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Stadtgeschichte sichern – Archäologische Grabungen beim Kunsthaus

Medienmitteilung

Erstmalige Präsentation von Erkenntnissen und Funden

Die Grabungen auf dem Areal für den Erweiterungsbau Kunsthaus Zürich wurden kürzlich abgeschlossen. Bereits im Vorfeld hat die Archäologie der Stadt Zürich vermutet, dass sich auf dem Gelände ein grosses Stück Stadtgeschichte verbirgt. Mit Funden von der Eiszeit bis zu den barocken Schanzen der Neuzeit hat sich diese Annahme bestätigt. Darüber hinaus wartete jedoch auch Überraschendes auf die Archäologinnen und Archäologen. Nun stehen weitere Untersuchungen der Funde an.

20. Oktober 2016

Nach fast einem Jahr Grabungszeit wurden die umfangreichen archäologischen Arbeiten auf dem Areal für den Erweiterungsbau Kunsthaus Zürich vor kurzem abgeschlossen. Aufgrund von historischen Plänen war man bereits vor Grabungsbeginn davon ausgegangen, dass auf dem Gelände bedeutende Entdeckungen zur Geschichte der Stadt Zürich zu erwarten waren. Die Untersuchungen der städtischen Archäologie reichten bis in eine Tiefe von rund 10 Metern, wo sich diese Annahmen bestätigten und beachtliche, aber auch überraschende Funde gemacht werden konnten. Diese wurden sorgfältig dokumentiert und werden nun weiter untersucht. Anzeichen für den in diesem Gebiet vermuteten Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde wurden keine gefunden (vgl. Medienmitteilung vom 24. August 2016).

Hinterlassenschaften der Pfahlbauer

Die untersten freigelegten Schichten gehen bis auf das Ende der Eiszeit zurück. In den anschliessenden Schichten konnte der Nachweis auf Aktivitäten prähistorischer Menschen auf dem Areal erbracht werden. Aus den Erdschichten lassen sich frühe Eingriffe in die Landschaft durch Rodungen und landwirtschaftliche Tätigkeiten herauslesen. So könnten auf der Geländeterrasse jene Menschen ihre Felder bestellt haben, deren Wohnhäuser in den urgeschichtlichen Pfahlbaudörfern am Seeufer standen.

Archäologie in 3D: die barocke Schanzenmauer

Aus einer etwas jüngeren Zeit stammen Zürichs barocke Schanzen, deren Bau 1642 beschlossen worden war. Rund zweihundert Jahre später folgte dann der Auftrag zum Abbruch. Deshalb war bei Grabungsbeginn nicht bekannt, wie viel von der Mauer den Abbruch überstanden und die meterhohen Geländeaufschüttungen überdauert hatte. Schliesslich konnte ein rund 65 Meter langer und bis zu sechs Meter hoher Teil der Schanze und damit ein imposantes Stück Stadtgeschichte freigelegt werden. Ebenfalls fand sich der vorgelagerte Schanzengraben und stadteinwärts die Reste der gewölbten Walldurchgänge sowie von zwei Wachhäuschen.

Wertvolle Funde im «Judengässli»

Im Mittelalter, also wiederum vor dem Schanzenbau, lag das Areal der Grabungen noch ausserhalb der Stadtmauern. Aus dieser Epoche stammte das von der Stadt zum jüdischen Friedhof führende «Judengässli». Dieses konnte als gut konservierter Fussweg mit solide gebautem Strassenkörper sowie seitlichen Entwässerungsgräben und Staketenzäunen freigelegt werden. Hier brachte die Grabung auch einige ihrer bedeutendsten und gleichzeitig rätselhaftesten Funde zu Tage: mehrere vergoldete Metallobjekte, die sich auf relativ kleiner Fläche im Bereich des «Judengässli» fanden. Darunter befinden sich Buchschliessen, ein Zierknopf, Messerchen und ein Kettchen von grösserem Wert. Die Funde liefern ebenso spannende Antworten wie sie neue Fragen aufwerfen. Diese werden von der städtischen Archäologie in den kommenden Monaten weiter untersucht.