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Von Vandalen verwüstetes Familiengrab restauriert

Medienmitteilung

Stadt Zürich lässt einzigartiges historisches Grabmal wiederherstellen

1997 haben Vandalen das ehemalige Grabmal der Familie Luchsinger-Caballero aus dem Jahr 1896 verwüstet. Jetzt hat die Stadt Zürich die Grabstätte in einem aufwändigen Prozess restaurieren lassen. Historische Grabmäler sind bedeutende Zeitzeugen: sie dokumentieren ausschnitthaft unser Verhältnis zum Tod im Wandel der Zeit. Die Stadt Zürich pflegt auf dem Friedhof Sihlfeld über 350 denkmalgeschützte Gräber.

26. Juli 2010

Das imposante alte Grabmal der Familie Luchsinger-Caballero war übel zugerichtet worden: Unbekannte Vandalen hatten den neben einem Sarkophagen knienden Engel geköpft und ihm einen Flügel abgeschlagen. Beide Teile waren nicht mehr auffindbar. Auch ein Arm der Engelsfigur und der Sarkophag waren beschädigt. Im Sommer 2009 beschloss das Bestattungs- und Friedhofamt der Stadt Zürich, das historisch bedeutungsvolle Grabmal in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege restaurieren zu lassen.

Höchste Anforderungen an seltene Spezialisten
Das für die Restauration notwendige Know-how – eine Kombination von Talent und sehr viel Erfahrung im figürlichen Gestalten wie auch in der Bearbeitung des Steinmaterials – ist rar. Die Wiederherstellung der Engelsfigur durch den Bildhauer Daniele Trebucchi aus Wetzikon kann als Meisterleistung bezeichnet werden. Seine Aufgabe war äusserst anspruchsvoll, denn vom Originalzustand gab es nur eine alte Fotografie, auf der die Details der Engelfigur kaum mehr erkennbar waren. Trebucchi musste sich deshalb weitgehend auf die eigene künstlerische Intuition verlassen.

Einzigartiges Grabmal
Über die Familie Luchsinger-Caballero ist wenig bekannt. Fridolin Luchsinger, für dessen Bestattung das Grab 1896 eröffnet wurde, war ein in Zürich wohnhafter Maschineningenieur, seine Frau stammte vermutlich aus Spanien, ihre Nachfahren lebten später verstreut an verschiedenen Orten der Welt.

Die Grabanlage ist weit über Zürich hinaus einzigartig: Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert orientierte sich die europäische Grabmalkunst vorwiegend an der Antike. Risse und zerbrochene Teile sollten die Vergänglichkeit alles Irdischen zum Ausdruck bringen und wurden gerne in Grabmäler integriert. Die Verbindung des Ruinenmotivs mit einer Tempelanlage ist jedoch von keinem anderen Grabmal bekannt. Das Grab der Luchsinger-Caballeros ist zudem ein eindrückliches Beispiel für das grossbürgerliche Repräsentationsbedürfnis um 1900, das auch vor den Friedhöfen nicht Halt machte.

Damit die 40 m2 grosse Grabstätte nicht zum Museumsstück wird, sondern «lebendig» bleibt, kann sie heute für rund 2000 Franken pro Jahr gemietet werden.

Friedhof Sihlfeld: lebendige Kulturgeschichte
Die Stadt Zürich betreut und bewahrt auf dem Friedhof Sihlfeld eine ganze Reihe historischer Denkmäler und Skulpturen. Die Geschichte der Zürcher Friedhofkultur bleibt so öffentlich zugänglich. Der Friedhof Sihlfeld als Gesamtanlage sowie ein ausgewählter Teil der Grabstätten stehen seit 1997 unter Denkmalschutz. Nur wenige Schweizer Friedhöfe verfügen über einen vergleichbaren Reichtum an historisch interessanten Objekten.

Jährlich werden rund eine Hand voll historische Grabmäler im Nutzungsrecht vermietet – und damit eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen.