Am 1.10.2000 hat der Umwelt- und Gesundheitsschutz seine Arbeit aufgenommen. Die Bilanz nach einem Vierteljahrhundert ist gut. Zürich gehört zu den lebenswertesten Städten der Welt. Die Luftqualität hat sich markant verbessert, die Lärmbelastung ist gesunken, die Hygiene – und Baustandards sind hoch. Und: die Stadt ist Vorreiterin bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Grob kann man seine 25 ersten Jahre in fünf Phasen einteilen.
Im Jahr 2000 standen die BSE-Krise, Luftverschmutzung, Lärmbelastung und die Erkenntnis, dass die Stadtverwaltung ihre Umwelt- und Gesundheitskompetenzen bündeln muss, im Vordergrund. Am 1. Oktober 2000 nahm der UGZ unter Stadtrat Robert Neukomm und Direktor Bruno Hohl seine Arbeit auf. Erstmals arbeiteten Strategieentwicklung und praktischer Vollzug unter einem Dach zusammen. Das Amt für Umwelt und Gesundheit verschmolz mit der Umweltschutzfachstelle, Teile der Energieberatung zogen mit ein. Der UGZ entstand als Antwort auf neue ökologische, gesetzliche und gesellschaftliche Anforderungen. Dazu gehörten u.a. einheitliche Vollzugsprozesse und konsequente Kontrollen, eine systematische Umweltbildung, die Einführung eines Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 und ein nachhaltiges Beschaffungswesen.
2006 wagte sich die Stadt Zürich an das ambitionierte Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft heran. Mit innovativen Angeboten wie dem Energierechner und Aktionstagen wie «Zürich Multimobil» erreichte der UGZ Zehntausende von Bürgerinnen und Bürgern. 2008 stimmte die Bevölkerung der Verankerung des 2000-Watt-Ziels in der Gemeindeordnung zu – ein Meilenstein für die städtische Umweltpolitik. Der UGZ entwickelte zentrale Instrumente wie den Öko-Kompass für KMU und das Energie-Coaching für Bauherrschaften. Beide Angebote existieren noch heute – ein Beleg für die Nachhaltigkeit der damaligen Entscheidungen. Diese praktische Umsetzung der 2000-Watt-Vision ging Hand in Hand mit einer Professionalisierung des Vollzugs. Der Fokus lag auf Lärm- und Luftschadstoffmessungen, Baustellenkontrollen, Hygieneprüfungen, Lebensmittelkontrollen und Asbestsanierungen. Der UGZ führte risikobasierte Kontrollen ein, baute die Messinfrastruktur aus und plante Tempo-30-Strecken. Er legte damit das Fundament für eine Verbesserung der Lebensqualität.
Programme wie «Umweltschulen – Lernen und Handeln» und die Erlebnisreihe «Zürich isst» banden Schulen und Bevölkerung aktiv ein. Über 200 Veranstaltungen, Aktionstage und Umwelttage stärkten das Bewusstsein für nachhaltige Ernährung und Mobilität. Parallel zu diesen Sensibilisierungsaktivitäten zeigten sich auch messbare Fortschritte. Die Luftreinhaltepolitik verzeichnete über die gesamte Periode konkrete Erfolge: Die NO2-Werte sanken zwischen 2000 und 2016 um über 40 Prozent auf historische Tiefststände, die Feinstaubbelastung halbierte sich im gleichen Zeitraum. Parallel dazu entstanden auf über 300 Kilometern Strassenabschnitte mit Tempo 30, die Zehntausende von Anwohnenden spürbar entlasten.
Diese Erfolge bildeten eine solide Basis für die nächste Entwicklungsstufe: mit dem Wechsel von Bruno Hohl zu François Aellen im Jahr 2015 rückte die stadtinterne wie externe Vernetzung noch stärker ins Zentrum. Die Aufgaben wurden zu vier Geschäftsbereichen zusammengefasst. Die zunehmende Komplexität der Energie- und Klimathemen erforderte diese interdisziplinäre Herangehensweise. Nur wenn alle relevanten Fachbereiche und Abteilungen am Tisch sitzen, lassen sich die vielschichtigen Herausforderungen der Stadtentwicklung erfolgreich bewältigen. Das Wachstum des UGZ spiegelte seine erweiterten Aufgaben wider: Der Bereich Baubewilligungen wuchs beispielsweise seit 2006 von 15 auf heute ca. 60 Personen, auch durch die Zusammenführung von Themen und Bereichen.
Der UGZ übernahm 2017 die operative Leitung der 2000-Watt-Gesellschaft und etablierte sie als zentrales Leitbild für die Stadtentwicklung. Die Herausforderungen des Klimawandels erforderten aber auch anderswo neue Ansätze. Der UGZ entwickelte die Fachplanung Hitzeminderung mit, etablierte Stadtklimakarten und erarbeitete Netto-Null-Szenarien. Weiter wurden die Strategie nachhaltige Ernährung verabschiedet und Food Save-Kampagnen lanciert. Auch die Lärmschutzstrategie wurde verabschiedet und die Bekämpfung invasiver Arten wie der Tigermücke professionalisiert. Die Covid-19-Pandemie erforderte gewisse Anpassungen im Vollzug, wobei der UGZ seine Flexibilität unter Beweis stellen konnte. Gleichzeitig erweiterte sich in dieser Zeit auch die Beratungstätigkeit. Auch die Digitalisierung und Automatisierung nahm Fahrt auf: das Baubewilligungsverfahren wurde elektronisch abgewickelt, neue digitale Beratungstools verbesserten Service und Effizienz. 2020 brachte einen wichtigen Führungswechsel: René Estermann übernahm die UGZ-Leitung von François Aellen. Der frühere CEO von myclimate brachte neue Impulse bei Klimaschutz und Energieberatung und leitete einen Leitbildprozess ein – die Basis für die kommenden strategischen Weichenstellungen. Gleichzeitig begann eine Phase der Aufgabenkonzentration: per 1. Januar 2020 wurde die Delegation für die Lebensmittelkontrolle zurückgenommen und wieder dem kantonalen Labor überwiesen. Die Stichprobenkontrolle von über 2000 Gastronomiebetrieben fiel damit weg.
Die jüngsten Jahre markieren eine weitere Weichenstellung: der Klimaschutz wird zum zentralen Thema. Mit der 2000-Watt-Gesellschaft hatte die Stadt bereits früh ein ambitioniertes Klimaschutz-Ziel in der Verfassung verankert: die Reduktion des CO₂-Ausstosses auf 1t pro Person und Jahr bis ins Jahr 2050. Der Zürcher Gemeinderat beauftragte die Stadtverwaltung elf Jahre später im Mai 2019 eine stringente Klimapolitik in der städtischen Verfassung festzulegen. Die Stadt Zürich setzte sich in der Folge ambitionierte Klimaschutz-Ziele. Neu heisst es Netto Null bis 2040 und Reduktion der indirekten Emissionen um 30 Prozent. Die Zürcher Stimmbevölkerung hat den neuen Klimaschutzzielen 2022 mit einer klaren Mehrheit von 75 Prozent zugestimmt. Der UGZ wurde damit beauftragt, die Umsetzung der Klimaziele zu koordinieren und das Monitoring umzusetzen. Dies brachte neue Aufgaben mit sich. Die Sensibilisierung der Wirtschaft und der Bevölkerung für Klimaschutz wurde zu einer wichtigen Massnahme.
Mit verschiedenen Mitteln wie Kampagnen und Klimaforen gelang es, das Thema in Zürich präsent zu machen. Das Förderprogramm KlimUp unterstützt Start-ups und NGOs mit Fokus auf Klimaschutz und Ressourceneffizienz. Ein besonderer Meilenstein ist auch die 2022 eingeführte Umweltstrategie, die vier klare Umweltziele definiert: eine klimaneutrale Stadt, ein gesundes städtisches Umfeld, eine vernetzte Stadtnatur und eine intelligente Ressourcennutzung. Ein wichtiger Durchbruch für den Vollzug kam 2022 mit dem revidierten kantonalen Energiegesetz: beim Ersatz fossiler Heizungen sind seither in der Regel nur noch erneuerbare Heizsysteme zulässig. Bei Stichprobenkontrollen decken die Baufachleute des UGZ allerdings immer wieder erhebliche Abweichungen auf. Solche Fälle zeigen, warum die Beratung und nachgelagerte Kontrollen so wichtig sind.
2024 schliesst sich auch ein anderes Kapitel: Die über 100-jährige Geschichte des UGZ als Betreiber des Schlachthofareals endet. Nach umfassender Instandsetzung wird das Areal an Liegenschaften Stadt Zürich übergeben. Der UGZ konzentriert sich künftig auf seine veterinärmedizinischen Kernaufgaben. Mit dem Klimaschutzplan 2024 und dem digitalen Netto-Null-Cockpit etablierte der UGZ ein umfassendes Monitoring- und Steuerungssystem für die Klimaziele der Stadt. Und auch hinsichtlich Kreislaufwirtschaft macht sich Zürich einen Namen. Mit der Strategie «Circular Zürich» wird sie zur Vorreiterin für Kreislaufwirtschaft in der Schweiz. International wird Zürichs Ansatz beachtet: Die EU-Kommission lud die Stadt als Expertin ein, Barcelona und Amsterdam kopieren einzelne Massnahmen.