Beim Klimaforum Fokus-Event vom 11. Dezember 2024 trafen sich 50 engagierte Bauherr*innen, Architekt*innen, Fachplaner*innen und städtische Expert*innen, um genau diese Frage zu beantworten. «Dialog+» war hier Programm: Information zu gängigen Vorurteilen gefolgt von der Mitsprache zu Lösungen in den Themen Installation, Unterhalt, Kostenplanung und Förderprogramm Stadtgrün mit dem Finale eines ersten Schrittes für die eigene Umsetzung. Die wichtigsten Erkenntnisse fasst dieser Beitrag zusammen.
Fazit aus zwei Vorträgen
Getreu dem Tagesmotto «Schluss mit Vorurteilen, ab in die Umsetzung» räumte Regula Müller Bösch (Mandat Gründachberatung Grün Stadt Zürich) anhand konkreter Beispiele mit Vorurteilen zur Kombination von Photovoltaik (PV)-Anlagen und Dachbegrünung auf. Sie rechnete vor, dass PV mit einer Dachbegrünung genauso viel kostet wie mit Kiesdach, jedoch nur, wenn Faktoren wie die Hitzeminderung und die Gesamtlebensdauer des Dachs berücksichtigt werden. Zudem bewies sie, dass Effizienzverluste oder Dachschäden durch die richtige frühzeitig geplante Pflege vermeidbar sind und die Wahl der richtigen Pflanzen diese wesentlich vereinfacht.
Claudio Sedivy von der Kompass B GmbH belegte dasselbe Fazit mit einem Umsetzungsbeispiel der Zürcher Kantonalbank: Trotz Mehrkosten bei der Planung und Unterhalt ergibt sich hier dank der besseren Wärme- und Kältedämmung, der Langlebigkeit der Abdichtung, der optimierten Stromproduktion, der Biodiversität, der Hitzeminderung, dem Überschwemmungsschutz und der Ästhetik des Gründachs in Kombination mit einer PV-Anlage eine Win-win-Situation für den bzw. die Bauherrin.
Diskussionen für mehr Umsetzung
Bei der Installation und Technik wurde klar, dass alle technischen Probleme mit guter Beratung lösbar sind. «Was ist das Gesamtziel dieses Daches?», diese Frage gelte es früh und besser zu klären und dann mit den jeweiligen Planenden gemeinsam zu übersetzen, so ein Experte. Bei diesem Ziel sollen auch zukünftige Probleme, wie z. B. die Hitzeentwicklung auf einem Flachdach, mitgedacht werden.
Beim Unterhalt wurde deutlich, dass der Standardvertrag für die Dachpflege nicht ausreicht. Regula Müller Bösch empfiehlt, diesen Vertrag mit einem Zusatz zur Frequenz der Pflege und den Verantwortlichen zu ergänzen. Abschliessend wurde der Wert von Schulungen zur Dachpflege betont. Bei der Pflege lohnt sich ein mehrmaliger kurzer Einsatz pro Jahr, sodass Problempflanzen früh erkannt und entfernt werden können. Mit Hilfe von anschaulichen Merkblättern zu den Ziel- und Problempflanzen kann die Effektivität der Pflege erhöht werden.
Bei den Kosten kam vor allem hervor, dass eine ganzheitliche Betrachtung der Kostenrechnung nötig ist. Zwar kostet eine Dachbegrünung ca. 8 Franken/m2 mehr als ein Kiesdach, jedoch kann die Dachbegrünung die Lebenszeit des Daches um bis zu 50 % verlängern. Hinzu kommen weitere Vorteile, u.a. bei der Hitzeminderung und damit die höhere Effizienz der PV-Anlage und dem Wasserabfluss, sodass sich der Business Case über die gesamte Lebensdauer des Daches rechnet. Für die Betrachtung der Kosten fehlt aktuell noch eine Übersicht, bzw. Richtwerte und entsprechenden Argumente, die die gesamtheitliche Betrachtung vereinfachen.
Bezüglich des Förderprogramms Stadtgrün der Stadt Zürich wurde insbesondere über den richtigen Zeitpunkt für einen Antrag diskutiert. Die Anwesenden betonten hier, dass es an einer Übersicht der Prozessschritte inkl. des richtigen Zeitpunkts für Planung und Antragstellung fehle. Der Experte erklärte, dass der Antrag grundsätzlich vor Beginn der Umsetzung vorliegen müsse. Für die Anforderungen an die Pflege von Gründächern gilt zudem: Ab 50 000 CHF Förderung für die Installation von Dachbegrünung wird ein Pflegekonzept nötig, welches die Pflegeintervalle und -personen definiert.
Der erste Schritt
Im letzten Teil des Events formulierten die Anwesenden mit einem bzw. einer Umsetzungspartner*in einen möglichen ersten Schritt. Beispiele dafür sind: das Teilen der Unterlagen aus dem Fokusevent im eigenen beruflichen Umfeld, eine gesamtheitliche Kostenrechnung anzudenken und in der eigenen Firma voranzutreiben, die Schulung der eigenen Gärtner*innen zu überprüfen oder im Austausch mit einem neuen Kontakt zu bleiben.
Der Anlass wurde durch das Klimaforum Zürich (Co-Leitung durch Umwelt- & Gesundheitsschutz und Impact Hub Zürich) und Grün Stadt Zürich organisiert.