
Wir nehmen die Welt über unsere Sinne wahr: sehen, hören, riechen, schmecken, tasten und balancieren. Durch unsere Sinne «begreifen» wir, was uns umgibt. Speziell in der Bewegung und über das freie Spiel werden alle Sinne trainiert und verfeinert. Vielfältige Bewegungsangebote fördern die Wahrnehmung der Kinder. Eindrücke und Reize aus dem Erleben und Spüren des eigenen Körpers werden wahrgenommen und ans Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn verarbeitet viel mehr Reize als bewusst wahrgenommen wird. Da wir konstant unzähligen Eindrücken ausgesetzt sind, müssen diese gefiltert und eingeordnet werden.
Kinder mit Schwierigkeiten in der Wahrnehmungsverarbeitung reagieren möglicherweise empfindlich auf taktile Reize oder Geräusche. Eine gute Körperwahrnehmung ist entscheidend für die Orientierung in der Umwelt, vermittelt Sicherheit und stärkt das Selbstvertrauen.
Mit der auditiven Wahrnehmung ist nicht nur das Hören an sich gemeint, sondern das Erfassen des Gehörten und dessen Verarbeitung durch das Gehirn.
Die Schallaufnahme erfolgt über die Ohrmuschel. Der Schall wird in den äusseren Gehörgang geleitet und versetzt dann das Trommelfell in Schwingung. Die Schwingungen gelangen über die Gehörknöchelchen im Mittelohr zum mit Flüssigkeit gefüllten Innenohr. Hier werden sie als Wanderwellen weitergeleitet, von den Härchen der Sinneszellen registriert und in Nervenimpulse umgesetzt, welche über den Hörnerv ans Gehirn weitergegeben und in den auditiven Arealen verarbeitet werden. Töne werden lokalisiert (woher kommen sie), differenziert (z.B. unterscheiden von «Bein» oder «beim»), interpretiert (z.B. Bedeutung der Pausenglocke) und gespeichert (z.B. sich mehrere Silben oder Zahlen merken können).
Taktile Wahrnehmungen sind Empfindungen der Hautoberfläche. Mithilfe der Sinnesrezeptoren der Haut können Berührung, Druck, Schmerz und Temperatur wahrgenommen werden. Reize auf der Haut können genau lokalisiert und diskriminiert werden. Die Informationen von der taktilen Wahrnehmung vermitteln die Kenntnis von der Ausdehnung und den Grenzen des eigenen Körpers. Dadurch ist die Haut ein wesentliches Organ für den Kontakt zur Umwelt und zu anderen Menschen (Nacke, 2013, S. 26).
Unter Propriozeption werden verschiedene Sinneseindrücke verstanden, welche durch die Reizung von Muskeln, Sehnen und Gelenken zustande kommen. Mithilfe der Propriorezeptoren können Druck, Zug, Muskelspannung, Gliederstellung und -bewegung wahrgenommen werden. Man unterscheidet zwischen folgenden Sinnen:
- Der Kraftsinn dient dazu, den Krafteinsatz einzuschätzen (z.B. die Schwere eines gehobenen Gegenstandes).
- Anhand des Stellungssinns werden Stellungen und Winkelgrade der Körperteile zueinander wahrgenommen.
- Der Bewegungssinn ermöglicht, Richtung und Geschwindigkeit einer Bewegung zu erfassen.
Das propriozeptive System ist an der Regulation des Muskeltonus beteiligt. Die Propriozeption dient zusammen mit dem taktilen System als Basis für die Erarbeitung eines Körperschemas.
Mit der visuellen Wahrnehmung ist nicht nur das Sehen an sich gemeint, sondern auch das Erfassen des Gesehenen und dessen Interpretation durch das Gehirn.
Die visuelle Wahrnehmung wird in verschiedene Bereiche unterteilt:
- visuomotorische Koordination: Integration von visuellen und motorischen Fähigkeiten.
- Figur-Grund-Wahrnehmung: Erkennen von Figuren, die in einen allgemeinen visuellen Hintergrund eingebettet sind.
- Formkonstanz: Erkennen von dominanten Merkmalen von Figuren oder Formen (z.B. Grösse, Farbe, Lage).
- Lage im Raum: Erkennen von Spiegelungen und Rotationen von Figuren.
- räumliche Beziehungen: die Fähigkeit, die Lage von zwei oder mehreren Gegenständen in Bezug zueinander und in Relation zum eigenen Körper und zum Raum wahrzunehmen.
Der Geschmackssinn wird ebenso wie der Geruchssinn durch chemische Reize angesprochen. Diese Sinne spielen sich nicht nur auf der Zunge beziehungsweise in der Nase ab, sondern sind ein Zusammenspiel mit Tast- und Temperaturempfindungen aus der ganze Nasen- und Mundhöhle. Diese Nahsinne sind im Grunde dafür zuständig, die Nahrung vor der eigentlichen Einnahme zu prüfen.
Die zwei Sinnessysteme sind verwoben und beeinflussen einander.
Entwicklungsgeschichtlich ist der Geruchssinn einer der ältesten Sinne. Gerüche haben einen grossen Einfluss darauf, wie uns Nahrung und Getränke schmecken. Aber auch wie wir Situationen, Menschen, Räume, soziale Interaktionen oder auch Erinnerungen bewerten, wird massgeblich von den dabei empfundenen Gerüchen beeinflusst. Der Geruchssinn hat eine direkte Verbindung zum limbischen System, also zu den Emotionen und Gefühlen.
- Nacke, A. (2013). Ergotherapie bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen. (3. Aufl.). Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG
- Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik (Zugriff: 07. Juni 2022)
- Wikipedia (Zugriff: 07. Juni 2022)
- Schulpsychologie Sankt Gallen, besucht am 25.05.2022
- Netdoktor, besucht am 25.05.2022