
Eine Trompeterin, die täglich stundenlang üben muss, findet nicht leicht eine Wohnung in der Stadt. Die Nachbarschaft beschwert sich, die Vermietungen winken ab. Doch an der Bienenstrasse hat die Stadt Zürich 1997 eine Lösung geschaffen, die Musizieren und Wohnen perfekt vereint.
Der Architekt Miroslav Šik entwarf ein Gebäude, das sich passend in die Umgebung einfügt. Die Strassenfassade ist geprägt von bodentiefen, hochrechteckigen Fenstern mit unmittelbar davor befestigten Geländern – sogenannten «französischen Fenstern» – und farblich kontrastierenden Läden. Auffällig sind die offenen Treppenhäuser, die mit den Lichtschlitzen des gegenüberliegenden Busdepots in Beziehung stehen. Der Künstler Roland Faesser schuf für die Wohnsiedlung die «Musiktiere» – fantasievolle Metamorphosen von Musikinstrumenten, die als filigrane Gitterwerke die Treppenhäuser zieren.
Das Herzstück sind die 14 speziell konstruierten Musikzimmer. Sie sind von der Gebäudestruktur entkoppelt und mit aufwändiger Schallisolation ausgestattet – von verstärkten Böden bis zu speziellen Kastenfenstern. Zehn dieser Räume sind vom Treppenhaus zugänglich, vier direkt mit Wohnungen verbunden. Mit 20 Wohnungen eine der kleinsten kommunalen Wohnsiedlungen, bietet sie vom 1,5-Zimmer-Studio bis zur 4,5-Zimmer-Wohnung verschiedene Wohnmöglichkeiten. Im Untergeschoss befinden sich zusätzlich zwei grössere Übungsräume für Ensembles.
Das kammförmige Gebäude bildet zwei geschützte Innenhöfe. Einer dient als Spielplatz, der andere als Aufenthaltsraum. Mit hellem Kiesbelag, schlichten Holzmöbeln und Magerwiesen schaffen sie eine zurückhaltende, aber einladende Atmosphäre. Die Wohnräume und Küchen orientieren sich zu diesen ruhigen Höfen, während die Musikzimmer zur Quartierstrasse ausgerichtet sind.
Die Umgebung bietet gute Einkaufsmöglichkeiten, vor allem am nahegelegenen Albisriederplatz. Für Sport und Erholung – sei es aktiv oder passiv – liegen das Letzigrundstadion, das Freibad Letzigraben und der Hardaupark in kurzer Gehdistanz. Zwei Tram- und zwei Buslinien sorgen für eine gute Anbindung; der Hauptbahnhof ist in 12 Minuten erreichbar.
Die Wohnsiedlung ist ein Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung. Sie verbindet kulturelle und soziale Nachhaltigkeit, indem sie Musikschaffenden bezahlbaren Wohnraum mit optimalen Arbeitsbedingungen bietet. Die flexible Nutzung der Musikzimmer – sowohl für Hausbewohnende als auch externe Mietende – sichert eine effiziente Raumnutzung.
- Baujahr 1996–1997
- Architektur Miroslav Šik
- Künstlerische Gestaltung Roland Faesser
- Raumprogramm 20 Wohnungen, davon 4 mit integriertem Musikzimmer, 10 separate Musikzimmer, 2 Übungsräume für Ensembles
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend und subventioniert)
- Adresse Bienenstrasse 11–13, 8004 Zürich