
Nach fünfzig Jahren Bestand benötigte das Amtshaus Helvetiaplatz in Aussersihl 2016–2019 eine kräftige Sanierung, um gebrauchstauglich zu bleiben. Auch gesetzliche und ökologische Anforderungen waren nicht mehr erfüllt. Gleichzeitig steht das Bauwerk als wichtiges Beispiel der Nachkriegsmoderne unter Denkmalschutz. Die Aufgabe bestand also in einer hinsichtlich Nutzung möglichst wirkungsvollen, punkto Anmutung aber weitgehend «unsichtbaren» Instandsetzung. Das Resultat war nicht nur ein attraktives Dienstleistungszentrum im Minergie-Eco-Standard. Das Amtshaus leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur angestrebten Aufwertung des Helvetiaplatzes.
Der Helvetiaplatz ist ein wichtiger Versammlungsplatz und mit der Zürcher Arbeiterbewegung eng verknüpft. Das Amtshaus ist das prägende Gebäude an diesem Ort und verkörpert die soziale Stadt. Es ist das einzige realisierte Element einer «City für die Arbeiterbevölkerung», die in den 1950er Jahren geplant war. Markant sind die Sichtbetonfassade und der 50 Meter lange und auf Stelzen angehobene Baukörper mit seinem durchlässigen, zweiteiligen Erdgeschoss. Hier befindet sich heute eine Café-Bar, ganz im Sinn der vom Gemeinderat geforderten öffentlichen Erdgeschossnutzungen rund um den Platz. Die oberen Etagen beherbergen ein Sozialzentrum.
Um das Gebäude wieder gebrauchstauglich zu machen, musste es bis auf den Rohbau zurückgebaut werden. Schadstoffe wurden beseitigt. Das Stahlskelett musste statisch ertüchtigt werden. Die Gebäudetechnik wurde ersetzt. Das Haus wurde energetisch verbessert und erfüllt jetzt sogar den Minergie-Eco-Standard. Um langfristig flexibel zu bleiben, wurden in den Obergeschossen das neue Raumraster in Leichtbauweise gebaut. Die Tiefgarage wurde saniert und öffentlich nutzbar gemacht, um oberirdisch 66 Parkplätze eliminieren zu können. Im Erdgeschoss wurde – nebst Café – ein Empfangsbereich eingerichtet. Die Treppenhäuser konnten quasi in den Originalzustand zurückgeführt werden.
Bestehende Werke von Kunst und Bau (Glasmalerien von Willy Kaufmann und ein textiles Wandbild von Lissy Funk) wurden restauriert und ergänzt durch ein neues von Nedko Solakov: «Arbeitsdoodles». Unzählige hintersinnige, zuweilen subversiv humorvollen Kleinstgeschichten verteilen sich über alle Stockwerke, inklusive Tiefgarage und fügen dem Amtshaus Helvetiaplatz eine narrative Ebene hinzu.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich, Liegenschaften Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Ausführungskredit CHF 50,56 Mio.
(CHF 49,35 Mio. + Mehrkredit Gemeinderatsentscheid GR Nr. 2016/102) - Architektur Kaufmann Widrig Architekten GmbH, Zürich
- Bauzeit 2016 – 2019