Die Siedlung Herbstweg – 1947 und 1948 bezogen, vor allem von «obdachlosen oder sonst beim Büro für Notwohnungen gemeldeten Familien» (Geschäftsbericht 1948) – entstand lange bevor die Tramgeleise nach Schwamendingen verlängert wurden, lange bevor die Autobahn das Quartier durchschnitt und lange bevor diese schliesslich eingehaust wurde. Mit der Einhausung und dem Ueberlandpark kehrte jene Ruhe zurück, die diesen Ort einst prägte. Heute erzählt die Siedlung viel: von Stadtentwicklung, tiefgreifendem Wandel – und von neu gewonnener Lebensqualität.
Die Siedlung ist ein typisches Beispiel des Zeilenbaus, der sich in den 1940er-Jahren als städtebaulicher Standard etablierte. Drei quer zum heutigen Ueberlandpark angeordnete Gebäudezeilen prägen die Anlage. Jede Zeile setzt sich aus drei leicht versetzten Häusern zusammen, was die Erscheinung auflockert.
Gebaut wurde nach Plänen der Göhner AG, die als Generalunternehmerin den gesamten Bau koordinierte und auf standardisierten Wohnungsbau spezialisiert war. Entsprechend zeigt sich die Architektur funktional und reduziert: ohne Balkone, mit klaren Linien und praktikablen Grundrissen – weniger ist mehr.
1994 wurde die Wohnsiedlung teilweise saniert: mit neuen Küchen und Bädern, wärmegedämmten Fassaden und modernen Fenstern. Der schlichte, zweckmässige Charakter sowie die bezahlbaren Mieten blieben dabei erhalten.
Die Siedlung umfasst 52 Wohnungen – je 26 mit drei beziehungsweise vier Zimmern. Auf jedem Geschoss liegt jeweils eine kleinere und eine grössere Wohnung. In der Regel sind die Grundrisse zweiseitig orientiert, an den Gebäudeenden dreiseitig belichtet. Die Fenster können heute auch wieder problemlos über längere Zeit geöffnet bleiben: Wo einst Verkehrslärm den Alltag prägte, ist nun wieder Vogelgezwitscher zu hören – fast wie zur Zeit der Erstellung.
Zwischen den Zeilen erstreckt sich eine durchgrünte Zone, die als Aufenthalts- und Spielfläche genutzt wird – mit Gartensitzplätzen, Spielwiesen und Treffpunkten. Gerade weil die Wohnungen über keine Balkone verfügen, kommt diesen gemeinschaftlichen Aussenräumen besondere Bedeutung zu. Kinder können hier sicher spielen.
Mit dem Ausbau des Autobahnzubringers im Jahr 1980 führten Lärmschutzwände zunächst zu einer spürbaren Abschottung. Mit der Realisierung des Ueberlandparks wandelte sich die Situation grundlegend: Aus der Barriere wurde ein verbindender Freiraum – eine grüne Oase auf acht Metern Höhe direkt vor der Haustür.
Die Siedlung ist Teil eines gut erschlossenen Quartiers. Die unterirdische Tramhaltestelle Ueberlandpark liegt in unmittelbarer Nähe. Für weitere Strecken bestehen direkte Anbindungen: Die S-Bahnhöfe Oerlikon und Stettbach sind bequem mit Tram oder Bus zu erreichen.
Das nächstgelegene Schulhaus befindet sich nur wenige Schritte entfernt. Auch mehrere Kindergärten liegen in unmittelbarer Umgebung. Das Schwamendinger Zentrum mit seinen Läden ist in wenigen Minuten per Tram oder Velo zugänglich.
Und wer zwischen den Gebäuden hindurchblickt, sieht mit der Hügelkette des Zürichbergs ein weitläufiges Erholungsgebiet.
Die energetische Sanierung hat den Energieverbrauch spürbar gesenkt, der Anschluss an das Fernwärmenetz leistet einen Beitrag zur Verringerung der CO2-Emissionen. Die kompakte Bauweise sowie die effiziente Nutzung der Parzellenfläche minimieren den Flächenverbrauch.
Besonders deutlich wird dies am durchschnittlichen Wohnflächenbedarf: Mit rund 20 Quadratmetern pro Person liegt er bei etwa der Hälfte des städtischen Durchschnitts – ein Beispiel für ressourcenschonendes Wohnen im verdichteten urbanen Raum.
- Baujahr 1946–1947
- Architektur Göhner AG
- Instandsetzungen Fassadenisolation, Erneuerung der Bäder und Küchen, Umstellung der Heizung auf Fernwärme (1994)
- Raumprogramm 52 Wohnungen
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend und subventioniert)
- Adresse Herbstweg 86–102, 8050 Zürich