geschätzt und rege genutzt. Auch unser Schulungskonzept wurde erweitert, und alle Mitarbeitenden führen Instruktionen zu alltäglichen Themen durch wie etwa Fensterreinigung, Umgang mit Isolationen oder Arbeitssicherheit.
Euer Team hat beim internen Team-Award zum Thema Work-Life-Balance einen von drei Preisen gewonnen. Womit konntet ihr punkten?
Die Work-Life-Balance meiner Mitarbeitenden stärke ich, indem ich sie wo immer möglich einbeziehe und ihrer Stimme Gewicht gebe. Ich setze zum Beispiel auf die autonome Dienstplanung. Meine Mitarbeitenden müssen jeweils an einem Wochenende im Monat arbeiten. Früher wurde sehr viel abgetauscht. Seit sie sich selbst eintragen können und ich den Dienstplan basierend auf ihren Wünschen erstelle, kommt das nur noch selten vor. Für die Ferienplanung gehen wir gleich vor – auch hier funktioniert dieses Vorgehen hervorragend. Natürlich werden die Arbeitsbedingungen vom Betrieb vorgegeben, aber im Rahmen meiner Möglichkeiten gehe ich auf die Wünsche der Mitarbeitenden ein. Bisher ist mir das fast immer gelungen. Wenn es einmal nicht ging, haben wir gemeinsam eine Lösung gefunden.
Was hat der Team-Award bei euch als Team ausgelöst?
Wir hatten absolut nicht damit gerechnet, dass unser Team zu den Gewinnern gehören würde, als wir uns beworben hatten. Umso grösser waren die Freude und die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Auszeichnung hat uns noch bewusster gemacht, wie stark unser Zusammenhalt ist. Und das ist die halbe Miete, wenn es um die Freude an der Arbeit geht.
Es ist in der Hauswirtschaft nicht einfach, Nachwuchs zu finden. Was ist dir besonders wichtig, um den Beruf für junge Menschen attraktiv zu machen?
Ich möchte unbedingt den Berufsstolz weitergeben und die Lernenden bestmöglich ausbilden. Wir legen einen starken Fokus auf die Lernenden und haben eine eigene Ausbildungsabteilung und eine Berufsbildnerin, die sich viel Zeit für die jungen Menschen nimmt. Sie werden gut begleitet und können dadurch langsam Verantwortung übernehmen. Die Lernenden sollen bei uns nicht als Ersatz für kranke Mitarbeitende dienen, sondern eine hochwertige Ausbildung geniessen. Wir bilden Lernende aus, auf die wir stolz sein können, denn sie sind unsere Zukunft. Neben EBA- und EFZ-Lehren bieten wir auch Integrationsvorlehren an und unterstützen Arbeitseinsätze.