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Nach sechs Jahren weg von Zürich

Wer 2018 aus Zürich weggezogen ist, hat davor durchschnittlich 6 Jahre in der Stadt gewohnt. Bei den Schweizerinnen und Schweizern lag der Wert bei 9,4 und bei der ausländischen Bevölkerung bei 3,5 Jahren. Im Stadtkreis 12 war die durchschnittliche Aufenthaltsdauer mit 7 Jahren am höchsten. Die Stadtkreise gleichen sich jedoch immer mehr an. Etwa die Hälfte (48,8 %) der 2018 weggezogenen 30- bis 39-Jährigen wohnten weniger als 3 Jahre in Zürich. (18. September 2019 – Philipp Möhr)

Seit 1993 verliessen jährlich durchschnittlich 38 000 Personen die Stadt Zürich. 2018 zogen 9 Prozent der Bevölkerung aus der Stadt weg. Seit 1993 liegt der Wert jeweils zwischen 8 und 11 Prozent. Bezüglich der Herkunft zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Während im Jahr 2018 15,8 Prozent der ausländischen Bevölkerung aus der Stadt wegzogen, waren es bei der Schweizer Bevölkerung nur 6,0 Prozent. Die vielen Arbeitsplätze, das Ausbildungsangebot der Hochschulen und die hohe Lebensqualität locken zahlreiche Menschen nach Zürich. Für viele weggezogene Personen scheint Zürich allerdings eher ein Zwischenstopp im Leben zu sein. Dies widerspiegelt sich in der Aufenthaltsdauer.

Wer 2018 aus Zürich weggezogen ist, hat davor im Durchschnitt 6,1 Jahre in der Stadt gelebt. Dieser Wert hat sich seit 1993 (6,0 Jahre) kaum verändert. Er lag immer zwischen 5,5 und 6,2 Jahren. Davor gab es immer wieder Perioden, in denen die durchschnittliche Aufenthaltsdauer höher lag. Bezüglich der Herkunft unterscheidet sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer jedoch klar: Die im Jahr 2018 wegziehenden Schweizerinnen und Schweizer hatten im Schnitt 9,4 Jahre in Zürich gewohnt. Im Falle der ausländischen Bevölkerung lag der Wert dagegen bei nur 3,5 Jahren.

Grafik 1: Aufenthaltsdauer beim Wegzug in Jahren, seit 1965

Weiter lassen sich aus der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer Rückschlüsse auf Migrationsströme der Vergangenheit ziehen. In der Nachkriegszeit setzte die mehrheitlich männliche Zuwanderung aus Südeuropa ein. Sie erreichte in den 1960er-Jahren ihren Höhepunkt. In den 1970er-Jahren zogen viele ausländische Personen wieder aus Zürich weg. Auch Infolge des Ölschocks von 1973. Beim Wegzug wohnten sie schon länger in Zürich, weshalb sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ausländischer Personen 1977 zwischenzeitlich auf 4,2 Jahre erhöhte, um sich danach bei 3 Jahren einzupendeln. Seit 2008 ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer wieder leicht angestiegen bis zum heutigen Niveau von 3,5 Jahren.

Im Stadtkreis 12 bleibt man länger

Im Jahr 2018 aus dem Stadtkreis 12 weggezogene Personen wohnten durchschnittlich 7 Jahre in der Stadt; die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Stadtkreis 12 liegt somit um 11 Monate höher als im städtischen Schnitt. Auch in den Stadtkreisen 9 und 10 ist die Aufenthaltsdauer vergleichsweise hoch: Wegziehende aus dem Stadtkreis 10 waren vor dem Wegzug 6,7 Jahre und im Stadtkreis 9 6,6 Jahre wohnhaft. Im Stadtkreis 8 dagegen lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Wegzüge im 2018 mit 5 Jahren am tiefsten.

Auch hier zeigen sich Unterschiede bezüglich der Herkunft der Personen. Von den Ausländerinnen und Ausländern, die aus Zürich wegziehen, waren Personen aus dem Stadtkreis 12 am längsten in Zürich wohnhaft (4,5 Jahre). Schweizerinnen und Schweizer wohnten am längsten im Stadtkreis 7 – sie blieben im Schnitt 10 Jahre dort. Der Stadtkreis 12 liegt aber mit 9,8 Jahren knapp dahinter.

Die Stadtkreise 5 und 4 liegen mit 7,4 bzw. 7,8 Jahren bei der Schweizer Bevölkerung auf den hinteren beiden Rängen. Bei den Ausländerinnen und Ausländern sind dies die Stadtkreise 6 (2,8 Jahre) und 8 (3,0 Jahre).

Grafik 2: Aufenthaltsdauer beim Wegzug in Jahren nach Stadtkreis, seit 1993

Kreis 4 und 5 im Wandel

Vergleicht man die Stadtkreise zwischen 1993 und 2018, zeigt sich in den Stadtkreisen 4 und 5 ein besonderer Anstieg der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer. Betrug diese 1993 im Stadtkreis 4 noch 4 Jahre, lag der Wert 2018 schon bei 5,5 Jahren (+ 36,3 %). Im Stadtkreis 5 stieg der Wert um 23,5 Prozent, nämlich von 4,4 auf 5,4 Jahre.

In beiden Stadtkreisen nahmen die Wegzüge von Personen ab, die weniger als ein Jahr in der Stadt Zürich wohnten. Noch 1993 wohnte mehr als die Hälfte der aus dem Stadtkreis 4 Wegziehenden weniger als ein Jahr dort. 2018 war es nur noch ein Drittel (33,6 %). Gleichzeitig stieg der Anteil der Personen, die vor ihrem Wegzug 1 bis 2,9 Jahre in Zürich gewohnt hatten, von einem Fünftel (20,2 %) auf ein Viertel (26,4 %) an.

Dasselbe Bild zeigt sich im Stadtkreis 5. Dort lag der Anteil der Personen, die beim Wegzug weniger als ein Jahr in der Stadt Zürich gewohnt hatten, 1993 noch bei 44,5 Prozent. Fünfundzwanzig Jahre später liegt der Wert bei 27,2 Prozent. Beide Stadtquartiere erlebten in den letzten Jahren eine starke Veränderung. Der Wohnungsbestand im Stadtkreis 5 wuchs von 6758 Wohnungen im Jahr 2010 auf 8516 Wohnungen im Jahr 2018 an - 1716 Wohnungen wurden neu erstellt. Allein im Stadtquartier Escher Wyss wurden zwischen 2010 und 2018 1655 neue Wohnungen erstellt. Damit hat sich der Wohnungsbestand im Quartier verdoppelt. Durch die neuen Wohnungen wuchs die Bevölkerung. Diese neuen Bewohnerinnen und Bewohner blieben vor einem Wegzug jedoch länger in der Stadt wohnhaft. Zudem zogen leicht mehr Personen, die 10 Jahre und mehr in der Stadt wohnten, aus diesem Quartier weg.

Auch der Wohnungsbestand im Stadtkreis 4 wuchs seit 2010. Damals betrug er noch 15 114 Wohnungen, 2018 schon 16 227 Wohnungen. Das Wachstum zeigt sich dabei am stärksten im Quartier Langstrasse. Dort wuchs der Wohnungsbestand im gleichen Zeitraum um 700 Wohnungen. Dabei entstanden 468 neue Wohnungen.

Grafik 3: Aufenthaltsdauer beim Wegzug nach Stadtkreis, seit 1993

Die Stadtkreise gleichen sich an

Wer aus Zürich wegzieht, hat im Durchschnitt 6,1 Jahre hier gelebt. Dieser Wert ist auch von den rund 17 Prozent der Wegziehenden geprägt, die mehr als 10 Jahre in Zürich wohnhaft waren. Gut die Hälfte (55,5 %) der Wegziehenden hat weniger als 3 Jahre in Zürich gelebt, die andere Hälfte (44,5 %) länger. Knapp ein Drittel (30,1 %) war weniger als 1 Jahr in Zürich wohnhaft.

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Stadtkreis 12 nahm um 22,6 Prozent ab. 1993 lag sie noch bei 9, 2018 nur noch bei 7 Jahren. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären? Der Anteil der Kurzaufenthalterinnen und -aufenthalter (weniger als 1 Jahr) sank zwar nur leicht von 26,6 Prozent im Jahr 1993 auf 24,2 Prozent im Jahr 2018. Hingegen sank der Anteil der Personen, die vor dem Wegzug 10 Jahre und länger in der Stadt gewohnt hatten. Gleichzeitig stieg der Anteil der Personen, die 1 bis 2,9 Jahre und 3 bis 4,9 Jahre in der Stadt gelebt hatten. Dies führte zur kleineren durchschnittlichen Aufenthaltsdauer im Stadtkreis 12. Das gleiche Bild zeigt sich in den Stadtkreisen 11 und 2.

Die Stadtkreise unterscheiden sich zudem immer weniger. 1993 betrug die Differenz zwischen dem Stadtkreis mit der tiefsten und demjenigen mit der höchsten durchschnittlichen Aufenthaltsdauer noch 5 Jahre. 2018 waren es noch 2 Jahre. 

Junge Menschen wohnten beim Wegzug nicht lange in Zürich

72,2 Prozent der im Jahr 2018 weggezogenen 20- bis 29-Jährigen wohnten weniger als 3 Jahre in Zürich. Zu den Gründen lassen sich nur Vermutungen anstellen. Einige der Betreffenden ziehen wohl wegen des Studiums nach Zürich. Laut der Universität Zürich liegt die durchschnittliche Semesteranzahl bis zum Abschluss bei 7 Semestern, was ungefähr 3,5 Jahren entspricht. Bei den 30- bis 39-Jährigen betrug der Anteil der Personen, die weniger als 3 Jahre in Zürich wohnten, 48,8 Prozent.

Grafik 4: Aufenthaltsdauer beim Wegzug nach Alter, seit 1993

Der Anteil der 20- bis 29-Jährigen, die beim Wegzug weniger als ein Jahr in Zürich gewohnt hatten, blieb seit 1993 praktisch unverändert. Bei den 30- bis 39-Jährigen nahm dieser Anteil leicht ab: So lag er 2018 bei 23,4 Prozent, während er 1993 noch bei 33,5 Prozent gelegen hatte.

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