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80 Prozent des Kokains enthält psychoaktive Streckmittel

Medienmitteilung

saferparty.ch-Jahresrückblick 2015 zeigt Risiken von Suchtmitteln auf

Das Drogeninformationszentrum DIZ der Stadt Zürich hat vergangenes Jahr 1400 Proben von Partydrogen getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Grossteil davon durch weitere Substanzen gestreckt wird und die Dosierungen stark variieren. Das führt zu zusätzlichen gesundheitlichen Risiken für Konsumentinnen und Konsumenten. Die stärkste getestete Ecstasy-Pille etwa wäre selbst für eine 210 Kilogramm schwere Frau zu hoch dosiert.

2. Mai 2016

Das Drogeninformationszentrum DIZ der Stadt Zürich hat im vergangenen Jahr 1357 Substanzproben getestet und 1578 Personen beraten. Dieses Angebot ist Teil der Schadensminderung, eine der vier Säulen der bewährten Schweizer Drogenpolitik. Ziel ist es, die gesundheitlichen Risiken für Menschen zu minimieren, die illegale Substanzen konsumieren und sie für die Risiken des Konsums zu sensibilisieren. Rund die Hälfte (46 Prozent) der vom DIZ 2015 getesteten Substanzproben entfielen auf Kokain, gefolgt von Amphetamin (19 Prozent) und MDMA-Pillen oder -Pulver (je 10 Prozent). Methamphetamin wurde nur siebenmal getestet (<1 Prozent). Für Cannabis besteht aus technischen Gründen keine Analysemöglichkeit. Das Saferparty-Angebot der Jugendberatung Streetwork leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention und Schadensminderung.

Gefährliches Koks

Kokain, die beliebteste Zürcher Partydroge, ist alles andere als ein harmloser Zusatzkick: Vier Fünftel der im DIZ abgegebenen Kokainproben enthielten ein psychoaktives Streckmittel, meist Levamisol. Das in der Tiermedizin gegen Wurmbefall eingesetzte Medikament kann bei regelmässigem Konsum schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben. Jede achte Kokainprobe enthielt sogar drei bis fünf verschiedene Streckmittel. 

Amphetamin mit Reinheitsgraden von Null bis hundert Prozent

Amphetamin, umgangssprachlich bekannt als «Speed», wurde letztes Jahr 262 Mal (19 Prozent) getestet. Die Substanzen enthielten zwischen unter 0,4 und 99,3 Prozent Amphetamin. Neben den bekannten Nebenwirkungen wie starke Unruhe, Schlafstörungen, Herzkreislaufproblemen und Halluzinationen bei hohen Dosen sowie dem Abhängigkeitspotential stellen vor allem der stark variierende Amphetamingehalt und die Streckmittelverunreinigung Gesundheitsrisiken dar.

XTC: gleiches Logo – anderer Inhalt

Die meisten Ecstasy-Tabletten sind mit einem «Logo» geprägt, einige sind auch farbig oder haben eine besondere Form, beispielsweise Dreiecke. Ein gleiches Aussehen lässt aber noch keine Rückschlüsse auf den Inhalt zu: Die Pillen können sich sogar stark unterscheiden. Seit 2011 werden vermehrt extrem hoch dosierte Tabletten (>160 mg MDMA) getestet. Diese können zu Überhitzung, Dehydration und Herz-Kreislauf-Überbelastungen führen. 160 mg MDMA ist die Maximaldosierung für einen 106 Kilo schweren Mann oder eine 123 Kilo schwere Frau. Der Richtwert bei der Dosierung von MDMA liegt bei 1,5 x kg Körpergewicht bei Männern und 1,3 x kg Körpergewicht bei Frauen. Mit dieser Formel ist die Maximaldosis MDMA zu berechnen, die auf keinen Fall überschritten werden sollte. 2015 waren rund 10 Prozent der getesteten Tabletten extrem hoch dosiert, das Maximum betrug 274 mg.

Erstmals Jahresauswertung zu LSD

«LSD-Filze» wurden 2015 erstmals ausgewertet, weil die Anzahl Proben im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist (plus 43 Prozent). Die Gesamtzahl ist mit sechzig Proben immer noch eher klein (4 Prozent der getesteten Substanzen). Über ein Drittel (36,7 Prozent) der Proben enthielten statt oder neben LSD andere psychoaktive Substanzen oder Verunreinigungen. Fünf Prozent enthielten NBOMe-Verbindungen, die in Zusammenhang mit einigen drogeninduzierten Todesfällen in Europa stehen.

«Breaking-Bad»-Droge im DIZ praktisch kein Thema

Die sehr gefährliche, aus der TV-Serie «Breaking Bad» bekannte Substanz Crystal (Crystal Meth) wurde im DIZ im letzten Jahr nur siebenmal getestet.

80 Prozent Männer im DIZ

Das Drogeninformationszentrum DIZ wurde 2015 von 1578 Personen besucht. Rund 80 Prozent (1256) waren Männer. Immer wieder fungiert das DIZ auch als Anlauf- und Informationsstelle für Eltern oder Angehörige von Konsumierenden. Ein Drug-Checking umfasst eine Substanzanalyse und eine obligatorische persönliche Beratung zu Substanzen, die aus dem Grau- oder Schwarzmarkt stammen.

Mobiles Drug-Checking und Alkoholprävention vor Ort

Neben dem Angebot im DIZ im Kreis 5 ist das Saferparty-Team mit einem mobilen Beratungs- und Drug-Checking an Events präsent. 2015 wurden an acht Events im Schnitt dreissig Substanzen gleich vor Ort getestet. Die Analysen wurden durch das Kantonsapothekeramt Bern vorgenommen. An jedem Anlass fanden über hundert Einzelkontakte statt. Knapp 50 Prozent der getesteten Substanzen entfielen auf MDMA-Tabletten, je rund 20 Prozent auf Kokain und Amphetamin. Fünf Mal war die Jugendberatung Streetwork zudem gemeinsam mit der Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich und der Fachstelle Am Steuer Nie (ANS) in Clubs und an Partys wie dem Openair Wipkingen vor Ort und hat vor Risiken des Alkoholkonsums gewarnt.

400 000 besuchten die Website www.saferparty.ch

Die Website saferparty.ch wurde 2015 von fast 400 000 Einzelbesuchern angeklickt. Mit einem Plus von 170 000 Besuchenden verzeichnet die Site eine massive Zunahme gegenüber 2014. Am häufigsten wurden die Substanzwarnungen aufgerufen, gefolgt von Informationen zu einzelnen Substanzen.

Niederschwellige und anonyme Angebote

saferparty.ch wird von der Jugendberatung Streetwork der Sozialen Einrichtungen und Betriebe betrieben. Zum Angebot gehören die gleichnamige Website mit der dazugehörigen Online-Beratung, das Drogeninformationszentrum DIZ sowie das Mobile Beratungs- und Drug-Checking-Angebot in der Stadt Zürich. Alle Angebote bieten einen niederschwelligen Zugang und sind anonym nutzbar.

saferparty.ch betreibt Schadensminderung und Prävention und hat den Auftrag, Partydrogenkonsumierende vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen und auf Risiken des Konsums zu sensibilisieren.