Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Hirnerkrankungen wie z.B. Alzheimer-Demenz.
Bei Menschen mit Demenz funktioniert das Gehirn mit der Zeit immer schlechter:
- Sie vergessen viel.
- Denken wird schwerer für sie.
- Sie können sich schlechter orientieren, z. B. in der Wohnung oder auf der Strasse.
- Sie haben Probleme beim Sprechen und Verstehen.
- Sie haben Mühe mit Rechnen und Lernen.
- Sie können sich schlechter entscheiden als früher.
Viele Menschen mit Demenz können im Verlauf der Krankheit nicht mehr allein leben. Auch die Persönlichkeit kann sich verändern.
Es gibt zwei Arten von Demenz:
1. Primäre Demenzen
Die meisten Menschen mit Demenz haben eine primäre Demenz (ca. 90%). Primäre Demenzen entstehen durch Veränderungen im Gehirn.
- Die bekannteste und häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz (bis zu 65% der primären Demenzen).
- Die zweithäufigste Form ist die vaskuläre Demenz (ca. 17% der primären Demenzen).
2. Sekundäre Demenzen
Etwa 10% der Menschen mit Demenz leiden unter einer sekundären Demenz. Sekundäre Demenzen entstehen nach einer anderen Erkrankung wie z.B. Vitaminmangel, neurologische Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen.
Nein. Nicht alle Menschen mit Demenz haben Alzheimer.
Alzheimer-Demenz (oder Alzheimer-Krankheit, Morbus-Alzheimer) ist die häufigste Form von Demenz. Bei dieser Krankheit sterben die Zellen im Gehirn langsam ab. Darum können Menschen mit Alzheimer immer schlechter denken und sich erinnern.
Es gibt aber auch andere Demenzformen. Die zweithäufigste Form von Demenz ist die vaskuläre Demenz. Sie hat zum Teil andere Symptome als die Alzheimer-Demenz und verläuft oft in Schüben.
In der Stadt Zürich leben 2024 rund 7700 Menschen mit Demenz. In der ganzen Schweiz sind es etwa 150 000 Menschen. Jedes Jahr bekommen etwa 33 800 Menschen in der Schweiz neu die Diagnose Demenz.
Der häufigste Grund für eine Demenz ist das Alter. Da die Bevölkerung in der Schweiz immer älter wird, wird es in Zukunft mehr Menschen mit Demenz geben. Man rechnet damit, dass es im Jahr 2050 doppelt so viele Betroffene geben wird wie heute.
Es gibt auch jüngere Personen mit Demenz: Bis zu 5% der Menschen mit Demenz erkranken vor ihrem 65. Lebensjahr.
Es leiden mehr Frauen als Männer unter Demenz: Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen.
Rund 60% der Menschen mit Demenz leben zu Hause. Sie werden meist von ihren Angehörigen betreut – eine grosse emotionale, zeitliche und finanzielle Belastung.
Demenz verursacht in der Schweiz heute geschätzte jährliche Gesamtkosten von 11,8 Milliarden Franken. 5,5 Milliarden Franken (47% der Gesamtkosten) werden von den Angehörigen getragen. Diese Kosten entsprechen dem Marktwert der unbezahlten Betreuungs- und Pflegeleistungen durch Angehörige und Nahestehende.
Auch für das Gesundheitswesen ist die Belastung hoch und mit dem demografischen Wandel (die Schweizer Bevölkerung wird immer älter) steigt die Zahl der Demenzkranken immer weiter. Der Fachkräftemangel in Spitälern und Pflegeheimen, der schon jetzt ein Problem ist, wird sich weiter zuspitzen.
Nein, Demenz betrifft nicht nur ältere Menschen.
- Die meisten Erkrankten sind über 65 Jahre alt.
- Aber: Bis zu 5% der Personen mit Demenz sind jünger als 65 Jahre. Man spricht dann von einer «Frühdemenz».
Bei jüngeren Menschen ist es oft schwieriger, eine Demenz zu erkennen. Denn bei Anzeichen wie Vergesslichkeit oder Konzentrationsprobleme denkt man zuerst eher an Depression oder Burnout.
- Alter: Der grösste Risikofaktor ist das Alter. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, eine Demenz zu entwickeln.
- Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer (ca. zwei Drittel Frauen, ein Drittel Männer).
- genetische Veranlagung
- tiefes Bildungsniveau
- Hörverlust
- hoher LDL-Cholesterinspiegel
- Depression
- Hirnverletzungen
- Bewegungsmangel
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Adipositas
- exzessiver Alkoholkonsum
- soziale Isolation
- Luftverschmutzung
- Sehverlust
Weitere Risikofaktoren sind ungesunde Ernährung, Schlafstörungen und zu wenig geistige Anregung. Generell gilt: Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko, eine Demenz zu bekommen, vermindern.
Aktuell geht die Wissenschaft davon aus, dass Demenz nur in wenigen Fällen (ca. 1% aller Betroffenen) direkt vererbt wird.
Genetische Faktoren können aber das Risiko einer Erkrankung erhöhen.
Eine Demenz kann man nicht verhindern. Man kann aber das Risiko vermindern. Gut sind ein gesunder Lebensstil und die frühzeitige Behandlung von Gesundheitsproblemen:
- körperliche Aktivität (Spazieren, Sport, etc.)
- gesunde Ernährung
- kein Alkohol
- nicht rauchen
- folgende Krankheiten frühzeitig behandeln: Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes, Adipositas oder Depression. Sie sind Risikofaktoren für Demenz.
- geistig aktiv bleiben (Lesen, Diskussionen hören, Dokumentationen schauen etc.)
- soziale Kontakte pflegen (Kontakt mit Nachbar*innen, Familie, Kolleg*innen etc.)
- Hörgeräte und Sehhilfen tragen falls nötig
- sich schützen vor Kopfverletzungen beim Sport und im Alltag (Helm tragen usw.)
Bei ersten Fragen und/oder Symptomen wenden Sie sich am besten an die*den Hausärzt*in. Diese*r kann bei Bedarf eine weiterführende Abklärung anordnen.
Je nach Art der Demenzerkrankung treten andere Symptome auf.
Eine Person mit Alzheimer-Demenz kann folgende Symptome zeigen:
- Häufiges Vergessen: Sie vergisst oft wichtige Termine, Gespräche oder Erlebnisse.
- Schlechteres Kurzzeitgedächtnis: Sie kann sich neue Informationen nicht mehr merken.
- Probleme bei gewohnten Abläufen: Im Alltag hat die Person zunehmend Schwierigkeiten mit alltäglichen Tätigkeiten wie z.B. Kochen oder Autofahren. Sie vergisst Arbeitsschritte oder bringt die Reihenfolge durcheinander.
- Sprachprobleme: Sie vergisst Wörter mitten im Satz. Sätze bleiben unvollständig oder die Person verwendet unpassende Begriffe.
- Orientierungsprobleme: Die Person findet sich an neuen Orten – zum Beispiel im Urlaub – schlecht zurecht.
- Durcheinander mit Gegenständen: Dinge tauchen an unpassenden Orten auf. Zum Beispiel liegt der Geldbeutel im Ofen oder Karotten in der Spülmaschine.
- Probleme mit Entscheidungen: Die Person hat Schwierigkeiten mit Entscheidungen. Zum Beispiel bei Bankgeschäften. Oder sie hat Mühe, die richtige Kleidung für das Wetter zu wählen.
- Veränderungen im Verhalten und Stimmungsschwankungen: Die Persönlichkeit scheint sich zu verändern. Die Person zieht sich zurück, ist oft traurig, ängstlich, plötzlich wütend oder verliert das Interesse an Aktivitäten.
Eine Person mit vaskulärer Demenz kann folgende Symptome zeigen:
- Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten: Sie ist schneller ablenkbar und verliert leichter den Faden. Sie vergisst beispielsweise das kochende Wasser für den Tee auf der Herdplatte. Bei bekannten Abläufen passieren häufiger Fehler. Die Konzentration lässt schneller nach und die Person braucht mehr Pausen.
- Verlangsamtes Denken: Die Person braucht länger um eine Frage zu verstehen und zu beantworten.
- Sprachstörungen: Ihr fallen Namen von Gegenständen nicht sofort ein. Sie hat Mühe, Sätze zu formulieren.
- Verhaltensveränderungen: Sie zieht sich aus sozialen Situationen zurück. Sie ist genervt und frustriert über Kleinigkeiten.
- Probleme beim Gehen: Sie geht langsamer und ist unsicher auf den Beinen. Beim Umdrehen oder Drehen des Kopfes kommt sie leichter aus dem Gleichgewicht.
Ab der Lebensmitte wird das Gedächtnis langsam schwächer: Wir können Informationen nicht mehr so schnell verarbeiten und lernen neue Dinge nicht mehr so leicht. Deshalb ist es ganz normal, wenn man ab und zu etwas vergisst – besonders, wenn man viel gleichzeitig tun oder sich merken muss.
Aber: Kommt die Vergesslichkeit immer öfter vor? Und kommen vielleicht weitere Probleme dazu? Zum Beispiel:
Probleme mit der Sprache
Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben
oder Orientierungsschwierigkeiten
Dann kann es sinnvoll sein, eine Abklärung für Demenz zu machen.
Für eine Diagnose braucht es mehrere Schritte:
Hausärzt*in als erste Ansprechperson:
Die Hausärzt*in spricht mit der betroffenen Person und eventuell auch mit nahen Angehörigen. Beobachtungen von nahen Angehörigen können bei der Diagnose helfen.
Die Hausärzt*innen machen zudem kleine Tests: Sie prüfen die wichtigsten Hirnleistungsfunktionen.Untersuchung auf andere Krankheiten:
Wenn die*der Hausärzt*in merkt, dass die Gehirnleistung auffällig ist, untersucht sie*er, ob dies an einer anderen Grunderkrankung liegen könnte. Dafür werden meistens Bluttests gemacht und Bilder vom Gehirn (z. B. mit einem CT oder MRT). Manchmal zeigt sich dann, dass die Symptome an einer anderen Krankheit liegen. Dann kann eine passende Behandlung meistens helfen, den Zustand zu verbessern oder sogar zu heilen.Untersuchung in einer Memory Clinic:
Wenn der*die Hausärzt*in keine andere Krankheit als Grund findet, braucht es eine spezialisierte Untersuchung in einer Memory Clinic. Dort machen Spezialist*innen verschiedene medizinische und neuropsychologische Tests. Mithilfe der Tests stellen sie fest: Welche Demenzerkrankung ist es? Und in welchem Stadium?
Frühe Abklärungen lohnen sich: Heute gibt es Therapien, die den Verlauf von Demenz verlangsamen können. Für die verschiedenen Demenzerkrankungen gibt es unterschiedliche Behandlungen. Es ist deshalb auch wichtig, die Form der Demenz frühzeitig zu bestimmen.
Der Verlauf der Demenz ist unterschiedlich – je nachdem, welche Art von Demenz jemand hat.
Leichte Alzheimer-Demenz: Am Anfang ist vor allem das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Die Person erinnert sich z. B. nicht mehr an eine Abmachung von gestern oder hat Mühe, einem Gespräch zu folgen. Sie hat vielleicht auch erste Probleme, Wörter zu finden. Sie vergisst, wie einzelne Gegenstände heissen. Auch erste Orientierungsprobleme kommen vor: Die Person findet sich an unbekannten Orten (z.B. in den Ferien) schlecht zurecht. Diese Phase dauert meistens 3 bis 5 Jahre.
Mittlere Alzheimer-Demenz: In dieser Phase verschwinden langsam wichtige Erinnerungen, zum Beispiel an besondere Ereignisse im Leben. Gespräche werden schwerer, weil das Sprachverständnis schlechter wird. Die Person hat auch Orientierungsprobleme an vertrauten Orten. Sie denkt immer mehr an die Vergangenheit und glaubt manchmal, sie sei wieder jung.
Schwere Alzheimer-Demenz: In diesem Staudium ist auch das Langzeitgedächtnis stark betroffen. Die Person lebt in ihrer eigenen Welt und hat kaum noch Kontakt zur Realität. Sie spricht nur noch wenige Wörter und hat auch körperliche Probleme, zum Beispiel beim Gehen. In dieser Phase ist oft ein Umzug in ein Pflegeheim notwendig.
Eine vaskuläre Demenz kann entstehen, wenn das Gehirn zu wenig durchblutet wird. Wenn Gehirnzellen zu wenig Sauerstoff bekommen, werden sie geschädigt oder sterben ab. Das passiert zum Beispiel bei verengten oder entzündeten Blutgefässen oder bei einer Blutung im Gehirn. Je nachdem, was genau die Ursache ist, beginnt die Krankheit anders und entwickelt sich unterschiedlich.
- Bei vaskulärer Demenz beginnen Symptome oft früher, plötzlich und stärker als bei Alzheimer.
- Die Symptome hängen auch davon ab, welche Hirnregion betroffen ist.
- Gedächtnisprobleme sind weniger ausgeprägt.
- Schwierigkeiten beim Sprechen und Denken sowie auch Konzentrationsprobleme kommen oft vor.
- Weitere mögliche Symptome sind Stimmungsschwankungen und Depressionen.
- Auch körperliche Schwäche und Lähmungen kommen vor.
- Es zeigt sich eine Verlangsamung im Denken und Handeln.
Im späten Stadium sind die Symptome von Alzheimer und vaskulärer Demenz ähnlich.
Demenz-Erkrankungen sind chronisch fortschreitend. Das heisst, dass der Zustand der Person sich verschlechtert und dass es keine Heilung gibt. Es gibt heute noch keine Behandlungen, die Demenz verhindern, stoppen oder heilen können.
Aber: Gezielte Therapien können die Entwicklung der Krankheit verlangsamen. Die erkrankte Person kann dadurch länger selbstständig bleiben. Die Lebensqualität der Erkrankten, Angehörigen und Betreuungspersonen verbessert sich.
Es gibt medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapien. Meistens werden beide zusammen eingesetzt.
Es gibt verschiedene Medikamente, die vor allem am Anfang der Krankheit nützlich sind. Sie helfen, dass wichtige Stoffe im Gehirn langsamer abgebaut werden.
Im mittleren und späten Stadium der Demenz können weitere Medikamente eingesetzt werden. Sie können das Denken und die geistige Leistung verbessern.
Verschiedene Therapien helfen den Betroffenen und ihren Angehörigen, besser mit einer Demenz leben zu können:
- Gedächtnistraining hält das Gehirn länger fit.
- Dank Ergotherapie können Menschen mit Demenz länger selbstständig kochen, einkaufen oder Zeitung lesen (Erhalt von Alltagskompetenzen).
- Physiotherapie fördert Bewegung, Gleichgewicht und Koordination. Das verringert die Gefahr zu stürzen und hält den Körper fit.
- Logopädie: Diese Therapie unterstützt Sprache, Sprechen, Verstehen und Schlucken.
- Musik-, Mal- oder Tanztherapie: Diese Angebote können positive Emotionen wecken, die Stimmung verbessern und helfen, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.
- Psychotherapie: Sie hilft, besser mit der Krankheit umgehen zu können.
- Biographiearbeit aktiviert Erinnerungen und gibt emotionale Sicherheit.
Auch bei Alltagsaktivitäten kann man die Betroffenen einbeziehen und fördern. Wichtig ist es, Themen und Aktivitäten zu wählen, die ihnen Freude machen und sie nicht überfordern. Sie sollten nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht sein.
Viele Menschen mit Demenz haben zusätzliche Beschwerden, zum Beispiel:
- Stimmungsschwankungen
- Angst
- Unruhe
- Depression
- Wahnvorstellungen
- Schlafstörungen
- Aggressionen
Auch diese Beschwerden kann man mit Medikamenten und nichtmedikamentösen Therapien behandeln.
Das Leben mit Demenz bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. Auf der Seite Leben mit Demenz finden Sie Antworten auf häufige Fragen zu Themen wie erste Schritte nach der Diagnose, Rechtliches, Sicherheit oder Kommunikation.
Die Informationen auf dieser Seite wurden mithilfe verschiedener Quellen sowie dem Einbezug von ärztlichem Fachwissen und KI zusammengestellt.
Becker, S. (2018). DEMENZ. Den Alltag mit Betroffenen positiv gestalten, Ein praktischer Ratgeber für Angehörige. Zürich: Ringier Axel Springer Schweiz AG.
Bopp-Kistler, I. (2022). Demenz. Fakten Geschichten Perspektiven. 3. Auflage. Zürich: rüffer & rub Sachbuchverlag GmbH.
Dilling, H., Mombour, W. & Schmidt, M.H. (2015), ICD-10: Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien. 10. überarbeitete Auflage. Bern: Hogrefe AG.
Dutoit, L., Zufferey, J. & Pellegrini, S. (2024). Behandlungsverläufe von Demenzpatientinnen und -patienten. Analyse der vorhandenen Daten (Obsan Bericht 15/2024). Neuchâtel: Schweizerisches Gesundheitsobservatorium.
Hrsg. Swiss Memory Clinics, Nationale Plattform Demenz (Bundesamt für Gesundheit BAG) (2024). Diagnostikempfehlungen Demenz. Die Empfehlungen der Swiss Memory Clinics für die Diagnostik der Demenzerkrankungen – ein Update.
Hrsg. Swiss Memory Clinics, Nationale Plattform Demenz (Bundesamt für Gesundheit BAG) (2024). Therapieempfehlungen Demenz. Die Empfehlungen der Swiss Memory Clinicx für die Therapie der Demenzerkrankungen.
Ecoplan. Versorgungsstrukturen und -angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in den Kantonen. Ergebnisse der Befragung der Kantone und regionalen Sektionen von Alzheimer Schweiz 2023. Bern: Bundesamt für Gesundheit.