Silvan Durscher, Projektleiter Ueberlandpark bei Grün Stadt Zürich, gewährt einen Einblick in das Projekt.
Du hast das Projekt über viele Jahre hinweg begleitet und geführt. Was hat dich am meisten beeindruckt?
Das beeindruckendste war definitiv die Grösse dieses Projektes und auch die lange Zeitspanne. So waren bereits vor mir zahlreiche Personen bei Grün Stadt Zürich am Projekt beteiligt. Es war wichtig, die verschiedensten Anliegen von intern und extern zu berücksichtigen und das bei einem Projekt, das seit einem Viertel Jahrhundert geplant wird. In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen und Bedürfnisse stark verändert – aus einem klassischen Lärmschutzprojekt entstand so ein zeitgemässer Quartierpark. Obwohl das Projekt vor rund zehn Jahren als Bauprojekt abgeschlossen war, konnte das Projekt noch merklich optimiert werden für mehr Sträucher, Bäume und bessere Aufenthaltsqualität.
Ebenfalls beeindruckend war, dass die Bauarbeiten bei laufendem Autobahnbetrieb durchgeführt wurden. Trotz zahlreicher Herausforderungen sind wir stolz darauf, dass wir das Projekt erfolgreich abschliessen konnten und nun bereit sind für die Eröffnung. Spannend wird auch sein, wie sich der Ueberlandpark und das Quartier weiterentwickelt. Denn bereits in wenigen Monaten wird der Park ein erstes Mal umgebaut, wenn die Nachbargrundstücke Ihre Hochbauten erstellen und die sogenannten «Brückenschläge» direkt an den Park andocken werden. Das bedeutet der Park wird sich durch die neuen Verbindungen und neuen Menschen stetig verändern wird.
Welche Bedeutung hat der neue Park für die Bevölkerung?
Der Ueberlandpark wird zu einem wichtigen Treffpunkt für die Quartierbevölkerung, davon bin ich überzeugt. Er bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, wie Spielplätze für Kinder, Sportanlagen und ruhigere Bereiche zum Entspannen. Besonders wichtig ist uns, dass der Park ein Ort der Begegnung und des Austauschs wird, wo Menschen zusammenkommen und Gemeinschaft erleben können. Hier denke ich vor allem auch an den Pavillon. Darüber hinaus trägt der Park zur Verbesserung der Luftqualität und des Mikroklimas im Quartier bei.
Stichwort Biodiversität: Der Park ist sehr bewusst angelegt worden – was macht ihn so besonders?
Wir haben naturnahe Bauelemente wie wiesenartige Freiflächen und Steinstrukturen integriert, die vielen Tieren die Möglichkeit bieten, über die Autobahnfläche auf die andere Seite zu gelangen. Es gibt zum Beispiel eigens entworfene, insekten – und wildbienenfreundliche Mauerelemente, die mit speziellem Sand und Lehm gefüllt sind und zum grössten Bienenhotel der Schweiz werden sollen. Holzzersetzende Pilze gedeihen auf dem Totholz. Steine bieten Sonnen- und Schattenplätze für Reptilien und Asseln. Stämme dienen als Unterschlupf und Brutstätten für Insekten und Kleintiere. Trockenmauern bieten auch Platz für Eidechsen oder Kleinsäugetiere. Nisthilfen für Fledermäuse und Singvögel wie Zaunkönig oder Bachstelze sind ebenfalls vorhanden. Das grosse Blütenangebot zieht diverse Falter, Hautflügler, Zweiflügler und Käfer an. Und die Grünflächen bieten Lebensraum und Nahrung für Heuschrecken, Zikaden, Falter, Wanzen, Käfer oder Spinnen. Bäume und Sträucher tragen Früchte als Nahrung für Vögel und Kleinsäuger, wie zum Beispiel Siebenschläfer.
Bietet der Park weitere ökologische Vorteile?
Die Einhausung Schwamendingen ist in erster Linie ein umweltwirksames Strassenprojekt, welches das Bundesamt für Strassen in Zusammenarbeit mit Kanton und Stadt Zürich realisiert hat. Die Quartierbevölkerung profitiert von weniger Lärm und sauberer Luft. Durch den Ueberlandpark ist die Erholungsqualität fürs Quartier gestiegen und wir konnten gleichzeitig viele Massnahmen zugunsten der Stadtnatur umsetzen. Grünflächen bringen an warmen Sommertagen viele Vorteile: Parkrasen, kleine Wiesen und Gebäudebegrünungen kühlen die Umgebung, der zusammenhängende Wurzelraum der Bäume stärkt deren Entwicklung und die Unterbepflanzung fördert die Biodiversität im Siedlungsraum. Generell wird sich die Vegetation auf der Einhausung eher langsam entwickeln und verändern. Die Erdschicht ist nicht tief, Sonne und Wind wirken stark auf die Flächen ein. Dennoch sind magere Flächen wie diese für die Biodiversität besonders wertvoll, weil solche Lebensräume sehr selten geworden sind.
Was bedeutet die Eröffnung des Parks am 10. Mai 2025 für dich persönlich?
Es ist das Ergebnis jahrelanger Planung und Zusammenarbeit. Ich freue mich darauf, die positiven Auswirkungen des Parks auf das Quartier und die Natur zu sehen und hoffe, dass die Bevölkerung den Park genauso schätzen und geniessen werden wie wir, die ihn geplant und gebaut haben.
Ein grosser Dank gilt all den beteiligten Personen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten mitgewirkt haben, den Ueberlandpark zu planen und zu bauen beziehungsweise ihn in Zukunft pflegen werden.