Als Gewerbe werden Kleinst- und kleine Unternehmen bis 49 Vollzeitstellen aus den Bereichen Produktion und Handwerk (z.B. Schreinerei, Bäckerei, Strassenbau); Reparatur und Instandhaltung (z.B. Autogarage), Gastronomie (z.B. Restaurants, Grossküchen für Event-Catering), Handel (Detail- und Grosshandel) sowie quartierbezogene Dienstleistungen (z.B. Wäscherei, Coiffeursalon, Schuhmacherei, Optikergeschäft) verstanden.
Die Unternehmen des Gewerbes in der Stadt Zürich spielen eine wichtige Rolle für eine verlässliche Nahversorgung. Sie leisten einen substanziellen Beitrag bei Bau, Unterhalt und Wiederherstellung der Infrastruktur. Und sie bieten Arbeits- und Ausbildungsplätze nicht zuletzt in zukunftsträchtigen technischen Fachberufen an. Ihre Präsenz sorgt für mehr Branchenvielfalt in Zürich und macht die Stadt so widerstandsfähiger gegenüber konjunkturellen Krisen (Resilienz).
Gleichzeitig steht das Gewerbe in der Stadt unter Druck. Die von der Stadtentwicklung Zürich (STEZ) seit 2005 durchgeführten Firmenbefragungen zeigen, dass sich Verfügbarkeit und Mietpreisniveau vor allem von Produktions- und Verkaufsflächen für kleinere Unternehmen über die Jahre verschlechtert hat. Mit der neuen Studie «Das Gewerbe in der Stadt Zürich – Auswertung der Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) 2011 bis 2022» will die STEZ deshalb die zahlenmässige Entwicklung des Gewerbes über einen längeren Zeitraum aufzeigen.
Die Zahl der Beschäftigten in der Zürcher Wirtschaft insgesamt ist zwischen 2011 bis 2022 um etwas mehr als 20 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 536 980 gestiegen. Damit wuchs die Beschäftigung sogar stärker als die Wohnbevölkerung in Zürich. Die Zahl der Beschäftigten im Gewerbe hingegen ging im gleichen Zeitraum um zwei Prozent zurück, absolut um 1500 auf 74 257. Das wirtschaftliche Wachstum ging also einzig auf das Konto der nicht-gewerblichen oder übrigen Wirtschaft. 2022 arbeitete noch gut jede*r siebte Beschäftigte in Zürich im Gewerbe (13,8 %). Von den Arbeitsstätten in der Stadt zählten 14 302 zum Gewerbe (30,6 %).
Aus Sicht der Stadtentwicklung ist die Ausrichtung ein zentrales Unterscheidungsmerkmal innerhalb des Gewerbes. Publikumsorientierte Gewerbeunternehmen (z.B. Detailhandel, Coiffeursalons, Restaurants) weisen oft einen starken Bezug zum Quartier auf. Sie sind auf Laufkundschaft angewiesen. Produzierende Unternehmen (z.B. Baugewerbe, Metallbau, Produktionsküche) sind teils lärmig, benötigen Platz oder verursachen nicht nur Verkehr für die Anlieferung, sondern auch für die Auslieferung. Sie stellen oft hohe Anforderungen an Grösse und Ausstattung von Räumen für Produktion, Technik oder Lagerung.
Innerhalb des Gewerbes hat sich der publikumsorientierte Teil etwas besser gehalten als der produzierende Teil. Zum publikumsorientierten Gewerbe zählten 2022 total 43 653 Beschäftigte in 7871 Arbeitsstätten. Die Zahl der Beschäftigten und der Arbeitsstätten stieg zwischen 2011 und 2022 je um fünf Prozent. Im produzierenden Gewerbe waren es 30 604 Beschäftigte in 6431 Arbeitsstätten. Im Vergleich zu 2011 ging die Beschäftigung um zehn Prozent und die Zahl der Arbeitsstätten um ein Prozent zurück.
Das publikumsorientierte Gewerbe konzentrierte sich mit seinen Arbeitsstätten 2022 in der Innenstadt mit den Quartieren City, Lindenhof, Rathaus, Hochschulen und in den angrenzenden Quartieren Werd und Langstrasse sowie im Seefeld.
Die Arbeitsstätten beim produzierenden Gewerbe verteilen sich etwas gleichmässiger über die Stadt. Es lässt sich u.a. ein Schwerpunktgebiet als eine Art Band erkennen, das sich vom Seefeld entlang der Hauptverkehrsachsen auf Schiene und Strasse bis nach Altstetten-Albisrieden erstreckt. Eine grössere Anzahl von Arbeitsstätten finden sich zudem in Zürich-Nord vor allem in Seebach.
Von den Beschäftigten im Gewerbe arbeiteten 2022 6265 Personen in 1330 Arbeitsstätten in der Branche Industrie, Produktion. 6311 Beschäftigte in 1190 Arbeitsstätten waren es im Baugewerbe. Zu Dienstleistungen, übrige zählten 17 696 Beschäftigte in 5877 Arbeitsstätten, zur Gastronomie 19 055 in 1727 und zum Handel 24 930 in 4178 Arbeitsstätten.
Im Beobachtungszeitrum konnte nur die Gastronomie bei Beschäftigung und Arbeitsstätten zulegen (+10 % bzw. +8 %). In den anderen Branchen sank die Zahl der Beschäftigten durchwegs, die Zahl der Arbeitsstätten entwickelte sich stark unterschiedlich: Dienstleistungen, übrige (-5 % bzw. +16 %), Handel (-5 % bzw. -12 %), Industrie, Produktion (-8 % bzw. -1 %), Bau (-9 % bzw. -4 %).
In Nanounternehmen (<1 VZÄ) waren 7056 Gewerbe-Beschäftigte in 6734 Arbeitsstätten tätig. Auf Mikrounternehmen (1-9 VZÄ) entfielen 31 537 Beschäftigte und 6134 Arbeitsstätten, auf Kleinunternehmen (10-49 VZÄ) 35 664 Beschäftigte in 1434 Arbeitsstätten.
Während bei den Nanounternehmen ab 2011 bis 2022 ein eigentlicher Boom zu verzeichnen war, mit Wachstumsraten bei Beschäftigung und Arbeitsstätten deutlich im zweistelligen Bereich (+27 % bzw. +26 %), gingen die Zahlen bei den Mikrounternehmen (-3 % bzw. -14 %) und bei den Kleinunternehmen zurück (-5 % bzw. -2 %).
- Stadtentwicklung Grundlagen, Studien und Analysen im Bereich Gewerbe und Wirtschaft
- «Firmenbefragung 2021» (STEZ und DemoSCOPE, 2021)
- «Das Gewerbe in der Stadt Zürich – Auswertung der Statistik der Unternehmensstruktur 2013 STATENT» (STEZ, 2016)
- «Gewerbefreundliche Stadt Zürich – Möglichkeiten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Gewerbe in der Stadt Zürich» (STEZ 2020)
Definition Gewerbe und Datenbasis
Für die von der STEZ seit 2010 konsequente verwendete Gewerbe-Definition sind zwei Kriterien entscheidend: zum einen die Grösse eines Unternehmens und zum anderen die Art der wirtschaftlichen Tätigkeit nach Einteilung (Codierung) der «Nomenclature générale des activités économiques» (NOGA) in der Version 2008.
Als Gewerbe werden Kleinst- und kleine Unternehmen bis und mit maximal 49 Vollzeitstellen (VZÄ = Vollzeitäquivalent) verstanden mit folgenden Arten der wirtschaftlichen Tätigkeit: maschinelles und handwerkliches Herstellen von Waren oder Infrastruktur, Reparieren und Instandhalten von Waren oder von Infrastruktur, Handel mit Waren inklusive Lagerung und Auslieferung, Erbringen von Gastronomieleistungen sowie Erbringen von Dienstleistungen im und für das Quartier.
Die vorliegende Auswertung für den Zeitraum 2011 bis 2022 durch SSZ und STEZ basiert auf den aktuell verfügbaren Zahlen der Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) des Bundesamtes für Statistik (BFS). STATENT umfasst Informationen zu allen Unternehmen in der Schweiz, die verpflichtet sind, für ihre Angestellten sowie für sich selbst (Selbstständigerwerbende) bei einem Mindesteinkommen von jährlich 2300 Franken AHV-Beiträge zu bezahlen.