«Ein eigener Cateringservice ist unser Traum»
Odessa – Riedbach – Paprika: In dieser Serie begleiten wir die Familie Dalakov(a). Sie alle lern(t)en und arbeit(et)en in der AOZ, um ihr Ziel zu erreichen: Ein unabhängiges Leben. In Teil 1 besuchen wir Andrii Dalakov im Riedbach.

Ein ruhiger Nachmittag im Restaurant Riedbach. Das Servicepersonal ist am Besteck polieren, in der Küche scheppert und dampft es. Abends ist ein Catering für AOZ-Mitarbeitende im Dynamo geplant. Andrii Dalakov ist mittendrin, darf für das Interview aber eine Pause machen.
Bei Familie Dalakov(a) dreht sich vieles ums Essen. Seine Frau Ksenia führte in ihrer Heimatstadt Odessa ein gut laufendes Catering-Unternehmen. Für Andrii, der ein eigenes Mobilgerätegeschäft besass, war Kochen bisher mehr ein Hobby. Vor allem das Pökeln und Räuchern von Fleisch hatte er für sich entdeckt. Für Freunde und Familie bereitete er regelmässig Schaschlik-Spiesse auf seinem zwei Meter langen Grill zu. Mit dem russischen Angriffskrieg veränderte sich das Leben der Familie schlagartig. Ksenia und die beiden Töchter Daria und Nika flohen in die Schweiz. Andrii blieb zurück in der Hoffnung, dass der Konflikt in wenigen Monaten vorbei sein würde. Nach eineinhalb Jahren ohne seine Familie beschloss er, ihnen in die Schweiz nachzureisen.
Grosse Pläne für die Zukunft
Seither ist einige Zeit vergangen. Sein Hobby möchte er mittlerweile zum Beruf machen. Gemeinsam mit seiner Frau hat er den Gastrokurs bei der AOZ absolviert. Begleitend zu den Kurstagen leistete er einen Arbeitseinsatz im Restaurant Riedbach – einem Gastronomiebetrieb der AOZ.
Andrii hat ein klares Ziel: Er möchte nicht von der Sozialhilfe leben, sondern auf eigenen Füssen stehen. Deshalb hat er sich für einen Deutschintensivkurs angemeldet, der demnächst anfängt. Sein Plan: «Erstens gut Deutsch reden, zweitens einen Job in der Küche finden, drittens finanziell unabhängig werden und viertens hoffentlich in der Schweiz bleiben dürfen». Er seufzt – «und ja, dann ein eigenes Catering starten».
Lizenz zum Fischen
Und wie verbringt er seine Freizeit? Ohne zu zögern antwortet Andrii: «In den Schweizer Bergen, Wäldern, an Seen und besonders an Flüssen, da ist es wunderschön». Kürzlich habe er sich mit seiner Frau ein Halbtax geleistet, damit sie öfter zusammen in die Berge fahren können. Auf die Frage, ob er fische, erhellt sich sein Gesicht. In der Ukraine sei dies eine seiner liebsten Freizeitbeschäftigungen gewesen. Er zeigt ein Foto von einem sieben Kilogramm schweren Karpfen. Diesen habe er aus der Dnjestr gezogen. Eine Lizenz zum Fischen in der Schweiz wäre ein Traum. Vielleicht auch, um sie eines Tages für seine Gäste zu servieren.
Teil 2 mit Daria und Teil 3 mit Ksenia Dalakova folgen.