Der Stadtraum um den Zürcher Hauptbahnhof ist Verkehrsdrehscheibe und Visitenkarte in einem. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bevölkerung und Arealentwicklungen wie dem neuen Hochschulgebiet Zürich-Zentrum wird das Personenaufkommen im Raum Hauptbahnhof in Zukunft weiter zunehmen. Das heutige Mobilitätsangebot muss weiterentwickelt werden. Bereits heute hat der Stadtraum erhebliche Defizite. Es fehlt an Platz für Fussgänger*innen und Velofahrer*innen, um sich zu orientieren oder um sicher und hindernisfrei zum Zug, Tram, Bus oder in die angrenzenden Quartiere zu gelangen. Ebenso fehlen Aufenthaltsmöglichkeiten, und im Sommer heizt sich das Gebiet stark auf. Es gilt, den Stadtraum Hauptbahnhof für diese künftigen Anforderungen fit zu machen.
Im Auftrag aller Parteien
Mit der Motion GR Nr. 2014/308 forderten sämtliche Parteien des Gemeinderats den Stadtrat auf, Vorgaben für eine strategische Planung zu definieren, mit denen die Strassenbauprojekte im Raum Hauptbahnhof besser auf die künftigen verkehrlichen und klimatischen Anforderungen abgestimmt werden können.
Unter der Federführung des Tiefbauamts und in Zusammenarbeit mit der SBB, den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) und weiteren städtischen Dienstabteilungen hat die Stadt mittels Testplanung ein Zukunftsbild für den öffentlichen Raum entwickelt. Dieses ist im Weissbuch «Stadtraum Hauptbahnhof 2050» dokumentiert.
Ein Weissbuch für das grosse Ganze
Das Weissbuch ist die Grundlage für weitere Planungen sowie die verkehrliche und stadträumliche Entwicklung des öffentlichen Raums um den Hauptbahnhof bis 2050, hat aber keinen rechtsverbindlichen Charakter. Es dient dazu, das grosse Ganze im Auge zu behalten und zeigt die grundsätzliche Richtung, in welche die Entwicklung gehen soll. Die im Weissbuch aufgezeigten Ziele werden in den nachfolgenden Planungen und mittel- sowie langfristigen Projekten konkretisiert und schrittweise umgesetzt. Bei der Ausarbeitung werden Betroffene und Nutzer*innengruppen einbezogen und die etablierten Bewilligungsprozesse vollzogen.
Den Verkehr organisieren
Der Schlüssel zur Entwicklung eines für alle attraktiven Stadtraums liegt in der Organisation des Verkehrs. Um das künftige Verkehrsaufkommen vor dem Hintergrund des Klimaziels Netto-Null bis 2040 bewältigen zu können, wird dem ÖV sowie dem Velo- und Fussverkehr im Weissbuch Priorität eingeräumt. Der Hauptbahnhof und die Parkhäuser bleiben für den motorisierten Individualverkehr erreichbar und die Feinerschliessung für Anlieferung, Taxis, Vorfahrten (Kiss & Ride), Schutz & Rettung usw. gewährleistet. Die Planungen sehen vor, den stadtquerenden motorisierten Individualverkehr weitgehend auf die Autobahn zu verlagern und den städtischen Binnenverkehr zu kanalisieren.
In den kommenden Jahren soll nun evaluiert werden, wie der öffentliche Verkehr durch zusätzliche Stausituationen nicht behindert wird und wie eine Mehrbelastung der angrenzenden Quartiere vermieden werden kann. Dadurch sollen Bahnhofplatz, Bahnhofquai, Bahnhofsbrücke, Central, Löwenstrasse, Löwenplatz, Europaplatz und Museumstrasse vom Durchgangsverkehr entlastet und für effizienten und nachhaltigen Verkehr genutzt werden. Für Tram und Bus werden neue Infrastrukturelemente und durchgehend hindernisfreie Haltestellen näher am HB vorgesehen. Für Fussgänger*innen soll der zentrale Stadtraum laut der Vision durchlässig, sicher und komfortabel zu begehen sein. Velofahrende sollen den Bahnhof künftig aus allen Richtungen direkt erreichen können – über Veloverbindungen und unterirdische Abstellplätze.
Grüne Halbinsel Hauptbahnhof
Die aussergewöhnliche Lage des Hauptbahnhofs zwischen zwei Flüssen kommt im Weissbuch stärker zur Geltung. Die bestehenden Freiräume werden in der Planung erweitert und verbunden, begrünte Flächen reichen in Form einer «grünen Spitze» von der Gessnerbrücke über den Platzspitz entlang der Limmat bis zum Papierwerd-Areal. Es sollen attraktive Orte für alle Menschen, die sich in der Stadt bewegen und aufhalten, geschaffen werden, mit Grünflächen, die der Hitzeminderung dienen.
Plätze statt Verkehrsknoten
Der Bahnhofplatz erhält im Weissbuch seine historische Bedeutung als repräsentativer Platz zurück. Die Haltestelle «Central» soll gemäss Planung auf die Gerade der Bahnhofbrücke verschoben werden, wodurch ein durchgehend hindernisfreier Ein- und Ausstieg zu Tram und Bus möglich würde. Das Central soll zu einem grosszügigen Platz sowie zu einem Tor ins Hochschulquartier und ins Niederdorf werden. Am Europaplatz ist für diesen Fall eine Tramhaltestelle vorgesehen. Dafür entfiele in der letzten Etappe des neuen Stadtraums Hauptbahnhof ab 2050 die Haltestelle «Löwenplatz» und die Löwenstrasse würde eine reine Flanier- und Einkaufsmeile werden. Die Vor- und Nachteile dieser Idee müssen nun vertieft evaluiert werden.
Nächste Schritte
Mit der Eröffnung des Stadttunnels wurde ein wichtiger Meilenstein für die Veloverbindungen bereits erreicht. Mit der Postterrasse beim Europaplatz entsteht ein Aufenthaltsort direkt an der Sihl. Auf dem Papierwerd-Areal werden im Rahmen des angelaufenen Transformationsprozesses zusätzliche Sitzgelegenheiten mit Bäumen geschaffen und der Bezug zur Limmat mit einer Sitzkante verbessert. Weitere kurz- und langfristige Massnahmen betreffend die Ziele des Weissbuchs folgen etappiert über die kommenden Jahre und Jahrzehnte.
Weitere Informationen
Sabina Mächler, Projektleiterin Kommunikation
Tiefbauamt
T +41 44 412 26 66
E-Mail sabina.maechler@zuerich.ch