Seit Januar 2024 ist das Förderprogramm KlimUp der Stadtentwicklung und des Umwelt- und Gesundheitsschutzes Zürich Teil des Massnahmenpakets, mit dem die Stadt Zürich das Klimaziel Netto-Null bis 2040 erreichen will. In den vergangenen 15 Monaten hat die Stadt drei Förderrunden für junge und nachhaltige Start-ups durchgeführt und kann ein erstes Fazit ziehen: Der Bedarf an Unterstützung ist gross, die Förderkriterien und das Auswahlverfahren sind streng.
Bereits 2008 verankerte Zürich nach der Volksabstimmung zur 2000-Watt-Gesellschaft als erste Schweizer Stadt überhaupt ein Klimaschutzziel in der Gemeindeordnung, der städtischen Verfassung. In den Folgejahren ergriff sie zahlreiche Massnahmen, um den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss auf Stadtgebiet zu senken. 2022 doppelte die Bevölkerung nach und beschloss ein noch ambitionierteres Ziel: 75 Prozent der Stimmenden sagten Ja zu Netto-Null bis 2040.
Mit KlimUp unterstützt die Stadt Zürich nun Start-ups in der Frühphase sowie gemeinnützige Organisationen (NPO), die einen Beitrag zu den städtischen Klimaschutzzielen oder zum Umweltziel der intelligenten Ressourcennutzung leisten. Zentrales Kriterium dabei ist: Die Stadt will effektive Wirkung, sie will «Impact» fördern.
Das Programm läuft als Pilot für fünf Jahre, wurde mit total 14 Millionen Franken dotiert und ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Gesundheits- und Umweltdepartement und dem Präsidialdepartement. Dabei obliegt der Dienstabteilung Umwelt- und Gesundheitsschutz die organisatorische Verantwortung für KlimUp und sie ist für die Förderung von NPO zuständig. Die Wirtschaftsförderung der Stadtentwicklung kümmert sich um die Start-ups.
Die Förderung richtet sich an sogenannte Impact-Start-ups – junge Start-ups, deren Hauptziel es ist, ökologische Herausforderungen mit innovativen und skalierbaren Lösungen anzugehen. Als «Innovationsbeschleuniger» spielen sie eine Schlüsselrolle für eine nachhaltige Entwicklung.
Die Fabas AG ist eines der Start-ups, das von KlimUp unterstützt wird. Fabas entwickelt proteinreiche und minimal verarbeitete Halbfabrikate aus lokal produzierten Hülsenfrüchten. Das erste Produkt ist ein flüssiger, milchähnlicher Pre-Mix aus Ackerbohnen und weiteren Zutaten, welcher in der Produktion von pflanzlichen Produkten wie Kuhmilch verarbeitet werden kann. Dank der Förderung durch KlimUp konnte Fabas sein Team und Labor ausbauen und ist nun dabei, seinen bohnenbasierten Pre-Mix auf den Markt zu bringen.
Damit sie Fördergelder beantragen können, müssen sie über ein marktfähiges Geschäftsmodell verfügen und sich in einer früheren Phase ihres Bestehens befinden: Sie dürfen höchstens fünf Jahre alt sein und noch keine Finanzierungsrunde am Kapitalmarkt durchgeführt haben. Die Stadt konzentriert sich auf Start-ups in der Frühphase, weil diese vom privaten Risikokapitalmarkt und anderen Förderinstrumenten kaum unterstützt werden.
Die Wirtschaftsförderung hat im ersten Jahr des KlimUp-Programms drei Förderrunden durchgeführt. Die jeweils hohe Zahl eingereichter Anträge veranschaulicht die grosse Nachfrage nach einem Förderprogramm in diesem Bereich. Es zeigt aber auch, wie stark sich Start-ups dafür einsetzen, einen Beitrag zum Klimaziel Netto-Null oder zu den Umweltzielen zu leisten.
Bei der Auswahl der geförderten Jungunternehmen wendet die Stadt strenge Kriterien an. Es sollen nur jene unterstützt werden, die tatsächlich das Potenzial haben, das Klima positiv zu beeinflussen. So wurden bisher weniger als zehn Prozent der Start-ups unterstützt, die sich um Fördergelder beworben hatten.
Die Anträge der Start-ups werden von der Wirtschaftsförderung einer ersten formalen Prüfung unterzogen. Anschliessend analysiert die Stiftung Bluelion, ein Zürcher Inkubator für Technologie-Start-ups und KlimUp-Partner, die wirtschaftliche Substanz der Dossiers. Im Vordergrund stehen das Geschäftsmodell, die Innovationskraft und das Wachstumspotenzial. Gleichzeitig beurteilen stadtexterne und -interne Fachkräfte die potenzielle Klimawirkung.
Sallea AG ist ein Spin-off der ETH Zürich und arbeitet daran, kultiviertes Fleisch (Laborfleisch) marktfähig zu machen. Das von drei Frauen gegründete Start-up stellt essbare Gerüststrukturen her, welche dreidimensionales Zellwachstum ermöglichen für die Herstellung von Steaks oder Filets. Dank der Unterstützung von KlimUp konnte Sallea eine neue Stelle im Team schaffen und einen erfahrenen Bioprozessingenieur einstellen.
Schliesslich beurteilt eine Fachkommission von Wirtschaftsvertreter*innen aus dem Start-up-Ökosystem die Anträge und wählt die Projekte mit dem grössten Wirkungspotenzial aus. Abgestützt auf die Empfehlungen der Expert*innen entscheidet am Schluss die Direktorin oder der Direktor der Abteilung Umwelt- und Gesundheitsschutz, welche Start-ups einen Förderbeitrag erhalten.
Start-ups in der Frühphase können von der Stadt Zürich einen Innovationsbeitrag von bis zu 250 000 Franken erhalten. Eine erste Förderung von 35 000 Franken wird ausbezahlt, sofern die Unternehmen formal auch wirklich gegründet sind und einen Sitz oder eine Niederlassung in Zürich haben.
Danach können sie von der Stadt einen weiteren Förderbeitrag erhalten. Voraussetzung dafür ist, dass sie sich innerhalb von zwölf Monaten finanzielle Mittel von institutionellen Investoren sichern können, also von qualifizierten, grösseren Geldgebern. In diesem Fall gewährt die Stadt Zürich eine zusätzliche Unterstützung in derselben Höhe (Matching-Fund-Modell), maximal jedoch von 215 000 Franken.
Kuori ist ein Cleantech-Unternehmen, das Kunststoffe in einem Kreislaufwirtschafts-Prozess transformiert. Es bietet umweltfreundliche Granulate an, die aus Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie gewonnen werden, etwa aus Olivenkernen oder Walnussschalen. Diese Granulate lassen sich zu Kleidern, Schuhsohlen, Outdoor-Ausrüstungen oder Werkzeugen verarbeiten. Das Material weist potenziell einen um 60 Prozent tieferen PCF (Product Carbon Footprint) auf als herkömmliche Kunststoffe.
Die Tatsache, dass ein Start-up private Investoren überzeugen kann, ist ein starkes Indiz dafür, dass es mit seinem Geschäftsmodell langfristig erfolgreich sein und dadurch effektiv einen Beitrag zu den städtischen Klimaschutz- und Umweltzielen leisten kann. Das macht das Matching-Fund-Modell für die Stadt besonders interessant.
Das KlimUp-Programm unterstützt die Start-ups aber nicht nur finanziell. Die Partnerorganisation Bluelion hilft ihnen auch, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und vernetzt sie mit potenziellen Partner*innen.