
Unter Grobmotorik versteht man Bewegungsabläufe, welche den Einsatz grosser Muskelgruppen erfordern, wie z.B. Gehen oder Klettern. Grundlage der Motorik ist die Körperwahrnehmung - das Erleben und Spüren des eigenen Körpers. Eng mit der Motorik verknüpft ist auch das Befinden. So widerspiegeln sich Emotionen oft auch in der Körperhaltung. Weiter kann über grobmotorische Erfahrungen Selbstwirksamkeit erlebt und letztlich das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Hier wird die Verknüpfung mit der Psycho-Motorik deutlich. Die Motorik kann in zwei verschiedene Dimensionen unterteilt werden: Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Das mittlere Kindesalter (7.-10. Lebensjahr) ist die Phase der schnellen Zunahme motorischer Lernfähigkeit. Kinder werden im Leistungsstreben wesentlich nachhaltiger und ausgeglichener. Sie lernen zunehmend ihrem Leistungsvermögen entsprechende Bewegungsaufgaben auf der Grundlage entsprechender Demonstrationen und sprachlicher Hinweise zu erfassen.
In den ersten Schuljahren ist es besonders wichtig, dem ausgeprägten Bewegungsbedürfnis der Kinder soweit wie möglich Rechnung zu tragen. Manches Fehlverhalten von Kindern (z.B. kindliche Nervosität, Trotzverhalten) kann unter anderem dadurch verursacht sein, dass ihr Bewegungs- und Betätigungsbedürfnis zu wenig berücksichtigt wird. Bewegungspausen während des Unterrichts wirken sich – besonders im ersten Schuljahr – günstig auf das Verhalten der Kinder, die Freude am Lernen sowie das Wohlbefinden aus. Lernerfolge können dadurch gesteigert werden.
Um das Interesse für neue Bewegungsaufgaben zu wecken, die Aufmerksamkeit zu binden und die Partizipation im Klassenverband zu fördern, eignen sich die folgenden pädagogischen Mittel:
- bewegungsintensiver und abwechslungsreicher Sportunterricht
- häufige Beteiligung der Lehrkraft am Sportunterricht
- Nutzung des Aufforderungscharakters von Geräten
- reizvolle und motivierend gestaltete Bewegungsaufgaben
- verbale Impulse und Ansporn
- eine «Pädagogik der Ermutigung»
Motorische Fähigkeiten umfassen alle Strukturen und Funktionen, die für die Entwicklung und das Zustandekommen von beobachtbaren motorischen Fertigkeiten verantwortlich sind. Darunter fallen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination.
Die koordinativen Fähigkeiten ermöglichen die Steuerung und Regulation von Bewegungen. Bis zum 12. Lebensjahr sollten aufgrund biologischer Faktoren (Reifung des zentralen Nervensystems, Muskelwachstum) die koordinativen Fähigkeiten im Zentrum der Angebote zur motorischen Entwicklungsförderung stehen.
Die folgenden fünf koordinativen Fähigkeiten können unterschieden werden: kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, räumliche Orientierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und Rhythmusfähigkeit.
Kinder mit gut entwickelten koordinativen Fähigkeiten lernen motorisch schneller und effektiver. Zur Schulung der koordinativen Fähigkeiten ist das variantenreiche Üben von verschiedenen Fertigkeiten erforderlich, welches dominant auf die auszuprägende Fähigkeit gerichtet ist (z.B. die Fertigkeit Fahrradfahren üben zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit).
Gut koordinierte Bewegungsfähigkeiten wirken sich auch positiv auf die Psyche aus. Das Bewusstsein sich altersgerecht und harmonisch bewegen zu können, wirkt psychisch stabilisierend, trägt zur Erhöhung des Selbstwertgefühls, der Selbstständigkeit und Mobilität und schliesslich zum Wohlbefinden bei.
Motorische Fertigkeiten umfassen die sichtbaren und zielgerichteten Handlungen während einer Bewegung. Darunter fallen einerseits die einfachen Basisfertigkeiten wie beispielsweise das Laufen, Greifen, Springen oder Werfen, die alle Kinder erwerben. Andererseits lernen die Kinder im Verlauf ihrer Entwicklung auch komplexe Fertigkeiten wie Fahrradfahren, Zeichnen, Tennisspielen oder Schreiben, die auf den Basisfertigkeiten aufbauen. Welche komplexen Fertigkeiten die Kinder lernen hängt wesentlich von den sozioökonomischen Bedingungen sowie den dargebotenen Anregungen ab.
Motorische Fertigkeiten lassen sich in die Bereiche Grobmotorik (grosse Muskelgruppen) und Feinmotorik (kleine, feindifferenzierte Muskelgruppen) unterteilen.