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Aussergewöhnlicher Grabfund einer keltischen Frau beim Schulhaus Kern

Medienmitteilung

Im Rahmen der Instandsetzung der Schulanlage Kern entdeckten Archäologen der Stadt Zürich ein keltisches Frauengrab aus der Zeit um 250/200 v. Chr. Es handelt sich dabei um einen sehr seltenen, prähistorischen Grabfund auf Stadtgebiet mit reichhaltigen Beigaben. Die Grabfunde sollen nach der Restaurierung und Auswertung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

5. Mai 2017

Am 3. März 2017 wurde im Zusammenhang mit den Bauarbeiten am Schulhaus und der Turnhalle Kern ein Grab einer keltischen Frau entdeckt. Das Grab befand sich unmittelbar vor der Westfassade des Schulhauses, nur wenig neben der Fundamentmauer des 1862 errichteten Schulgebäudes. Die Frau war in einem Baumsarg beigesetzt worden. Die Form des ausgehöhlten Baumstammes war anhand der Holzreste noch gut erkennbar. Die Knochen des Skelettes waren dagegen nur spärlich erhalten. Von der Kleidung und dem Schmuck der Frau zeugen die Bestandteile aus unvergänglichem Material. Herausragend ist die feingliedrige Gürtelkette aus Bronze mit variablem Hakenverschluss und Anhängern. Die Frau trug einen bronzenen Armring sowie einen reichhaltigen Brustschmuck mit Perlen aus blauem und gelbem Glas und Bernstein. Ihre Gewänder verschloss sie mithilfe mehrerer Eisenfibeln, deren Mechanismus mit dem heutiger Sicherheitsnadeln verglichen werden kann.

Einordnung des Grabfundes

Anhand der Objekte lässt sich das Grab in einen Abschnitt der jüngeren Eisenzeit einordnen, in die Zeit um etwa 250/200 v. Chr. Der Grabfund fasziniert auch jenseits des wissenschaftlichen Interesses als Zeitzeuge einer vergangenen, keltischen Epoche.

Archäologische Zone

Das Schulhausareal befindet sich in einer archäologischen Zone. Damit wird ein Gebiet bezeichnet, in dem schon früher archäologische Funde gemacht wurden. Aus diesem Grund werden Sanierungsarbeiten in dieser Zone archäologisch begleitet, was zu diesem seltenen Fund führte. Seit 1898, als im Bereich Engel-, Stauffacher- und Kernstrasse eine starke Bautätigkeit herrschte, wurden bei Bodeneingriffen immer wieder alte Gräber zutage gefördert und archäologisch untersucht. Es handelt sich dabei allerdings mehrheitlich um Bestattungen aus einer anderen Epoche, dem Frühmittelalter (6. Jahrhundert n. Chr.).

Eine Ausnahme bildet das bisher einzelne Grab eines keltischen Mannes mit Schwert, Schild und Lanze, das 1903 beim Bau der Turnhalle Kern entdeckt wurde. Seine überdurchschnittliche Grabausstattung und die zeitliche Übereinstimmung machen ihn zum möglichen männlichen Begleiter der jetzt zum Vorschein gekommenen Frau. Die beiden Grabstellen liegen allerdings rund 80 Meter voneinander entfernt.

Restaurierung und Auswertung des Fundes

Die aktuell gefundenen Objekte des Frauengrabs werden nun im Labor vollständig freigelegt, gereinigt und restauriert. Die Bearbeitung der Knochen wird unter anderem Fragen zum Sterbealter und zu den Lebensumständen der Frau nachgehen. Ein besonderes Augenmerk gilt auch allfällig erhaltenen Textilresten. Die wissenschaftliche Auswertung des Grabfundes wird auch siedlungsgeschichtliche Themen anschneiden. Es ist bisher nicht bekannt, wo sich in der Umgebung die Siedlung befand, in der die Menschen jener Zeit lebten. Es ist vorgesehen, die Resultate der Auswertung und die restaurierten Funde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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