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Nationale Wahlen vom 20. Oktober 2019 – Überblick über die Beteiligung

Am 20. Oktober fanden die National- und Ständeratswahlen statt. Mit 49,5 Prozent lag die Beteiligung am Urnengang 0,5 Prozentpunkte höher als vor vier Jahren. Frauen und Junge nahmen entgegen den Erwartungen nicht häufiger am Urnengang teil. Wie üblich beteiligten sich Männer zahlreicher an der Wahl als Frauen. Zudem gaben Ältere ihre Stimme weit häufiger ab als Junge. Die folgende Auswertung beruht auf den abgegebenen Stimmrechtsausweisen in der Stadt Zürich. (14. November 2019 – Tina Schmid, Philipp Möhr)

Die Mehrheit der Wahlberechtigen (84,1 %) reichte ihre Wahlunterlagen brieflich ein. Rund 18 000 Personen (15,9 %) wählten an der Urne – 2015 waren es noch 19,0 Prozent gewesen.

Frauen und Junge nicht häufiger an der Urne als vor vier Jahren

Für die nationalen Wahlen 2019 wurde eine Rekordbeteiligung vorausgesagt. Insbesondere bei jüngeren Wählerinnen und Wählern sowie bei den Frauen wurde aufgrund von Mobilisierungseffekten wie Klima- und Frauenstreik eine hohe Beteiligung erwartet. Und tatsächlich liegt die Beteiligung an den nationalen Wahlen mit 49,5 Prozent deutlich über jener der kantonalen Wahlen (36,2 %) – dass nationale Wahlen mehr Wählerinnen und Wähler an die Urnen locken, ist jedoch nicht neu. Gegenüber den letzten nationalen Wahlen im Oktober 2015 ist die Beteiligung jedoch lediglich um 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Auch haben Frauen und Junge ihren Stimmrechtsausweis – anders als bei den kantonalen Wahlen (Webartikel vom 17. April) – nicht öfter als vor vier Jahren eingereicht. Dies legt die Vermutung nahe, dass die beträchtlichen Verschiebungen im politischen Gefüge nicht primär auf neue Wählerinnen und Wähler zurückzuführen sind, sondern auf ein geändertes Wahlverhalten der bestehenden Wählerschaft.

Ältere gehen doppelt so häufig wählen wie Junge

Mit zunehmendem Alter steigt die Beteiligung am Urnengang (Grafik 1). Diese Aussage gilt bis zum Alter von 78 Jahren – 69,1 Prozent der 78-jährigen Männer und 55,7 Prozent der 78-jährigen Frauen haben ihre Stimme abgegeben. Bei den älteren Jahrgängen nimmt die Beteiligung wieder ab.

Junge Menschen haben generell seltener am Urnengang teilgenommen als ältere. Unter den 18-Jährigen waren es 35,9 Prozent der Frauen und 33,5 Prozent der Männer – ihre Beteiligung lag über derjenigen der 19- und 20-Jährigen. Sie nimmt mit anderen Worten kurz nach Erlangung des Stimmrechts wieder leicht ab und steigt dann erneut an. Dieses Muster zeigt sich bei beiden Geschlechtern.

Männer noch immer häufiger an der Urne als Frauen

Männer beteiligten sich auch an diesem Urnengang häufiger als Frauen. Die Geschlechterunterschiede variieren mit dem Alter: Unter den 18- bis 28-Jährigen war die Beteiligung der Frauen etwas höher als jene der Männer. Ab 29 Jahren nahmen die Männer öfter als die Frauen am Urnengang teil. Je älter die Stimmberechtigten, desto grösser ist der Geschlechterunterschied. Von den 75-Jährigen gaben beispielsweise 66 Prozent der Männer, aber nur 57 Prozent der Frauen ihren Stimmrechtsausweis ab – ein Unterschied von 9 Prozentpunkten. Bei den 85-Jährigen ist der Unterschied mit fast 20 Prozentpunkten noch markanter. Bedenkt man, dass die Frauen in Zürich erst seit 1971 auf nationaler Ebene wählen und abstimmen dürfen, lässt sich dies vermutlich mit einem Generationeneffekt erklären. Die gleichen Muster zeigten sich auch bei den Gemeinde- und Kantonsratswahlen.

Grafik 1: Beteiligung nach Alter und Geschlecht

Hohe Beteiligung am Zürichberg, tiefe Beteiligung in Zürich-Nord

Ein Korridor mit hoher Wahlbeteiligung zieht sich vom Höngger- zum Zürichberg (Grafik 2). Am höchsten war die Beteiligung in den Quartieren Fluntern (64,8 %), Oberstrass (64,7 %) und Hottingen (62,6 %). Auch im Quartier Escher Wyss war die Beteiligung vergleichsweise hoch (59,2 %). Im Gegensatz dazu nahmen in den Stadtquartieren Hirzenbach (29,9 %) Schwamendingen-Mitte (34,1 %) und Saatlen (34,4 %) relativ wenig Stimmberechtigte am Urnengang teil. Ebenfalls tief war die Beteiligung in Seebach, Affoltern und Altstetten – weniger als vier von zehn Personen gaben dort ihren Stimmrechtsausweis ab. Die Wahlbeteiligung hängt stark mit der Altersstruktur und den versteuerten Einkommen und Vermögen zusammen. In Quartieren mit hoher Beteiligung leben vergleichsweise viele ältere Menschen, zudem werden tendenziell hohe Einkommen und Vermögen versteuert.

Grafik 2: Beteiligung nach Stadtquartier

Unterdurchschnittliche Beteiligung bei Erstwählerinnen und Erstwählern

Am 20. Oktober 2019 konnten rund 53 900 Personen zum ersten Mal in der Stadt Zürich an nationalen Wahlen teilnehmen. Sie sind im Zeitraum zwischen den letzten nationalen Wahlen im Oktober 2015 und den diesjährigen nationalen Wahlen volljährig geworden (9180 Personen), eingebürgert worden (9601 Personen) oder neu nach Zürich gezogen (35 184 Personen). Ihre Beteiligung ist unterdurchschnittlich (Grafik 3): Von den volljährig Gewordenen hat knapp ein Drittel am Urnengang teilgenommen (32,4 %), unter den neu Zugezogenen und den Eingebürgerten sind es gut 44 Prozent.

Der Vergleich mit den nationalen Wahlen früherer Jahre zeigt: Volljährig Gewordene und Zugezogene wählen nicht wesentlich häufiger, Eingebürgerte jedoch schon. Ihre Beteiligung stieg von 20,5 Prozent (2007) auf 44,5 Prozent (2019). Dies mag auch daran liegen, dass sich die demographische Struktur der Eingebürgerten verändert hat. So verzeichneten im Jahr 2007 Personen aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien die weitaus höchste Zahl an Einbürgerungen (42 %), 2018 waren es Personen aus Deutschland (31 %).

Grafik 3: Beteiligung von erstmals Stimmberechtigten

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