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Gründe für Zu- und Wegzüge

22. März 2017 – Alex Martinovits

Für die städtische Wohnpolitik ist die Kenntnis der Beweggründe und der Situation der Zu- und Wegziehenden eine wichtige Information. Deshalb wurde im Herbst 2016 von Stadtentwicklung Zürich in Zusammenarbeit mit dem Bevölkerungsamt wie bereits in früheren Jahren eine entsprechende Befragung durchgeführt.

In den Personenmeldeämtern wurde eine Stichprobe der Umziehenden zu den Gründen für einen Wohnungswechsel befragt. Die im Zeitverlauf identisch gebliebenen Fragebogen erlauben den Vergleich mit den früheren Befragungen von 2012, 2009 und 2005.

Wichtigste Zuzugs- und Wegzugsgründe

Im Fragebogen wurde erhoben, welcher Grund für den Zu- und Wegzug der wichtigste war (im Folgenden als Hauptgrund bezeichnet). Hierbei war nur eine Nennung möglich.

Der mit Abstand meistgenannte Haupt-Zuzugsgrund war auch 2016 der berufliche Wechsel, gefolgt von Aus-/Weiterbildungen. Beide Haupt-Zuzugsgründe haben seit 2012 etwas an Bedeutung verloren. Wieder wichtiger geworden sind dagegen das Stadtleben/Wohnumfeld sowie familiäre Gründe.

In der Grafik 1 sind die Hauptzuzugsgründe abgebildet.

Die von den Befragten am meisten vorgebrachten Haupt-Wegzugsmotive sind Wohnungsgründe und familiäre Gründe, gefolgt von beruflichen Wechseln. Die familiären Gründe und die beruflichen Wechsel blieben bedeutungsmässig seit 2012 etwa stabil, Wohnungsgründe werden dagegen wieder seltener genannt.

In der Grafik 2 sind die Haupt-Wegzugsgründe abgebildet.

Zuzugsgründe im Detail

Neben den Hauptmotivationen für den Umzug waren im Fragebogen detaillierte Gründe für den Zuzug und für den Wegzug (20 resp. 19 Antwortkategorien) vorgegeben. Bei jedem Grund musste jeweils angegeben werden, ob er als wichtig oder nicht wichtig eingeschätzt werde, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Durchschnittlich gaben die befragten Zuziehenden fünf und die Wegziehenden fast vier Gründe an, die wichtig für Ihren Umzugsentscheid waren.

Unter den detaillierten Zuzugsgründen steht mit 71 % der Nennungen die Aussage an der Spitze, dass man bewusst in die Stadt ziehen wollte. Rund die Hälfte nannte als Zuzugsgrund jeweils einen Stellenwechsel, Aus- und Weiterbildungen, kürzere Arbeitswege, das Wohnumfeld oder eine schöne Mietwohnung, die man in der Stadt gefunden habe. Rund 40 % nannten die Nähe zu Kultureinrichtungen oder den Zusammenzug mit einem Partner oder einer Partnerin, und etwa ein Drittel den Wegzug von den Eltern oder die Auflösung der Partnerschaft.

Gegenüber 2012 als Zuzugsgründe klar an Bedeutung gewonnen haben eine in der Stadt Zürich gefundene schöne Mietwohnung, das Wohnumfeld und die allgemeine politische Situation in der Stadt.

In der Grafik 3 sind die Zuzugsgründe im Detail abgebildet.

Wegzugsgründe im Detail

Unter den detaillierten Wegzugsgründen sticht das Wohnangebot hervor: 32 % der Befragten gaben an, keine von ihnen als bezahlbar beurteilte Wohnung gefunden zu haben, und 31 % gaben an, keine ihrer Einschätzung nach passende Wohnung in der Stadt gefunden zu haben. 38 % der Befragten nannten als Wegzugsgrund, ausserhalb der Stadt eine schöne Wohnung gefunden zu haben. Ebenfalls häufig als Wegzugsgrund genannt wurden Stellenwechsel (31 %), der Zusammenzug mit dem Partner oder der Partnerin (29 %), das Wohnumfeld (24 %), ein kürzerer Arbeitsweg (24 %) sowie Aus-/Weiterbildung (23 %). Gegenüber 2012 sind vor allem die Aus- und Weiterbildungen als Wegzugsgründe deutlich wichtiger geworden.

In der Grafik 4 sind die Wegzugsgründe im Detail abgebildet.

Zu- und Wegzugsgründe im Vergleich

Wenn man die Zu- und Wegzugsgründe miteinander in Beziehung setzt, gibt es einige Auffälligkeiten. Der Vergleich der Hauptgründe zeigt deutlich mehr Wohnungs- und familiäre Gründe bei den Wegzügen als bei den Zuzügen. Umgekehrt werden berufliche Wechsel, Aus-/Weiterbildungen und das Stadtleben/Wohnumfeld deutlich öfter als Hauptgründe für den Zuzug genannt als für den Wegzug. Dies hat einerseits mit der Nähe der Kernstadt zu Arbeits- und Ausbildungsstellen zu tun, andererseits kommt darin die ungebrochene Attraktivität der Stadt zum Ausdruck.

Bei den detaillierten Motivationen gibt es viel mehr Zuziehende, die bewusst in der Stadt leben möchten, als es Wegziehende gibt, die nicht mehr in der Stadt leben wollen. Nur bei Zuziehenden relevant ist die Nähe zu Kultureinrichtungen. Auch der kürzere Arbeitsweg spricht deutlich öfter für einen Zuzug in die Stadt als für einen Wegzug. Ebenso sind der Auszug aus dem elterlichen Haushalt oder die Auflösung einer Partnerschaft viel öfter ein Grund zum Zuzug in die Stadt Zürich als zum Wegzug aus dieser. Dies mag damit zusammenhängen, dass man in entsprechenden Lebenssituationen allgemein die vielfältigeren Möglichkeiten der Grossstadt, die oft bessere soziale Infrastruktur und Beratung oder die Nähe zu Ausbildungseinrichtungen sucht. Das allgemeine politische Klima ist für deutlich mehr Personen ein Grund, in die Stadt Zürich zu ziehen, als aus dieser weg zu ziehen (in diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, dass steuerliche Gründe praktisch nie als Auslöser für den Wegzug angegeben werden). Im Gegensatz zu 2012 spricht das Finden einer schönen Mietwohnung wieder deutlich öfter für einen Zuzug in die Stadt Zürich als für einen Wegzug.  Dagegen nennen markant mehr Wegziehende als Zuziehende als Umzugsgrund, dass sie am bisherigen Wohnort keine als passend oder zahlbar beurteilte Wohnung gefunden haben.

Wohnungssuche

Von den Zuziehenden haben sieben von acht Befragten (ähnlich viele wie früher) vor allem in der Stadt selber eine Wohnung gesucht und somit kaum andere Alternativen in Betracht gezogen. Dies ist ein deutliches Zeichen für die anhaltend hohe Attraktivität des Wohnstandorts Stadt Zürich und die Beliebtheit der Kernstadt.

43 % der Zuziehenden empfanden die Suche einer passenden Wohnung als eher schwierig. Das sind deutlich weniger als 2012 (56 %), was auf eine gewisse Entspannung auf dem Wohnungsmarkt hinweist. Dabei ist die Wohnungssuche für jene Zuziehenden am schwierigsten, die aus dem Ausland in die Stadt kommen. Zudem ist die Suche für Einzelpersonen und für Haushalte mit Kindern schwieriger als für Paare ohne Kinder.

46 % der Wegziehenden – ähnlich viele wie 2012 – hatten bei ihrer Wohnungssuche zuerst versucht, in der Stadt Zürich eine Wohnung zu finden. Zu denjenigen, die nicht in der Stadt gesucht haben, gehört wohl einerseits insbesondere das knappe Drittel der Befragten, das weiter weg zog (d. h. nicht in den Kanton Zürich oder in die Nachbarkantone), sowie andererseits jene Personen, welche die Suche in der Stadt Zürich aus anderen Gründen nicht als sinnvoll erachteten.

Betreffend «unfreiwilliger Wegzüge» aus der Stadt sind die 46 % der Wegziehenden von Interesse, die zuvor in der Stadt Zürich eine Wohnung gesucht hatten. Diesen wurde mit einer weiteren Frage nachgegangen: Die Wegziehenden, die zuvor in der Stadt Zürich versucht hatten eine Wohnung zu finden, wurden gefragt, wieso sie keine passende Wohnung gefunden hätten. Von diesen Personen gaben 82 % an, die Wohnungen in der Stadt Zürich seien zu teuer (2012 waren es 89 %, 2009 79 %). Ein Viertel dieser Gruppe von Wegziehenden nannte zudem die mangelnde Wohnungsgrösse, ein Fünftel den fehlenden Aussenraum der Wohnungen als Wegzugsgrund.

Kündigung der Wohnung

97 % der befragten Zuziehenden und 94 % der befragten Wegziehenden haben ihre Wohnung vor dem Umzug selber gekündigt. Bei den Wegziehenden ist – nach einer Zunahme 2012 - der Anteil von Kündigungen durch die Vermietenden wieder leicht zurückgegangen. Bei den Zuziehenden blieb dieser Anteil etwa konstant.

Unterschiede zwischen Zuziehenden aus dem In- und Ausland

Als Haupt-Zuzugsgrund werden von Personen aus dem Ausland deutlich öfter ein beruflicher Wechsel (63 %) und Aus und Weiterbildungen (62 %) angegeben, als bei Zuziehenden aus der Schweiz (44 % resp. 38%). Unter Zuziehenden aus der Schweiz sind das Stadtleben/Wohnumfeld (26 %) sowie Wohnungsgründe (5 %) vergleichsweise deutlich wichtiger als bei Zuziehenden aus dem Ausland; bei letzteren werden diese Gründe praktisch nie genannt. Auffällig ist zudem, dass Zuziehende aus dem Ausland die Wohnungssuche öfter als relativ schwierig beurteilten (53 %) als Zuziehende aus der Schweiz (37 %).

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