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Die 2010er-Jahre im Fokus: Warum Zürich wächst und schweizerischer wird

In den 2010er-Jahren hat die Wohnbevölkerung der Stadt Zürich um 51 102 Personen zugenommen. Das ist das höchste Wachstum seit den 1940er-Jahren. In den 2010er-Jahren war die Zunahme – anders als in den Jahrzehnten zuvor – bei den Schweizerinnen und Schweizern höher als bei den Ausländerinnen und Ausländern. Der beträchtliche Anstieg der Schweizer Wohnbevölkerung hat vor allem mit markanten Veränderungen bei den Einbürgerungen und Geburten zu tun. (20. Februar 2020 – Klemens Rosin)

Per Ende 2019 wohnten 434 008 Menschen in der Stadt Zürich. Bis zur Höchstmarke des Jahres 1962 fehlen nur noch 6172 Personen (Grafik 1, Total). Im Jahr 2019 hat die Stadtzürcher Wohnbevölkerung um 5271 Menschen zugenommen, also ungefähr im gleichen Mass wie im Vorjahr. Das Wachstum war 2019 bei den Schweizerinnen und Schweizern etwas höher als bei den Ausländerinnen und Ausländern (+1,3 respektive +1,0 %). Seit den 1940er-Jahren ist der Ausländeranteil gestiegen (Grafik 1, Ausländeranteil). Betrug er 1945 noch 6,8 Prozent, so erreichte er 2017 den bisherigen Höchstwert von 32,4 Prozent. Seither ist der Ausländeranteil leicht rückläufig: Per Ende 2019 ist er auf 32,2 Prozent gesunken.

Grafik 1: Wohnbevölkerung und Ausländeranteil

2010er-Jahre: Bevölkerungszuwachs entspricht der Grösse von Zug und Aarau

Nach der zweiten Eingemeindung von 1934 wurde Zürich zusehends beliebter: In den 1940er-Jahren nahm die Wohnbevölkerung um über 50 000 Personen zu (Grafik 2, Total). Die 1950er-Jahre waren von ähnlich hohem Wachstum geprägt. Das sollte sich jedoch bald ändern: Ab den 1960er- bis in die 1980er-Jahre ging die Bevölkerungszahl zurück; mit einer Abnahme von über 50 000 Personen war dies in den 1970er-Jahren besonders ausgeprägt. Seit den 1990er-Jahren wächst Zürich wieder. In den letzten zehn Jahren war die Zunahme besonders stark: In den 2010er-Jahren war das Bevölkerungswachstum mehr als doppelt so hoch wie in den 2000er-Jahren. Von Anfang 2010 bis Ende 2019 ist die Bevölkerungszahl um 51 102 Personen angestiegen. Das ist die grösste Zunahme seit den 1940er-Jahren und entspricht ungefähr der Summe der Bevölkerungszahlen der Städte Zug und Aarau.

Bei den Ausländerinnen und Ausländern bewegte sich das Bevölkerungswachstum in den 2010er-Jahren etwa in der gleichen Grössenordnung wie in den 1990er- oder den 1960er-Jahren (Grafik 2, Schweiz/Ausland). Bei den Schweizerinnen und Schweizern hingegen war der Zuwachs in den 2010er-Jahren deutlich höher als in den Jahrzehnten zuvor, zumal die Schweizer Bevölkerung in Zürich zwischen den 1960er- und 1990er-Jahren klar rückläufig war.

Grafik 2: Veränderung der Wohnbevölkerung in zehn Jahren

Welche Gründe führten zum Bevölkerungswachstum?

In den letzten zehn Jahren ist die Stadt Zürich stark gewachsen. Was sind die Gründe? Es wurden mehr Kinder geboren als in früheren Jahrzehnten (Grafik 3, Total). Es gibt in Zürich weniger ältere Menschen als früher; entsprechend gehen die Todesfälle etwas zurück. Und seit den 1990er-Jahren ziehen wieder mehr Menschen zu als weg. Der Wanderungssaldo über die Stadtgrenzen – Zuzüge abzüglich Wegzüge – ist positiv. Seit den 1980er-Jahren hat sich der Wanderungssaldo am stärksten verändert, gefolgt von der Zahl der Geburten. Der Rückgang der Todesfälle hatte den geringsten Einfluss. Bei der schweizerischen wie auch bei der ausländischen Bevölkerung war in den 2010er-Jahren ein starkes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Die Prozesse, die die Veränderungen in der Wohnbevölkerung dominieren, sind je nach Herkunft unterschiedlich.

Bei den Schweizerinnen und Schweizern bewirkten in den 2010er-Jahren vor allem die 33 000 Geburten und die 34 000 Einbürgerungen eine Erhöhung der Wohnbevölkerung (Grafik 3, Schweizer/-innen). Die Zahl der Geburten und Einbürgerungen lag in den 1990er-Jahren deutlich tiefer (20 000 Geburten und 13 000 Einbürgerungen). Zudem zogen in den 2010er-Jahren mehr Schweizerinnen und Schweizer weg aus der Stadt als zu. Das bedeutet, dass in dieser Zeit der Wanderungssaldo über die Stadtgrenze und die Todesfälle zur Verminderung der Schweizer Wohnbevölkerung beitrugen. Allerdings sind diese beiden vermindernd wirkenden Prozesse in den 2010er-Jahren weniger wichtig als auch schon: In den 2010er-Jahren starben 29 000 Schweizerinnen und Schweizer, in den 1990er-Jahren waren es noch 38 000. In den 2010er-Jahren betrug der Wanderungssaldo –9000, in den 1990er-Jahren –16 000 Personen. Offensichtlich gab es im Vergleich mit den 1990er-Jahren bei den Schweizerinnen und Schweizern substanzielle Veränderungen bei den Geburten (+13 000) und Einbürgerungen (+21 000). Bei den Todesfällen (–9000) und dem Wanderungssaldo über die Stadtgrenze (–6000) sind die Unterschiede zu den 1990er-Jahren weniger gross. In den 2010er-Jahren übertreffen die zunehmend wirkenden Prozesse (Geburten und Einbürgerungen: 67 000) die reduzierend wirkenden (Todesfälle und Wanderungssaldo: 38 000) deutlich.

Warum gab es in den 2010er-Jahren eine Zunahme der ausländischen Wohnbevölkerung? Bei den zunehmend wirkenden Prozessen sind die Wanderungen dominierend (Grafik 3, Ausländer/-innen): In den 2010er-Jahren zogen viel mehr Ausländerinnen und Ausländer nach Zürich als weg; der Wanderungssaldo über die Stadtgrenze beträgt 43 000 Personen. Die 17 000 Geburten trugen weniger zur Zunahme der ausländischen Bevölkerung bei als die Wanderungen. Bei den abnehmend wirkenden Prozessen sind die 34 000 Einbürgerungen wichtiger als die 4000 Todesfälle. Im Vergleich mit den 1990er-Jahren hat die Zahl der Geburten um 3000, der Wanderungssaldo um 17 000 Personen zugenommen. In dieser Zeit stiegen die Todesfälle um 500, die Einbürgerungen um 21 000. Bei den Ausländerinnen und Ausländern dominieren folglich die Wanderungen und Einbürgerungen. Diese beiden Prozesse waren in den 2010er-Jahren am wichtigsten und veränderten sich im Vergleich mit den 1990er-Jahren auch am stärksten. Die Summe der erhöhend wirkenden Prozesse (Geburten und Wanderungen) ist mit 60 000 Personen höher als diejenige der vermindernd wirkenden (Todesfälle und Einbürgerungen; 38 000). Darum hat in den 2010er-Jahren die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer zugenommen.

Grafik 3: Prozesse hinter der Bevölkerungsentwicklung

Zusammenfassung


Die zuvor erläuterten Fakten werden zusammengefasst:
  • Schweizer Wohnbevölkerung: In den 2010er-Jahren dominieren Geburten, Einbürgerungen und Todesfälle. Seit den 1990er-Jahren sind vor allem die Einbürgerungen und Geburten stark gestiegen.
  • Ausländische Wohnbevölkerung: In den letzten zehn Jahren waren die Wanderungen und Einbürgerungen prägend. Im Vergleich zu den 1990er-Jahren haben sich die Einbürgerungen und der Wanderungssaldo deutlich erhöht.
  • Wachstum: Sowohl bei der schweizerischen wie bei der ausländischen Wohnbevölkerung dominierten in den 2010er-Jahren die erhöhend wirkenden Prozesse. Entsprechend nahm sowohl die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer als auch diejenige der Ausländerinnen und Ausländer zu.
  • Stärkere Zunahme bei der Schweizer Wohnbevölkerung: Die Schweizer Wohnbevölkerung wuchs in den 2010er-Jahren stärker als die ausländische. Das war letztmals in den 1950er-Jahren der Fall.

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