Chiara, was ist das Beste an deiner Arbeit als Lehrerin im «Nähkurs – ich nähe, was ich will»?
Das Beste ist, dass wir aus einem flachen Stück Stoff ein dreidimensionales Objekt kreieren – ein Unikat, welches mit viel Freude getragen wird. Das hat mich schon als sechsjähriges Mädchen fasziniert und ich finde es immer noch aufregend. Deshalb wollte ich auch unbedingt nähen lernen. Ich finde es immer spannend, welche Ideen die Kursteilnehmenden mitbringen und wie sie diese realisieren. Mit meinem Fachwissen unterstütze ich sie bei der Umsetzung. Toll finde ich auch, dass die Kursteilnehmerinnen – es sind vor allem Frauen – sich bei ihren Projekten gegenseitig helfen, sich austauschen und inspirieren.
Was magst du am wenigsten?
Wenn ein Werkzeug (Bügeleisen, Nähmaschine, Schere, usw.) nicht einwandfrei funktioniert oder gewisse Materialien nicht fachgerecht verarbeitet werden können. Das passiert jedoch selten.
Seit wann unterrichtest du an der Viventa?
Schon seit 25 Jahren. Seit vielen Jahren führe ich zudem in der Zürcher Altstadt ein eigenes Couture-Atelier, wo ich auf Mass Kleider anfertige und Stoffe sowie Knöpfe verkaufe. Das Unterrichten und das eigene Geschäft sind eine ideale Kombination. Denn auch Unterrichten ist eine Leidenschaft von mir. Ich bin ausgebildete Schneidermeisterin und Handarbeitslehrerin und immer noch sehr glücklich mit meiner Arbeit. Ich konnte aus meiner Leidenschaft meinen Beruf machen.
Was für Teilnehmende besuchen deine Kurse?
Leute, die gern nähen. Sie kommen aus den verschiedensten Branchen. An den Abendkursen kommen vorwiegend jüngere Menschen, am Tag trifft man Pensionierte, Teilzeitarbeitende und auch jüngere Mütter.
Man hört, dass viele Teilnehmerinnen schon jahrelang gemeinsam die Viventa-Näh-Kurse besuchen – sind Freundschaften entstanden? Und kann da überhaupt noch jemand Neues hinzukommen?
Ja, es sind schon viele Freundschaften entstanden. Der soziale Aspekt ist in den Kursen genauso wichtig wie das Lernen. Aber es gibt auch immer wieder Wechsel und es kommen neue Kursteilnehmende hinzu.
Was schätzt du an der Arbeit mit den Kursteilnehmenden?
Mir macht es Freude, sie bei ihren Projekten zu unterstützen. Ausserdem verfügen wir hier über beste Bedingungen: Wir haben zwei grosszügige Räume, sind gut eingerichtet und haben wunderbares Licht. Das Schulhaus Wipkingen ist sehr gut erreichbar und unser Kundencenter organisiert die Kurse tipptopp.
Was ist das Verrückteste, das je bei dir produziert wurde?
Ein wunderschöner Mantel, an dem die Kursteilnehmerin sehr intensiv gearbeitet hat. Sie hat dafür viele Komplimente erhalten. Eine andere Kursteilnehmerin hat ein ganz spezielles Baumwollseidenkleid genäht, an dem sie zwei Jahre gearbeitet hat. Gute Stoffe sind wichtig. Mehrmals bin ich mit den Kursteilnehmer*innen zum Stoffeinkaufen zu renommierten Stoffproduzenten nach St. Gallen, Zürich und Como gefahren – das möchte ich bald wieder einmal machen. Wir gehen auch alle ab und zu miteinander essen – das Soziale ist mir sehr wichtig.
Für wen eignen sich unsere Kurse im Bereich «Kleidung und Mode»?
Für alle Nähbegeisterten mit und ohne Vorkenntnisse.
Trägst du jeweils deine eigene Mode?
Ich trage fast nur meine eigene Mode und bin meine eigene Visitenkarte.
Wann ist für dich eine Person gut angezogen?
Wenn es der Person wohl ist und sie nicht das Gefühl hat, sich verstecken zu müssen. Manchmal muss man an der Farbe und am Stil arbeiten. Die Qualität der Materialien ist sehr wichtig. Ich sage immer «billig ist zu teuer». Ich unterstütze meine Kundinnen auch in Farb- und Stilberatung.
Hast du einen Geheimtipp in Sachen Mode für uns?
Wie schon gesagt, muss die Kleidung bequem sein und sie muss einem gefallen. Hauptsache man erhält Komplimente (lacht). Bei den Stoffen sollte man auf die Qualität achten. Die Mode ist ein Barometer unserer Zeit. Geht es uns gut, sind die Röcke kürzer und die Farben bunter. Geht es uns schlecht, sind die Kleider lang und die Farben dunkler. In der Schweiz ist die Mode sehr funktional und praktisch. Meiner Meinung nach sind wir zu wenig mutig, wir sollten etwas mehr wagen in Sachen Mode und Farben – uns auf der Strasse in Italien und Frankreich inspirieren lassen.
Herzlichen Dank, Chiara, für das Gespräch.
Haben Sie Lust, etwas Neues zu lernen? Die Kurse der Fachschule Viventa vermitteln Ihnen Wissen und Fertigkeiten zum Kochen, Nähen, Gestalten und Werken mit Holz. Vom Nähen übers Flicken bis zum Stricken: In unserem Kursprogramm «Kleidung und Mode» gibt es Kurse für Anfänger*innen und Geübte, für alle, die gerne kreativ tätig sein wollen.