
Spiel und Bewegung bieten Möglichkeiten, Gefühle und Emotionen bei sich und anderen wahrzunehmen und zum Ausdruck zu bringen. Kinder müssen den Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen erst lernen. Empfindungen zu verstehen und steuern zu können, ist ein wichtiger Schlüssel zur sozialen Entwicklung. Durch soziale Erfahrungen erkennen Kinder die Bedeutung von Freundschaften und entwickeln moralische Wertvorstellungen. Sie lernen soziale Regeln anzuerkennen und angemessen auf Konflikte und Kritik zu reagieren.
Sozial-emotionales Lernen hilft Kinder, ihre Emotionen zu erkennen und zu regulieren, gesunde Beziehungen aufzubauen, positive Ziele zu setzen und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.
Um die Sozio-Emotionalität im pädagogischen Alltag konkret zu fördern, werden im Folgenden drei Unterbereiche vorgestellt.
Emotionen sind komplexe Vorgänge im menschlichen Körper. Sie beschreiben innere Empfindungen und die Reaktion auf diese. Emotionen setzen sich aus den Gefühlen wie Freude, Angst oder Wut, körperlichen Reaktionen (z.B. Lachen, Gänsehaut, Schwitzen) und Denkprozessen (z.B. vergleichen, interpretieren, entscheiden) zusammen. Emotionen können helfen ohne Worte zu kommunizieren oder in Gefahrensituationen schnell zu reagieren.
Unter Gefühlen werden ausschliesslich Empfindungen (was jemand in einem Moment fühlt) verstanden.
Kinder machen sich schon sehr früh ein Bild von sich selber. Dieses beeinflusst die Erfolgserwartung und Motivation bei Herausforderungen. Ein Kind mit einem positiven Selbstkonzept ist überzeugt davon, in der Welt etwas Positives bewirken und sich einbringen zu können. Dadurch ist das vielseitige positive Erleben des Selbst (Selbstkonzept) ein wesentlicher Punkt in der Persönlichkeitsentwicklung. Zum Selbstkonzept gehört auch das Körperkonzept. Wer bin ich? Was kann ich? Wo sind meine Grenzen?
Über den Körper können viele sinnliche Erfahrungen gemacht werden, die das Körperkonzept und somit auch das Selbstkonzept prägen. Durch das regelmässige Reflektieren können Fortschritte bewusstgemacht werden.
Achtsamkeit (engl. Mindfulness) stellt eine besondere Aufmerksamkeitsform dar, die das bewusste und urteilsfreie Erleben des gegenwärtigen Moments ermöglicht. Die Achtsamkeitspraxis eignet sich dazu, das Bewusstsein für körperliche und emotionale Empfindungen zu schulen und eine offene, von Akzeptanz geprägte Haltung zu entwickeln. Das drückt sich in der Fähigkeit aus, auf die Signale des Körpers zu achten, die Funktionsweise des Geistes besser zu verstehen und Vertrauen in die eigenen, inneren Erfahrungen zu entwickeln. Eine Achtsamkeitspraxis kann dazu beitragen, herausfordernden Situationen mit Bedacht zu begegnen, was einen wesentlichen Aspekt der sozio-emotionalen Kompetenz darstellt.
Achtsamkeit im Unterricht
Eine achtsame Haltung der Schüler*innen muss geübt werden. Es kann daher hilfreich sein, einzelne Achtsamkeitsübungen als Rituale in den Schulalltag zu etablieren (z.B. eine Imaginationsübung oder Massage als Einstieg in den Morgen). Werden die Schüler*innen in die Achtsamkeitspraxis einbezogen und über den Nutzen einzelner Übungen aufgeklärt, beeinflusst dies positiv deren Wirkung. Bei der Durchführung einzelner Übungen ist es wichtig, diese langsam anzuleiten und Pausen einzubauen.
Folgende kurze Übungen können einfach in den Alltag integriert werden (Dauer: 1-2 Minuten):
- Atemübung: z.B. 2-4-Takt-Atmung (siehe Übung «Zaubersee»: Einatmen auf 2 zählen, Atem halten auf 4 zählen, langsam ausatmen, wiederholen)
- Erdung (bewusstes Wahrnehmen der Füsse und des Untergrundes)
- Ausschwingen des Oberkörpers (Arme schwingen, Oberkörper drehen)
- Herzschlag wahrnehmen (Hände auf die Brust legen, wertungsfrei wahrnehmen)
Haltung der Übungsleitenden:
Die Lehrperson hat eine Vorbildfunktion. Die Präsenz im gegenwärtigen Moment und die Fähigkeit, eigene Befindlichkeit bewusst wahrzunehmen, stellen die Grundlage dar, um Achtsamkeit in den Unterricht zu integrieren.
Soziale Kompetenzen beinhalten verschiedene soziale Basisfähigkeiten:
- Kommunikation
- Kontaktaufnahme
- Kooperation
- Empathie
- Rollenübernahme
- Gemeinsames Handeln planen
- Umgang mit Konflikten
- Gruppenprozesse/Gruppendynamik
Diese Fähigkeiten zum angemessenen Sozialverhalten können im «Zusammen-Spiel» mit anderen erworben und trainiert werden. Im gemeinsamen Spiel kann gelernt werden, Misserfolg zu verkraften sowie mit Frustrationen umzugehen. Insbesondere in Konfliktsituationen zeigt sich, wie gut Kinder oder Erwachsene in der Lage sind, auf andere einzugehen und andere zu unterstützen. Die eigenen Vorstellungen sollen dabei nicht immer zurückgestellt oder gar aufgegeben werden. Es geht ebenso darum, eigene Grenzen zu kennen und diese gegenüber anderen klar aufzeigen zu können.
Spiele, die Kooperation unter den Mitspieler*innen voraussetzen eignen sich besonders gut, um Sozialkompetenzen zu üben und stärken. In gemeinsamem Handeln und mit guter verbaler oder nonverbaler Kommunikation kann zum Ziel gekommen werden.
- Lienert, S., Sägesser, J., Spiess, H. (2013). Bewegt und selbstsicher. Psychomotorik und Bewegungsförderung in der Eingangsstufe. Grundlagen und Unterrichtspraxis. Schulverlag Plus AG; Bern.
- Zimmer, R. (2012) Handbuch Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung. Verlag Herder gmbh, Freiburg im Breisgau
- Buchmann, T. (2007) Psychomotorik-Therapie und individuelle Entwicklung. Bewegung bewegt das Denken und Fühlen., SZH CSPS Edition, Luzern