Was unterscheidet die Arbeit als Landwirt in der Stadt von der üblichen Landwirtschaft?
Die Stadtlandwirtschaft ist schon etwas Spezielles, weil wir – wie der Name schon sagt – stadtnah und damit nahe an der Bevölkerung sind. Das heisst, wir sind immer auch ein bisschen unter Beobachtung. Die Leute in der Stadt haben weniger Berührungspunkte mit der Landwirtschaft als auf dem Land. Wenn wir draussen auf dem Feld sind, haben wir auch so etwas wie eine repräsentative und aufklärerische Funktion. Ich habe immer wieder spannende Gespräche mit interessierten Bürger*innen. Herausfordernd an der Stadtlandwirtschaft sind sicher der dichte Verkehr und die Zerstückelung der Parzellen.
Wie bringst du deine beiden Jobs – Landwirt und Berufsbildner – unter einen Hut?
Ich schätze, dass wir das Wissen 1:1 auf dem Feld draussen vermitteln können. Bei den Prüfungsvorbereitungen lernt man am besten, wenn man anpackt und einfach macht. Meine Rolle ist speziell, weil ich mehr Abwechslung habe, drinnen und draussen bin. Im Büro mache ich im Winter vor allem vorbereitende Arbeiten, zum Beispiel Saatgutbestellungen oder Fruchtfolgeplanung.
Was ist das Wichtigste in der Lehre?
So viel wie möglich von den erfahreneren Berufsleuten lernen und den Rucksack füllen. Dieses Wissen anwenden und weitergeben. Es liegt mir am Herzen, diesen Beruf seriös auszubilden, damit er Zukunft hat. Dafür braucht es gut ausgebildete Leute, denn es wird immer komplexer. Dafür muss man sich die Zeit nehmen und die Lernenden intensiv begleiten.
Was hat dich selbst dazu bewegt, Landwirt zu werden? Würdest du dich heute nochmals so entscheiden?
Ich komme nicht aus einer Landwirtschafts-Familie, aber ich war schon früh oft beim Nachbarn im Stall. Auch hatte ich viele Kollegen im Umfeld, die auf elterlichen Betrieben aufgewachsen sind. Daher habe ich schon früh gewusst, dass ich mal Landwirt werden will. Ich würde das heute nochmals so machen, weil man so viel Abwechslung im Beruf hat. Und durch Weiterbildungen ergeben sich neue Möglichkeiten, wie zum Beispiel ein Einstieg in vorgelagerte Branchen wie Futtermittelproduktion oder generell in die landwirtschaftliche Beratung. Es ist ein schöner und zukunftsgerichteter Beruf.
Was gefällt dir aktuell am meisten in deinem Job?
Eines meiner Lieblingsprojekte ist der Streifenanbau zusammen mit FiBL auf dem Juchhof. Wir probieren eine neue Anbaumethode auf knapp 20 Hektaren aus, welche sich in den Niederlanden bereits bewährt hat. Dazu werden Klee, Sonnenblumen Weizen, Soja, Dinkel und Raps in Streifen von etwa 12 Metern angelegt. Die enge Kulturabfolge soll sich den Schädlingsbefall und Krankheitsdruck positiv auswirken.
Der 24-Jährige kommt aus Galgenen im Kanton Schwyz und ist Meisterlandwirt. Vor seinem Start bei Grün Stadt Zürich im Februar 2024 hat er auf dem Bau gearbeitet und in Kanada auf einem 3500 Hektaren grossen Betrieb Getreidekulturen wie Hafer oder Weizen angebaut. Für kanadische Verhältnisse war das ein kleiner Betrieb. Zum Vergleich: in der Schweiz sind Betriebe im Schnitt rund 30 Hektaren gross. Auf dem städtischen Gutsbetrieb Juchhof ist er zuständig für den Ackerbau und die Berufsbildung.
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