
Das Tanzhaus Zürich in Zürich Wipkingen verfügt über zwei Gebäude: ein Haupt- und ein Nebengebäude. Letzteres brannte 2012 bis auf die Grundmauern nieder. An seiner Stelle entwarfen Barozzi Veiga Architekten einen Ersatzneubau, der so sensibel wie architektonisch spektakulär das Limmatufer neu definiert. Der Neubau enthält Proberäume, einen Bühnensaal, Büros und ein Café. Ausserdem wurden öffentliche Freiräume geschaffen und der Uferweg verbreitert. Das Projekt wurde nachhaltig realisiert.
Das flache, sehr lange Gebäude ist wie zwei Treppenstufen zwischen Wasserwerkstrasse und Fluss konzipiert. Sehr prägnant ist die rhythmische Abfolge von dreieckigen Fenstern und Betonstützen. Sie muten zugleich industriell und künstlerisch an. Das passt zum denkmalgeschützten umgebenden Ensemble aus frühindustriellen Bauten. Der Ersatzneubau präsentiert sich als selbstbewusster Kulturbau an der Limmat, der die Bedeutung des Tanzhauses als eines der wichtigsten Zentren für das zeitgenössische Tanzschaffen in der Schweiz abbildet.
Hinter der markanten Fassade streckt sich auf der ganzen Länge ein Foyer. Von hier gelangt man in die Proberäume, in den zweigeschossigen Veranstaltungssaal und zu den Garderoben und Büros im Obergeschoss. Hinsichtlich Nutzung liegt der Akzent also auf der Produktion und Aufführung von Tanz-Performances. Die Bühne wird seitlich mit Tageslicht versorgt, die Proberäume über einen Lichtschacht von oben. Der im Minergie-ECO-Standard realisierte Bau verfügt über eine Wärmepumpe mit Erdsonden und besteht zum grössten Teil aus Recycling-Beton mit Zement CEMIII/B. Ein «Videofenster», das in einer auf fünf Jahre angelegten wechselnden Programmierung eine Vielfalt von Videoarbeiten aus der städtischen Kunstsammlung mit Bezug zum Tanz zeigt.
Mit dem Neubau wurden auch neue öffentliche Frei- und Begegnungsräume geschaffen: Auf dem zweistufigen Flachdach entstanden offen zugängliche Terrassen. Sie schaffen einen zentralen Begegnungsort für die Nachbarschaft. Der beliebte Kloster-Fahr-Weg entlang der Limmat wurde verbreitert. Dort befindet sich auch der Eingang zum Café «Nude», das bei Veranstaltungen ebenfalls als Foyer und dem Ticketverkauf dient. So wurde der Stadtraum am Wasser nicht nur architektonisch, sondern auch für die Bevölkerung aufgewertet.
Die dreieckigen Fenster der Fassade sind ein architektonischer und städtebaulicher Wurf. Dafür aber einen Wärmeschutz zu konzipieren, war ein Kunststück: Statt Storen wurden laubwerfende Kletterpflanzen eingesetzt. Das Blätterwerk dient im Sommer als natürlicher Wärmeschutz im Sinne einer «Markise», umgekehrt lassen die laubfreien Kletterpflanzen im Winter die wärmende Sonne besser ins Innere.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Ausführungskredit CHF 14,398 Mio.
Beitrag Gebäudeversicherung: CHF 3,5 Mio.
Nettokredit: CHF 10,898 Mio. - Architektur Barozzi/Veiga, Barcelona
- Landschaftsarchitektur Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich
- Auswahlverfahren Architekturwettbewerb im selektiven Verfahren mit 5 Teams nach SIA 142 (einstufig, anonym), 2014
- Bauzeit 2016 – 2019