Pumi springt Vreni Bazzan auf den Schoss und schnurrt, ein zweites Büsi, Topsi, streicht ihr um die Beine. «Es sind Hauskatzen, deshalb haben wir zwei», erklärt Roland Muff. Zusammen mit drei Kindern wohnen sie im 1. Stock der städtischen Wohnsiedlung Werdwies. Die Jungmannschaft ist ausser Haus, die Eltern erzählen, wie sie in der Grünau gelandet sind.
«Wir wohnten bei der ‹Bäcki›, zmitzt im Chueche», erinnert sich Vreni Bazzan. Das Paar mochte die zentrale Lage, genoss das bunte Treiben, das Stadtleben. Doch dann kamen Zwillinge, die Suche nach einer grösseren bezahlbaren Wohnung im Quartier begann. Wie häufig in solchen Fällen blieb sie erfolglos und endete mit dem Wegzug an die Peripherie.
Die junge Familie war froh, endlich etwas gefunden zu haben – und gleichzeitig skeptisch. Die Grünau hatte keinen guten Ruf. Das gaben auch die Freunde zu verstehen. Die Randlage, die Nähe der Autobahn und der Bevölkerungsmix lösten bei den Neuzuzügern keine Begeisterung aus. «Wir haben die Wohnung halt genommen», fasst Bazzan die Stimmungslage zusammen. Das war vor neun Jahren.
Wenig später bewarb sich die Familie für eine Wohnung in der städtischen Wohnsiedlung Werdwies. Sie war grösser, praktischer und günstiger – drei gute Gründe, dem Quartier treu zu bleiben. Zumal es nicht die einzigen waren: «Die nahe Limmat ist mega lässig», sagt Bazzan, «die Werdinsel sowieso», die sie mittlerweile der Bäckeranlage gar vorzieht. Auch das Dörfliche der Grünau hat die Lehrerin schätzen gelernt. «Man kennt sich – anders als im Kreis 4, der viel anonymer ist.» Viele Familien wohnen seit Generationen hier.
Obwohl die Grünau kein offizielles Stadtquartier ist, sondern zu Altstetten gehört, empfindet sie die Bewohnerschaft als solches. Ausdruck davon ist der eigene Quartierverein und das Gemeinschaftszentrum (GZ), die wichtig für das nachbarschaftliche Zusammenleben sind, wie Vreni Bazzan herausstreicht.
Also alles eitel Sonnenschein? Muff widerspricht. «Die Schulklassen sind für den hohen Anteil an Fremdsprachigen zu gross.» Die Eltern sorgten sich um die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder, die ihre ganze bisherige Schulzeit hier verbrachten. Demnach müssten die Eltern rundum glücklich sein, wenn die Kinder einmal «draussen» sind. Muffs tiefen Seufzer fasst Bazzan in Worte: «Wir vermissen unser Café. Bis zur Pandemie gabʼs eines, doch nun ist es geschlossen.»
So findet das gesellschaftliche Leben weitgehend im GZ statt. Und im gut geführten Quartierladen, wo man sich ebenfalls kennt. Vielleicht zeigt das den besonderen Charakter des Quartiers am klarsten: Die Grünau muss man mögen. Sie ist nicht nur wegen ihrer Lage zwischen Limmat, Europabrücke, Autobahn und Familiengarten eine Insel. Auch der Zusammenhalt und das Engagement ihrer Bewohnerschaft zeichnet die Grünau als Wohnquartier aus.