
Der westliche Teil des Industriequartiers wird zunehmend zum attraktiven Wohnquartier. Auf der «Pfingstweid» bot sich die Möglichkeit, gleichzeitig den steigenden Bedarf an Schul- und Grünraum zu bedienen: 2015 wurde ein neuer Quartierpark eingeweiht, 2019 eine neue Schulanlage. Die grösste Herausforderung beim Schulhausbau bestand darin, den Lärm der Pfingstweidstrasse zu bewältigen. Ausserdem muss sich das eher kleine Primarschulhaus im Umfeld grossformatiger Gebäude städtebaulich behaupten. Es galt zudem, hinsichtlich umweltgerechter Bauweise das Bestmögliche herauszuholen. Von der unmittelbaren Nachbarschaft zum Pfingstweidpark profitieren die Schüler*innen der Primarschule und die Quartierbevölkerung.
Das von Baumann Roserens Architekten entworfene Schulhaus streckt sich als dreigeschossiger, langer Riegel entlang der Strasse. Der Quartierpark von Antón & Ghiggi Landschaft Architektur, der sich nach Süden ausdehnt, wird durch den leicht geknickten Bau gegen Lärm abgeschirmt. Die strassenseitige, geschlossene Fassade verbirgt deshalb vor allem Korridore. Die Parkseite ist dafür umso filigraner und freundlicher: Mit seinen Lauben aus Lärchenholz und seinen hellrosa Marquisen erinnert das Gebäude hier an ein Berghotel. Die Aussicht auf den weiten Park bis zu den Geleisen ist tatsächlich prächtig. Freundliches, helles Holz prägt auch das Innere. Die Schulzimmer werden beidseitig mit Tageslicht versorgt. Insgesamt ist die Raumanordnung einfach und übersichtlich.
Die Schulanlage Pfingstweid ist als Tagesschule konzipiert und bietet Raum für rund 180 Kinder von 6 bis 13 Jahren sowie 30-40 Lehr- und Betreuungspersonen. Das Raumprogramm ist kompakt und umfasst ein zeitgemässes Betreuungsangebot, einen Mehrzweckraum, eine Bibliothek und eine Einfachsporthalle. Die Bibliothek, der Mehrzweckraum sowie die Aufenthalts- und Verpflegungsräume sind im Erdgeschoss angeordnet und verfügen jeweils über einen direkten Ausgang auf den vorgelagerten Pausenplatz. In den Obergeschossen befinden sich – in Clustern organisiert – die Unterrichts- und Gruppenräume für neun Klassen sowie der Bereich für die Lehrpersonen. Die Sporthalle mit Garderoben- und Nebenräumen sowie die Gebäudetechnik sind im Untergeschoss angeordnet. Zwischen Gebäude und Park liegen der Allwetterplatz und ein Holzpavillon.
Das Gebäude im Minergie-ECO-Standard hat einen bescheidenen Fussabdruck. Der Bau blieb sparsam punkto grauer Energie, denn nur der Sockel ist in Beton ausgeführt. Die Obergeschosse wurden aus einer leichten Holzverbund-Konstruktion gefertigt. Kräftige Träger aus Tannenholz überspannen die Geschosse. Überwiegend wurde Holz aus Schweizer Wäldern verbaut. Die Wärmeversorgung erfolgt klimaneutral mittels Wärmepumpen. Dank innovativen Verbundlüftern, die als Wärme- und Kälteabgabesystem genutzt werden können, wird weitestgehend auf gebäudetechnische Installationen in den Klassenzimmern verzichtet und dies ohne Komforteinbusse im Vergleich zu konventionellen Systemen.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Architektur Baumann Roserens Architekten, Zürich
- Landschaftsarchitektur Antón Landschaft GmbH, Zürich (vormals Antón & Ghiggi Landschaft Architektur)
- Auswahlverfahren Architekturwettbewerb im offenen Verfahren nach SIA 142 (einstufig, anonym), 2010
- Ausführungskredit CHF 29,4 Mio
- Bauzeit 2017 – 2019