Wie lässt sich eine Betonarchitektur der 1970er-Jahre in die Zukunft führen? Die städtische Wohnsiedlung Kehlhof an der Schmiede Wiedikon zeigt den Weg: Eine umfassende Sanierung verwandelte die markante Wohnanlage in ein Beispiel für nachhaltiges, urbanes Wohnen – ohne ihren charakteristischen Ausdruck zu verlieren.
Die drei Mehrfamilienhäuser sind in einer Zickzack-Form entlang der Strasse angeordnet. Zwei Gebäude haben sechs Stockwerke, das dritte vier Stockwerke und Laubengänge – überdachte, aber offene Passagen, die entlang der Aussenwand des Gebäudes verlaufen.
Diese Anordnung der Gebäude passt sich gut an die Umgebung an: Während das Laubenganghaus sich an der Ausrichtung der benachbarten Gebäude orientiert, nehmen die höheren Bauten Bezug auf das nahe Hochhaus. Die architektonische Gestaltung der 1970er-Jahre mit ihrer kräftigen Betonsprache wurde bei der Sanierung respektvoll durch eine zeitgemässe energetische Hülle ergänzt.
Die 52 Wohnungen mit 1 bis 4,5 Zimmern bieten Platz für verschiedene Haushaltsgrössen und Lebensstile. Drei Viertel der Wohnungen haben 1 oder 2 Zimmer. Im Rahmen der Sanierung wurden die ursprünglich kleinteiligen Grundrisse geöffnet und die Küchen mit den Wohnräumen verbunden. Verbreiterte Türen in den Bädern erfüllen nun die Anforderungen an barrierefreies Bauen. Die verglasten Balkone dienen als ganzjährig nutzbare Veranden und bieten zugleich Schutz vor Verkehrslärm.
Ein begrüntes Dach über einer Werkhalle des städtischen Tiefbauamts bietet den Bewohnenden eine grüne Oase im Hof und einen beliebten Treffpunkt. Begegnungsorte entstehen auch in den Treppenhausdielen vor den Wohnungen. Das Sockelgeschoss beherbergt sichere Veloräume, während Waschküchen, Abstellräume und die 29 Garagenplätze bequem per Lift erreichbar sind.
Die Lage überzeugt durch ihre hervorragende Infrastruktur: Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf befinden sich direkt in der Nähe. Schulen und verschiedene Restaurants, Cafés und Bars tragen zur lebendigen Atmosphäre der Nachbarschaft bei. Die nahegelegenen Grünflächen Sihlfeld und Sihlhölzli bieten Erholungsmöglichkeiten im Grünen. Der Bahnhof Wiedikon sorgt für eine schnelle Anbindung an die S-Bahn, während Bus und Tram an der Haltestelle Schmiede Wiedikon praktisch vor der Haustür halten.
Die energetische Sanierung hob den Standard der Siedlung deutlich an: Eine verputzte Aussendämmung, neue Holz-Metall-Fenster mit Dreifachverglasung und eine Wärmepumpe, unterstützt durch Gas an besonders kalten Tagen, senkten den Energieverbrauch markant. Mit den gezielten energetischen Massnahmen konnte der Energieverbrauch um 75 Prozent gesenkt werden. Eine Komfortlüftung sorgt zudem für ein angenehmes Raumklima. Diese umfassenden Massnahmen machen die Wohnsiedlung zukunftsfähig und fit für die 2000-Watt-Gesellschaft.
- Baujahr 1970–1972
- Architektur Hans Müller, E. Bandi
- Instandsetzung Flachdachsanierung (1989), Gesamtsanierung (2013–2014)
- Architektur GFA Gruppe für Architektur GmbH
- Auswahlverfahren Planerwahl, 2010
- Raumprogramm 52 Wohnungen, 29 Garagenplätze, 7 Motorradplätze, Veloraum
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend)
- Adresse Kehlhofstrasse 11, 13, 15, 8003 Zürich