
Bei seiner Eröffnung 2009 wurde die Schulanlage Leutschenbach rasch zur internationalen Sensation. Architekt Christian Kerez widersprach vielen Konventionen des Schulhausbaus, indem er im sich transformierenden Industrie- und Entwicklungsgebiet in Zürich-Schwamendingen ein umfangreiches Raumprogramm in einen einzigen Baukörper packte. Der 30 Meter hohe Quader ist eine der grössten Schulen der Stadt und beherbergt Primar- und Sekundarklassen im Tagesschulbetrieb.
In dem Gebäude gibt es keine Korridore mehr. Die 22 fast quadratischen Klassenzimmer münden direkt in eine atelierhafte Zone. Sie dient nicht nur der Erschliessung, sondern auch Projekt- und Gruppenarbeiten. Das spart Fläche – genauso wie die Stapelung aller Funktionen auf fünf Obergeschossen und in einem Untergeschoss. Der geringe Fussabdruck spielt viel Platz beim – auch fürs Quartier – so wertvollen Aussenraum frei. Gleichzeitig unterstreicht die Turmstruktur den öffentlichen Charakter des Bauwerks.
Der in den USA lebende Schweizer Künstler Olivier Mosset (geb. 1944) lieferte Kunst und Bau zwischen Minimal und Land Art. Er stellte sechs Betonkörper in den Schulpark, die offenkundig von Panzersperren inspiriert sind. Indem die Kinder sie als Klettergeräte in Besitz nehmen, verwandeln sie das Militärische ins Spielerische. Toblerone ist nur eine weitere Assoziation, die die Betonzähne auslösen. Aus der Höhe des Schulhauses gesehen erinnern sie auch an Zelte, oder sogar an kleine Häuschen.
Viel bestaunt wurde die Doppelsporthalle zuoberst im oberersten Geschoss. Sie verleiht dem Bau seine markante «Krone». Möglich war dies durch ein innovatives Stahltragwerk, das direkt im Untergeschoss verankert ist: Die Halle wird wie auf einem Tisch getragen. Die Unterrichtsetagen hängen quasi aufgehängt dazwischen. Die Stützen des Fachwerks prägen die Architektur, genauso wie die vorgelagerten Balkone, die als Aufenthaltsort, Fluchtwege und für die Verschattung der vollumfänglich verglasten Fronten fungieren.
Neue Wege ging man auch bei der Materialisierung. Klassische Wände sucht man vergeblich: Unterteilungen sind aus transluzidem Industrieglas. Entstanden ist eine informelle, laborartige Lernlandschaft. In der Dämmerung leuchtet das Schulhaus wie ein einziger Lichtkörper.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Architektur Christian Kerez AG, Architekt ETH/SIA, Zürich
- Landschaftsarchitektur 4D Landschaftsarchitekten, Bern
- Kunst und Bau Olivier Mosset
- Auswahlverfahren Projektwettbewerb im selektiven Verfahren nach SIA 142 (zweistufig, anonym), 2002/03
- Erstellungskosten CHF 56,5 Mio.
- Bauzeit 2005 – 2009
- Es sind keine Behindertentoiletten verfügbar.