Der alte Mattensteg von 1880 wirkt wie eine Anspielung auf die grossen Eisenbahnbrücken der Zeit und führt die Konstruktionsprinzipien grosser und hochbelasteter Eisenbahnviadukte exemplarisch wie im Modell vor.
Der Steg ist mit einer Gesamtlänge von 52.5 m als über drei Felder durchlaufender Eisenfachwerkträger konstruiert. Die Fahrbahn verläuft knapp über der Unterkante der Trägerwände, die gleichzeitig als Geländer wirken. Die Träger sind daher durch zusätzliche, parallel zu den Ausfachungen der Tragkonstruktion verlaufende dünne Eisenbänder als Geländerausfachung ergänzt. Diese verleihen der Brücke aus der Ferne den eleganten Charakter eines Gitterträgers mit engmaschigem Strebewerk.
Im Rahmen umfassender Schutzmassnahmen gegen Sihlhochwasser wird auch das Platzspitzwehr erneuert. Die Zufahrt zum Platzspitz und neuen Wehr muss auch für sehr grosse und schwere Wartungsfahrzeuge sowie bei Katastropheneinsätzen gewährleistet sein. Da der wertvolle Baumbestand keine derartige Zufahrt durch den Platzspitzpark erlaubt, ist eine schwerlasttaugliche neue Brücke am alten Standort des Mattenstegs nötig. Um Platz hierfür zu schaffen, wurde der alte Mattensteg 80 m flussaufwärts, an die Stelle eines ehemaligen, für die Landesausstellung 1883 temporär errichteten Brückenübergangs, verschoben. Das Brückentragwerk und die Natursteine der Auflager wurden versetzt und die Mittelstützen, die Fahrbahn sowie der parkseitige Treppenaufgang neu erstellt.
Mit Translozierung bezeichnet man die Verschiebung von Denkmälern. Eine solche Massnahme wird nur in Ausnahmefällen angewandt, da die Baugeschichte eines Denkmals eng mit dem originalen Standort und den vielen dazugehörigen Details verbunden ist. Für den Mattensteg positiv ist, dass er am neuen Standort wieder mit beiden seiner historischen Aufgänge erlebbar ist, dass er weiterhin im Bezug zum originalen Standort steht, und als neue Verbindung das städtische Wegenetz sinnfällig ergänzt. Nicht zuletzt ist es ein Beispiel, wie Bauwerke im Sinne eines ressourcenschonenden Bauens und des Re-Use wiederverwendet werden können.
- Adresse: bei Sihlquai 41/45
- Kreis / Quartier: 1 / Altstadt und 5 / Industrie
- Inventar: kommunales Inventar
- Baujahr: 1877-1880
- Bauherrschaft: Stadt Zürich, Tiefbauamt
- Planung: ACS-Partner AG
- Ausführung: 2024-2025