Mit diesem Pilotprojekt wollte die Stadt Zürich Erfahrungen sammeln zur Akzeptanz und Nutzung von Paketboxen in der Bevölkerung als auch für Gewerbe und Detailhandel. Zudem sollten Erkenntnisse, zu Standortanforderungen gewonnen werden und inwiefern Paketboxen Lieferverkehr eindämmen und Quartierzentren stärken können.
Insgesamt wurden vier Standorte umgesetzt: Je eine SalüBox bei den städtischen Wohnsiedlungen Lochergut und Hornbach, zwei weitere bei den VBZ-Tramhaltestellen Bucheggplatz und Luegisland.
Das Pilotprojekt wurde gemeinsam von den Dienstabteilungen Liegenschaften, Stadtentwicklung, Tiefbauamt und den Verkehrsbetrieben Zürich durchgeführt und vom städtischen Smart-City-Innovationskredit gefördert. Die Cargo sous terrain AG und die Huber AG unterstützen das Projekt als Umsetzungspartnerinnen. Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW begleitet den Testbetrieb wissenschaftlich mit der Durchführung und Auswertung von insgesamt drei Befragungen.
Nach anfänglich niedrigen Nutzungszahlen stieg die Nutzung der SalüBoxen deutlich an auf durchschnittlich knapp 200 Nutzungen pro Monat. Die Nutzung erhöhte sich bei allen Standorten, wobei die Standorte an den Liegenschaften noch eine etwas höhere Nutzung verzeichnen (durchschnittlich 130 Lochergut und Hornbach versus 65 an den Haltestellen der VBZ 2024).
Die Anzahl der einliefernden Paketzusteller (z.B. Post, DHL, UPS) hat über die Projektdauer stetig zugenommen. Mit der digitalen Integration der Paketboxen in die entsprechenden Prozesse bei einem Paketzusteller konnten Zweitzustellung an den Empfänger vermieden und ein deutlicher Anstieg der Einlieferungen in die SalüBoxen erreicht werden. In dieser digitalen Integration liegt somit ein grosses Potential für die Paketboxen-Nutzung.
Erfreulicherweise stiess zudem das Tauschen über die SalüBoxen auf Interesse. Dies machte punktuell bis zu 45 Nutzungen im Monat aus. Im Durchschnitt entsprachen ca. 10% der monatlichen Nutzungen dem Tauschen.
Die Analyse zeigte, dass die Vermeidung von Zweitzustellungen besonders positiv bewertet wurde. Dies spart sowohl für den Zusteller als auch für den Empfänger Zeit und Mühen, sowie in der Folge den zusätzlich entstandenen Lieferverkehr und Emissionen.
Gemäss den durchgeführten Befragungen liegen die Hauptgründe für die Nutzung der SalüBox in der zeitlichen Unabhängigkeit, der Sicherheit von Zustellungen, sowie der Vereinfachung von Retouren. Dabei sollte eine Paketbox maximal 300 – 500 m vom Wohnort entfernt sein (slipper distance). Zwei Drittel der Nutzenden waren zufrieden mit der SalüBox, wobei grundsätzlich mehr Standorte und diese nahe beim Wohnort gewünscht wurden. Als Gründe für die Nicht-Nutzung wurden die hohe Qualität der Hauszustellung sowie fehlende Kenntnis des Paketboxenangebots genannt.
Gut ein Drittel der Befragten wäre bereit, für die Dienstleistungen der SalüBox etwas zu bezahlen. Zudem konnte festgestellt werden, dass die befragten Privatpersonen bereit sind, für die Dienstleistungen der Deponierung und Ausleihe mehr zu bezahlen als für die Entgegennahme von Paketen, und dass die Zahlungsbereitschaft mit längeren Liegezeiten von Pakete oder Waren zunimmt.
Es gab einzelne Gewerbetreibende, welche die SalüBox für die Übergabe von Waren nutzten, Ein breiteres Interesse beim lokalen Gewerbe konnte nicht geweckt werden. Der Vorteil, der für das Gewerbe durch eine Erweiterung des Geschäftsmodells hin zu einem Online-Shop oder die Möglichkeit, «Click & Collect» anzubieten, entstehen könnte, wird momentan noch nicht vorrangig gesehen.
Erfreulich war wiederum die Nutzung der SalüBox von GoodMarket als Übergabepunkt des Gemüseabos. Die Befürchtung, dass die Abholung der Pakete mit dem Auto erfolgt und so zu Mehrverkehr führt, wurde nicht bestätigt.
Gemeinsam mit anderen Städten konnte eine konstruktive Diskussion mit Paket-Zustelldiensten initialisiert werden über den Bedarf und den zukünftigen Einsatz offener Paketboxen. Das Projekt hat gezeigt, dass offene Paketboxen grundsätzlich einen Mehrwert für ein Quartier bieten können. Gerade mit der Nutzung solcher Boxen anstelle einer Zweitzustellung kann zusätzlicher Lieferverkehr vermieden werden.
Für einen spürbaren Effekt müsste der Bevölkerung aber ein Netz an solchen Abholmöglichkeiten zur Verfügung stehen, um den Anforderungen an die maximale Abholdistanz erfüllt werden kann. Dies ist mit öffentlichem Raum allein nicht möglich und braucht eine Zusammenarbeit verschiedener Interessensgruppen. Zudem macht das Zürcher Pilotprojekt wie auch solche in anderen Schweizer Städten deutlich, dass die nationale Heimzustellpflicht eine Herausforderung für die Verbreitung von Paketboxen darstellt. Es stellt sich die Frage, ob dieser service public im urbanen Kontext vor dem Hintergrund der stark wachsenden Paketmengen nicht weiterentwickelt werden müsste.
Die beiden Paketboxen in städtischen Siedlungen blieben aufgrund des positiven Feedbacks für die Siedlungsbewohnenden bestehen. Die Boxen an den VBZ-Haltestellen wurden abgebaut und an Wohnsiedlungen vermittelt. Die Stadt Zürich verfolgt die Entwicklungen im Paketboxen-Markt aktiv, steht im regelmässigen Austausch mit relevanten Akteuren und wird zu gegebener Zeit entscheiden, ob und wie die Paketboxen-Thematik weiterverfolgt wird.
Tiefbauamt Stadt Zürich