Die Rote Fabrik besteht aus den drei Gebäudetrakten A, B und C. Das seit 1981 im Inventar der kantonalen Denkmalpflege aufgelistete Gebäudeensemble wurde zwischen 1892 und 1895 gebaut. Der international bekannte Architekt Carl Arnold Séquin-Bronner hat die Fabrikgebäude als Stahl-Skelettbauten mit Backsteinverblendung geplant. Die Gebäude des Fabrikensembles sind typische Vertreter des Baustils der 1890er-Jahre. Ihre Lage an einer der wichtigen Einfallsachsen in die Stadt Zürich macht sie zu einem baulichen Wahrzeichen am Zürichsee. Das Fabrikareal ist seit 1972 im Besitz der Stadt Zürich und wird seit 1987 als Kultur- und Freizeitbetrieb geführt.
Die Ateliers im Kopfteil des Trakts B sind ein wichtiger Bestandteil der Anlage. Durch einen Brand im Frühling 2012 konnten vierzehn Ateliers nicht mehr genutzt werden, die Gebäudestatik wurde geschwächt und die darunterliegende Aktionshalle stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach der Teilinstandsetzung und dem Aufbau beim Kopfteil Trakt B können die Ateliers wieder bezogen werden und steht die Aktionshalle für die Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebs bereit.
Die Instandsetzung wurde vom Architekturbüro kaufmann widrig aus Zürich in enger Begleitung der kantonalen Denkmalpflege geplant.
Nach einer Schadstoffsanierung konnten die Bauarbeiten beginnen. Nebst dem zweigeschossigen Aufbau des Ateliertrakts wurden bei der Instandsetzung der Aktionshalle aktuelle Anforderungen an Brandschutz und Schallschutz umgesetzt sowie bauliche Unterhaltsmassnahmen zur Stärkung der Tragstruktur und zur Verbesserung der Energiebilanz vorgenommen. Der neue Aufbau erfüllt bei der Dämmung der Gebäudehülle den Standard Minergie. Auf der nordwestlichen und südwestlichen Dachfläche produziert eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von rund 100 kWp bis zu 106.000 kWh Solarstrom pro Jahr .
Der neu zweigeschossige Aufbau für die vom Brand zerstörten Ateliers am Kopf des Trakts B schafft einen klaren Auftakt zum Areal und stärkt diesen Ankunftsort. Der mit Sichtmauerwerk verkleidete Holzbau ist optisch sorgfältig abgestimmt auf den darunterliegenden, mit repräsentativem Backstein verkleideten Stahlbau. Durch den leichten Holzbau konnten Traglasten eingespart werden, die auf die neue Abfangdecke und die Bestandskonstruktion abgeleitet werden. Im Aufbau befinden sich neun Ateliers unterschiedlicher Grösse, die um einen Treppenkern angeordnet sind. Im 1. Obergeschoss des Kopfteils befinden sich weitere fünf Ateliers.


Die Instandsetzung des Trakts B erfolgte mit möglichst wenig Einschränkung auf den laufenden Betrieb und umfasste eine neue Dämmung, die Verstärkung der Glasbauteile in den Sheddächern sowie feuerpolizeiliche Anpassungen der Fluchtwege in der Aktionshalle. Die historischen Fachwerkträger wurden mit stärkeren Profilen ausgestattet. Die Oberlichtbänder werden als zweischichtige Konstruktion im ursprünglichen konstruktiven Rahmen neu aufgebaut und mit einer Verdunkelungseinrichtung ausgerüstet.
Augenfällig nach der Instandsetzung ist auch die strassenseitige Fassade. Die Fenster im Erdgeschoss und die Blendfelder an der Längsfassade wurden zum Schallschutz mit Sichtmauerwerk geschlossen und in ihrer Gestaltung an das Erscheinungsbild des historischen Fabrikensembles angepasst.

Die «Rote Fabrik» bekam ihren Namen, weil sie aus rotem Sichtbacksteinmauerwerk gebaut ist. Der am Wasser gelegene Fabrikkomplex entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der textilen Industrialisierung. Die Rote Fabrik – ursprünglich Seidenweberei Henneberg – war das erste repräsentative Fabrikgebäude in Wollishofen.
Die Gebäude des Fabrikensembles sind als Skelettbauten mit Backsteinverblendung typische Vertreter der späthistorisch – eklektischen Architektur der 1890er-Jahre in Zürich. Eine typische Eigenheit dieses Stils, nämlich den Zweckbau «künstlerisch» zu gestalten, kommt bei der «Roten Fabrik» klar zum Ausdruck: Flach- oder Rundbogen mit Schlusssteinen schliessen die Fenster nach oben ab. Lisenen gliedern vertikal, schmale Gurtgesimse, langgestreckte Blendfelder und Dachgesimse mit einem Ornamentband dagegen horizontal. Die aufwendigen Details erfüllten damals den neuen Anspruch nach Repräsentation.
Der Kopfbau, der ursprünglich für die Verwaltung der Fabrik gedacht war, setzt sich sowohl in seiner Struktur als auch über die grossen Fenster von der Halle ab. Diese klare Gliederung zwischen Verwaltungsbau und ehemaliger Produktionshalle wurde im Laufe der Zeit verwässert. In den geschlossenen, langgestreckten Blendfeldern im 1. Obergeschoss der Halle wurden 1942 Fensteröffnungen eingeschnitten. Der kuppelartige Aufbau wurde 1953 durch einen eingeschossigen, bis über die Halle ragenden Aufbau für zusätzliche Büroräume ersetzt. Mit der jüngsten Teilinstandsetzung wurde die Rote Fabrik wieder ihrem Originalzustand angenähert.
- Instandsetzung 2022 – 2025
- Architektur Kaufmann Widrig Architekten GmbH
- Bauleitung architekturbüro bosshard und partner AG, Zürich
- Bauingenieurwesen dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee
- HLK-Ingenieure Anex Ingenieure AG, Zürich
- Auswahlverfahren Planerwahl im offenen Verfahren, 2013
- Objektkredit CHF 30,6 Mio.
- Raumprogramm 21 Ateliers, Aktionshalle
- Adresse Seestrasse 407, 8038 Zürich