Im Zuge der offenen Drogenszenen im Zürich der 80er und 90er Jahre entstanden Einrichtungen, die nebst Methadon neu auch pharmazeutisch hergestelltes Heroin für die Behandlung von Schwerstabhängigen einsetzen durften. Dies im Sinne einer liberaleren Drogenpolitik, die Sucht als Erkrankung anerkennt – und nebst Repression und Prävention auch auf Therapie und Schadensminderung setzt (Vier-Säulen-Politik). Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri sagt: «Eine suchtfreie Gesellschaft ist nicht realistisch. Schwer erkrankte Menschen brauchen pragmatische Hilfe. In unseren Ambulatorien erhalten sie medizinische Begleitung und Angebote, die Stabilität und soziale Integration ermöglichen.»
1993 nahm das städtische Ambulatorium Lifeline den Betrieb auf, 1995 folgte das Crossline. Mit dem dringlichen Bundesbeschluss zur heroingestützten Behandlung von 1998 und der Volksabstimmung in der Stadt Zürich wurde der Betrieb der Ambulatorien gesetzlich verankert. Heute betreuen die städtischen Ambulatorien Crossline und Lifeline rund 260 Patient*innen während 365 Tagen im Jahr.
Wie funktionieren Substitutionsbehandlungen?
In den Ambulatorien Crossline und Lifeline leiden die meisten Patient*innen an langjähriger Heroinabhängigkeit sowie verschiedenen Begleiterkrankungen. Erfüllen sie die gesetzlichen Aufnahmekriterien, werden sie in den Ambulatorien in eine Substitutionsbehandlung aufgenommen: Das illegal konsumierte Heroin wird durch ein ärztlich verschriebenes legales Medikament mit ähnlicher Wirkung ersetzt (beispielsweise Methadon oder Diaphin). Insbesondere die heroingestützte Behandlung unterliegt strengen rechtlichen Vorgaben. Im Rahmen der Behandlung werden Patient*innen auch allgemeinmedizinisch, psychiatrisch-psychologisch und pflegerisch betreut sowie bei sozialen Problemen unterstützt.
Stabilisierung der Patient*innen
«Hauptziel einer Behandlung ist eine Stabilisierung der Patient*innen mit einer Verbesserung der gesamten Lebensqualität», sagt der Leitende Arzt Roberto Pirrotta. Durch die dauerhafte therapeutische Begleitung sollen Gesundheitszustand und soziale Integration verbessert werden. Gleichzeitig wird ein risikoarmer Konsum gefördert. «Wir stärken damit den Gesundheitsschutz, vermindern Beschaffungskriminalität und entlasten unser Gesundheitssystem», sagt Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri.
Unterfinanzierung heroingestützter Behandlung
«Die geänderte Vergütungspolitik der Krankenversicherer führt zu einer Unterfinanzierung der heroingestützten Behandlung und gefährdet dieses gut funktionierende System», sagt Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri. Eine verlässliche Finanzierung ist zentral, um bewährte Angebote langfristig zu sichern.
Weitere Informationen
Roberto Pirrotta, Leitender Arzt
Ambulatorien Crossline und Lifeline
Städtische Gesundheitsdienste
T +41 44 412 20 78
E-Mail sgd-kommunikation@zuerich.ch