Um im wachsenden Zürich rechtzeitig genügend Schulraum zu schaffen, sind ungewöhnliche Ansätze notwendig. So hat das Stadtparlament auch die Umnutzung von Gewerbegebäuden postuliert. Auf einem Gewerbeareal in Zürich-Seebach konnte die Stadt zwei achtstöckige Türmen eines privaten Bürokomplexes langfristig mieten. Eine Machbarkeitsstudie hatte ergeben, dass aus den Büroräumen mit überschaubarem Aufwand eine tagesschultaugliche Sekundarschule für 15 Schulklassen entstehen könnte. Das ganze Projekt wurde – vom Auftrag bis zur Übergabe – innerhalb von nur zwei Jahren realisiert.
Für eine Schule aussergewöhnlich ist beim Campus Glattal die Vertikalität: Die Nutzung erstreckt sich über acht Stockwerke. Eloise C. Baumann Architekten gelang es aber, ein schulisches, kinderfreundliches Umfeld zu schaffen. Sie setzten auf klare, organische Grundrisse. Auch durch die Wahl hochwertiger Materialien (Oberflächen, Einbauten) wurden Büros zu einer angenehmen und lernfördernden Umgebung. Ein Farbkonzept hat die ursprünglich sterile Büroatmosphäre abgelöst und verknüpft – zusammen mit einer ungewöhnlichen Signaletik aus gegossenem Aluminium – die vielgeschossigen und weitläufigen Räumlichkeiten optisch miteinander. Der Treppentrakt ist verbindendes Element zwischen den beiden Türmen.
Eine sinnvolle und durchlässige Raumgestaltung für das Lernen und die Betreuung ermöglicht eine Mehrfachnutzung von Räumen. Auf fünf Etagen sind ebenso viele Clusters mit je drei Klassenzimmern sowie Gruppenräumen angeordnet. Sie lassen sie sich an unterschiedliche Lernsituationen anpassen. Vielfältige Begegnungs- und Rückzugsräume kompensieren die knappen Aussenflächen. Die Erdgeschosse der beiden Türme sind grosszügig und offen. Die Pausenhalle verlängert den vielfältig angelegten Aussenbereich ins Gebäudeinnere. Es wurde ein spezielles Mobiliar gestaltet, um ungewöhnliche und veränderbare «Landschaften» zu schaffen. Es gibt auf dem Schulgelände keine Anlagen für den Sport. Deshalb wird die Halle 9 der benachbarten Messe zu einer Sporthalle umgebaut.
Um die Unterdecke entfernen und so mehr Raumhöhe schaffen zu können, wurde die Haustechnik in einem ästhetisch reizvollen «Raumkranz» aus Holz untergebracht. Dieser verbessert zugleich die Akustik und beherbergt Materialschränke. Generell sind alle neuen Materialien ökologisch nachhaltig. Auf zusätzliche Kühlung konnte verzichtet werden, was sich positiv auf die Energiebilanz auswirkt. Vor allem aber bewirkt der Umstand, dass – statt neu zu bauen – ein bestehendes Gebäude umgenutzt werden konnte, eine markante Einsparung bei der grauen Energie.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Objektkredit CHF 19,5 Mio.
- Architektur Eloise C. Baumann GmbH, Zürich
- Landschaftsarchitektur Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG, Zürich
- Bauleitung ffbk Architekten AG, Zürich
- Bauingenieure Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Zürich
- Elektroingenieure Schmidiger + Rosasco AG, Zürich
- HLKS-Ingenieure Meierhans + Partner AG, Schwerzenbach
- Bauphysik bakus Bauphysik & Akustik AG, Zürich
- Auswahlverfahren Machbarkeitsstudie, 2020
- Bauzeit 2021 – 2022; 2023 – 2024