Im neuen, sich transformierenden Stadtteil Manegg («Greencity», Zürich-Wollishofen) stellte sich eine nicht alltägliche Bauaufgabe. Sie ist aber wegweisend für das Bauen in immer dichteren Städten in ihrem Umgang mit der knappen Ressource Land. Auf einem angesichts der grossen Wohnbautätigkeit eigentlich bereits zu kleinen Grundstück musste eine Tagesschule mit Pausen- und Allwetterplatz geschaffen werden. Als erstes öffentliches Gebäude im neuen Quartier hat es auch eine identitätsstiftende Funktion. Ausserdem waren auf dem «2000-Watt-Areal» höchste Standards punkto Nachhaltigkeit gefordert.
Der schmale, kompakte, dreigeschossige Längsbau fügt sich gut ein in seine Umgebung. Das Raumprogramm ist anspruchsvoll: neun Klassen der Primarschule, drei der heilpädagogischen Schule, zwei Kindergärten, Mensa, Mehrzwecksaal, zahlreiche Räume für Werken, Kochen, Therapie, Gruppenarbeiten, Büros, Bibliothek, Musik. Die Betreuung im Tagesschulbetrieb ist auf 250 Kinder ausgerichtet. Viele Räume sind auf Mehrfachnutzung ausgelegt, alle übersichtlich auf den vier Geschossen organisiert und optimal erschlossen. Die Einfachsporthalle mit Gymnastikraum, Garderoben, Duschen, Technikräume usw. sind im Untergeschoss angesiedelt. Über Fenster im Erdgeschoss wird die Sporthalle natürlich belichtet. Die beiden Kindergärten sowie die Betreuung, Verpflegung und der Mehrzwecksaal mit Musikräumen sind im Erdgeschoss angeordnet. Die Schulcluster befinden sich im 1. und 2. Obergeschoss.
Das neue Schulhaus ist ein Holzbau mit einer logischen und robusten Grundstruktur, die auch zukünftige Wandlungen einfach zulässt. Die helle und natürliche Materialisierung der Unterrichtsräume schafft für die Schüler*innen und Lehrer*innen eine freundliche und hoffentlich möglichst entspannte Atmosphäre.
Manuel Burkhardt, Studio Burkhardt Zürich
Das Schulhaus Allmend ist eines der ersten nach Minergie-A-ECO zertifizierten Schulhäuser des Kantons Zürich. Es erfüllt auch den Minergie-P-ECO-Standard. Abgesehen vom aus Recyclingbeton erstellten Untergeschoss und den beiden Treppenhäusern wurde das Schulhaus in Holzsystembauweise erbaut, die dereinst die Wiederverwertung von Bauteilen erleichtert. Das Dach besteht aus einer Stahlkonstruktion und eigens dafür entwickelten Glasmodulen mit integrierter Photovoltaik. Die grosse Photovoltaik-Anlage produziert mit über 500 Solarmodulen auf einer Fläche von 1300 m² und einer Leistung von 172kWp mindestens gleich viel Strom, wie die Schulanlage in einem Jahr verbraucht. Die Wärme- und Kälteenergie wird durch das auf dem Areal bereits bestehende Netz (Erdsonden) bereitgestellt. Die neu gepflanzten Bäume und unversiegelten Flächen leisten einen Beitrag zur lokalen Hitzeminderung. Auf den beiden Lifttürmen des Haspelstegs wurde Lebensraum für Wildbienen realisiert.
Das Schulhaus wurde zu grossen Teilen in Holzbauweise erstellt. Daneben kam, wo immer möglich, Recyclingbeton zum Einsatz. Nach dem Prinzip «Design for Disassembly» wurde das Gebäude so konzipiert, dass es sich bei Bedarf leicht um- und rückbauen lässt: Tragstruktur, Fassade und Ausbau sind getrennte Systeme, die Haustechnik wird offen und zugänglich geführt. Das wird dereinst Möglichkeiten beim Re-Use von Bauteilen eröffnen.
Die kluge Raumnutzung im Schulhaus setzt sich im Freien fort. Trotz des sehr begrenzten Baufelds entstand so eine Vielfalt an Aussenräumen, die auch dem Quartier zugutekommen. Im Osten fasst das Gebäude den Maneggplatz. Im Westen schafft er – zusammen mit einer Allee von 27 Bäumen – einen Pausenbereich auf der ganzen Länge. Der Allwetterplatz auf dem Schulhausdach ist öffentlich zugänglich. Dort befindet sich auch ein Garten: ausgestattet mit Pflanzinseln steht der Schule eine Art «Waldzimmer» zur Verfügung.
Das Dach selbst ist als gläserner Baldachin gestaltet und gibt dem Bauwerk zusammen mit den Sonnenblenden, den bunten Vorhängen und den aussen liegenden Wendeltreppen seine aussergewöhnliche Anmutung. Ungemein verspielt ist das Kunst-und-Bau-Werk von Roland Roos: ein Springbrunnen, der nur bei Regen sprudelt und unsere Abhängigkeit von der Ressource Wasser sinnlich vermittelt.
Durch die Lage der Schule an einer stark befahrenen Strasse und an den Geleisen kommt der Sicherheit des Schulwegs besonders grosse Bedeutung zu. Mit der neuen Passerelle «Haspelsteg» steht den Schulkindern und der Quartierbevölkerung eine sichere Wegverbindung zwischen den beiden Hälften des ehemaligen Industriegebiets zur Verfügung.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Architektur Studio Burkhardt GmbH, Zürich
- Bauleitung GMS Partner AG, Zürich
- Landschaftsarchitektur Ganz Landschaftsarchitekt*innen GmbH, Zürich
- Bauingenieurwesen Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee;
Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Zürich - Auswahlverfahren Architekturwettbewerb im offenen Verfahren
nach SIA 142 mit 91 Teams (einstufig, anonym), 2017
- Ausführungskredit CHF 57,318875 Mio.
- Bauzeit 2020 – 2023