Spiel und Bewegung bieten Möglichkeiten, Gefühle und Emotionen bei sich und anderen wahrzunehmen und zum Ausdruck zu bringen. Kinder müssen den Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen erst lernen. Empfindungen zu verstehen und steuern zu können, ist ein wichtiger Schlüssel zur sozialen Entwicklung. Durch soziale Erfahrungen erkennen Kinder die Bedeutung von Freundschaften und entwickeln moralische Wertvorstellungen. Sie lernen soziale Regeln anzuerkennen und angemessen auf Konflikte und Kritik zu reagieren.
Sozial-emotionales Lernen hilft Kindern, ihre Emotionen zu erkennen und zu regulieren, gesunde Beziehungen aufzubauen, positive Ziele zu setzen und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.
Um die Sozio-Emotionalität im pädagogischen Alltag konkret zu fördern, werden im Folgenden drei Unterbereiche vorgestellt.
Kinder entwickeln schon früh ein Bild von sich selbst. Dieses Bild beeinflusst, wie motiviert sie bei Aufgaben sind und wie viel Erfolg sie erwarten. Ein Kind mit einem positiven Selbstbild ist überzeugt, dass es in der Welt etwas Positives bewirken und sich einbringen kann. Ein positives Selbstbild ist wichtig für die Entwicklung der Persönlichkeit.
Zum Selbstbild gehört auch das Körperbild. Das bedeutet, dass Kinder sich fragen: Wer bin ich? Was kann ich? Wo sind meine Grenzen?
Mit dem Körper kann man viele sinnliche Erfahrungen machen. Diese Erfahrungen beeinflussen, wie man den eigenen Körper und sich selbst sieht. Wenn man regelmäßig über diese Erfahrungen nachdenkt, erkennt man Fortschritte besser.
Achtsamkeit bedeutet, den Moment bewusst und ohne Bewertung zu erleben. Der englische Begriff dafür ist Mindfulness. Die Achtsamkeitspraxis hilft, den Körper und die Gefühle besser wahrzunehmen. Man lernt die Signale des Körpers zu beachten und den Geist besser zu verstehen. Sie fördert eine offene und akzeptierende Haltung. Ausserdem stärkt man das Vertrauen in die eigenen Erfahrungen.
Achtsamkeit hilft, schwierige Situationen überlegt anzugehen. Das ist ein wichtiger Teil der sozialen und emotionalen Fähigkeiten.
Eine achtsame Haltung der Schüler*innen muss geübt werden. Es kann daher hilfreich sein, einzelne Achtsamkeitsübungen als Rituale in den Schulalltag zu etablieren (z. B. eine Imaginationsübung oder Massage als Einstieg in den Morgen). Werden die Schüler*innen in die Achtsamkeitspraxis einbezogen und über den Nutzen einzelner Übungen aufgeklärt, beeinflusst dies positiv deren Wirkung. Bei der Durchführung einzelner Übungen ist es wichtig, diese langsam anzuleiten und Pausen einzubauen.
Folgende kurze Übungen können einfach in den Alltag integriert werden (Dauer: 1-2 Minuten):
- Atemübung: z. B. 2-4-Takt-Atmung (siehe Übung «Zaubersee» im PDF Spielideen Sozio-Emotionalität: Einatmen auf 2 zählen, Atem halten auf 4 zählen, langsam ausatmen, wiederholen)
- Erdung (bewusstes Wahrnehmen der Füsse und des Untergrundes)
- Ausschwingen des Oberkörpers (Arme schwingen, Oberkörper drehen)
- Herzschlag wahrnehmen (Hände auf die Brust legen, wertungsfrei wahrnehmen)
Haltung der Übungsleitenden:
Die Lehrperson hat eine Vorbildfunktion. Die Präsenz im gegenwärtigen Moment und die Fähigkeit, die eigene Befindlichkeit bewusst wahrzunehmen, stellen die Grundlage dar, um Achtsamkeit in den Unterricht zu integrieren.
Angemessenes Sozialverhalten kann man im Zusammenspiel mit anderen lernen und üben. Beim gemeinsamen Spielen lernen Kinder, mit Misserfolgen und Frustrationen umzugehen. In Konflikten zeigt sich, wie gut Kinder oder Erwachsene andere verstehen und unterstützen können. Dabei muss man die eigenen Wünsche nicht immer aufgeben. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und diese klar zu zeigen.
Spiele, bei denen die Mitspieler*innen zusammenarbeiten müssen, sind besonders gut für das Üben von Sozialkompetenzen. Durch gemeinsames Handeln und gute Kommunikation, ob mit oder ohne Worte, kann man das Ziel erreichen.
- Lienert, S., Sägesser, J., Spiess, H. (2013). Bewegt und selbstsicher. Psychomotorik und Bewegungsförderung in der Eingangsstufe. Grundlagen und Unterrichtspraxis. Schulverlag Plus AG; Bern.
- Zimmer, R. (2012) Handbuch Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung. Verlag Herder gmbh, Freiburg im Breisgau
- Buchmann, T. (2007) Psychomotorik-Therapie und individuelle Entwicklung. Bewegung bewegt das Denken und Fühlen., SZH CSPS Edition, Luzern