Dr. Marcel Maier leitet seit Anfang 2016 das Schulungszentrum Gesundheit Zürich (SGZ Campus), das zu den Gesundheitszentren für das Alter der Stadt Zürich gehört. Der studierte Betriebswirt war einige Jahre in der Logistikbranche tätig, wollte aber schon bald den Menschen stärker in den Fokus seiner Arbeit rücken. Zu diesem Zweck absolvierte er ein Masterstudium in Psychologie an der Universität Basel, das er 2006 abschloss. Im Zuge eines Praktikums in den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel kam er zum ersten Mal beruflich in Kontakt mit dem Gesundheitswesen. 2007 wechselte er als Qualitätsbeauftragter in das damalige Pflegezentrum Mattenhof, wo er zuletzt als Beauftragter für Organisations- und Qualitätsentwicklung tätig war. 2014 promovierte er an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe in Angewandter Ethik.
Marcel, du hast den SGZ Campus 2016 übernommen, wie hat es sich seither entwickelt?
Wir haben in dieser Zeit das thematische Spektrum unseres Angebots sehr stark erweitert und ausdifferenziert: So haben wir zum Beispiel bereits 2016 erste Führungsausbildungen in unser Programm aufgenommen. Ein paar Jahre später folgten Angebote im Bereich der Gerontopsychiatrie. Für FaGe-Lernende haben wir das Skills Lab entwickelt, in dem sie die Behandlungspflege festigen können. Zur Unterstützung der HF-Studierenden bieten wir Lern- und Transfertage (LTT) an. Daneben haben wir diverse strategische Partnerschaften aufgebaut und gefestigt. Zum Beispiel mit der Ostschweizer Fachhochschule für die Themen Palliative Care und Demenz und mit der ZHAW, mit der wir das Certificate of Advanced Studies (CAS) Teamleitung im Gesundheitswesen anbieten. Zudem sprechen wir heute mit unserem Angebot neben unserem damaligen Hauptkunden, den Pflegezentren der Stadt Zürich (heute Gesundheitszentren für das Alter), gleichermassen auch externe Kund*innen in der gesamten deutschsprachigen Schweiz an.
Was zeichnet euer Weiterbildungsangebot aus?
Uns ist sehr wichtig, praxisbezogene und kompetenzorientierte Bildung anzubieten. Zudem arbeiten wir eng mit den Gesundheitszentren für das Alter zusammen. Dadurch sind unsere Angebote stets State of the Art – praxisnah und evidenzbasiert. Die rund 100 Dozierenden, die bei uns unterrichten, sind ausgewiesene Expert*innen aus Forschung und Praxis – viele von ihnen sind in den Gesundheitszentren für das Alter tätig. Das ist eine Win-win-Situation: Wir bekommen das Know-how aus der Praxis, und die Mitarbeitenden aus den Gesundheitszentren haben die Möglichkeit, ein neues Tätigkeitsfeld zu erschliessen für ihre berufliche und persönliche Weiterentwicklung.
Wie gestaltet ihr die Zusammenarbeit mit euren Dozierenden?
Wir unterstützen unsere Dozierenden anhand von Visitationen und Evaluationen und stellen so eine hohe didaktische Qualität sicher. Im Rahmen von WiBi-Treffen bilden wir sie zudem regelmässig zu verschiedenen relevanten Themen weiter, etwa zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz. WiBi steht für Wirksame Bildung. Unsere Dozierenden haben ausserdem die Möglichkeit, sich bei uns zu guten Konditionen in der Erwachsenenbildung weiterzuentwickeln.
Was bedeutet es für die Gesundheitszentren, ein eigenes Schulungszentrum zu haben?
Die Gesundheitszentren profitieren in besonderem Masse von unserem Angebot, da wir durch den engen Kontakt sehr schnell auf ihre Bedürfnisse eingehen können. Die Hürde ist sehr tief. Ein grosser Teil unserer Angebote ist für Mitarbeitende der Gesundheitszentren bereits vorfinanziert. Dass die Gesundheitszentren ein eigenes Schulungszentrum haben, sendet ein starkes Signal. Es zeigt, dass ihnen Weiterbildung wichtig ist und sie in die Entwicklung ihrer Mitarbeitenden investieren.
Euer Angebot steht nicht nur den Mitarbeitenden der Gesundheitszentren offen. Wovon profitieren eure externen Kund*innen besonders?
Wir sind vor allem in der geriatrischen Langzeitpflege sehr stark: Unsere Hauptzielgruppe sind Altersinstitutionen und die Spitex. Dabei schulen wir nicht nur Pflegende aller Levels, sondern haben auch adressatengerechte Angebote zu verschiedenen geriatrischen Themen für Mitarbeitende aus Hotellerie, Technischem Dienst oder Administration. Sie sind ebenfalls mit den älteren Menschen in Kontakt und benötigen Know-how zu Themen wie Demenz oder Gerontopsychiatrie. Zudem unterstützen wir sowohl Studierende und Lernende als auch ihre Arbeitgeber, indem wir einen dritten Lernort geschaffen haben für das Vertiefen und Üben von Themen. Das ist vor allem für kleinere Betriebe ein grosser Vorteil, die diese Möglichkeit intern nicht anbieten können. Die Lern- und Transfertage (LTT) sind im Rahmen des HF-Studiums Pflicht. Wir haben 30 bis 40 verschiedene Angebote dazu.
Wie werden am SGZ Campus neue Angebote angestossen und umgesetzt?
Dank unserer Zusammenarbeit mit den Gesundheitszentren und verschiedenen Kooperationspartnern stellen wir veränderte Bedürfnisse frühzeitig fest und können unser Angebot laufend anpassen, um der Dynamik im Bildungsmarkt und in der Pflege gerecht zu werden. Zudem bieten wir unseren Kund*innen auch massgeschneiderte Schulungen bei ihnen vor Ort an. Wir möchten nicht einfach unsere Angebote verkaufen, sondern zuhören und den spezifischen Weiterbildungsbedarf unserer Kund*innen verstehen, um sie in ihrer
Weiterentwicklung zu unterstützen. Dabei kommt es vor, dass wir ein individuell angefertigtes Schulungsprogramm extrapolieren und in unser Programm aufnehmen.
Wo siehst du in letzter Zeit die grösste Veränderung, auf die ihr mit eurem Angebot eingegangen seid?
Ein erhöhtes Bedürfnis nach Wissen und Know-how stellen wir aktuell vor allem im Bereich der Gerontopsychiatrie fest. Dieses Thema wird im pflegerischen Alltag immer präsenter. Darum haben wir vor einigen Jahren den Basislehrgang Gerontopsychiatrie ins Leben gerufen – inzwischen bieten wir auch diverse Vertiefungskurse dazu an. Es geht dabei nicht darum, Psychiatriepflegende auszubilden, sondern Pflegenden auf den regulären Langzeitabteilungen das Rüstzeug im Umgang mit gerontopsychiatrischen Themen an die Hand zu geben. Daneben haben vor allem Alterszentren das Bedürfnis, auch nicht pflegerisches Personal dazu zu schulen. Auch hierfür haben wir eigens ein Bildungsangebot entwickelt.
Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Was steht beim SGZ Campus an?
Ein grosses Thema ist sicher die digitale Transformation, respektive die aktive Auseinandersetzung damit auf verschiedenen Ebenen. Zudem möchten wir die Kooperation mit Fachhochschulen intensivieren, um weitere CAS anbieten zu können. Schwerpunkte, in die wir auch künftig stark investieren, sind die Weiterentwicklung des thematischen Angebots und die innovative Unterrichtsgestaltung.
Der SGZ Campus hat über 140 Bildungsangebote im Programm und wird von 8 festangestellten Mitarbeitenden sowie rund 100 Dozierenden getragen. Es eröffnet mit seinem Angebot drei Laufbahnen in der Pflege:
- Führungskarriere (diverse Führungslehrgänge)
- Bildungskarriere (Berufsbildner*in bis eidg. dipl. Erwachsenenbildner*in)
- Fachkarriere (zu allen grossen Themen der Langzeitpflege)
Das Angebot richtet sich an alle Levels in der Pflege – von den Lernenden bis zu den Führungspersonen – und an Mitarbeitende, die in einer Altersinstitution in Hotellerie, Technischem Dienst oder Administration arbeiten. Daneben organisiert das Schulungszentrum Gesundheit Symposien zu Demenz, Palliative Care, Hygiene und Gerontopsychiatrie sowie Vortragsreihen, die drängende Fragen aus dem pflegerischen Alltag in den Fokus rücken.