Hohlstrasse 67
8004 Zürich
«Lasst uns ein Lied auf die Liebe (Eros) singen! Das hat bisher noch keiner gewagt!»
Etwa so fordert der Redekünstler Phaidros in Platons Symposion seine fünf Mittrinker auf, reihum ein Loblied auf den Gott Eros zu ersinnen. Weil er keine «Reden» mag, wird sich Sokrates am Schluss weigern, eine zu halten. Stattdessen erzählt er von einem Gespräch, das er mit der Seherin Diotima einmal gehabt habe. Da erfahren wir, dass Eros weder ein Gott ist noch sonst irgendetwas hat; barfuß ist er, nicht schön, gut oder weise, dafür immer auf der Jagd; doch verliert er gleich, was er gewinnt. Das liege daran, dass seine liebste Beute Kenntnisse sind und Weisheit! Also ist die Liebe ein Sophist und Philosoph! Sehen wir in andere Texte Platons wird die Philosophie noch bunter: Sie beginnt mit dem Staunen, bedeutet Sterben-Lernen, ist Schau des Schönen und der Ideen oder Dialektik, und sie ist immer anstrengend sowie mittel- und ziellos.
Saal 2, 1. OG
