Leimgrübel – der Name wirkt heute rätselhaft, hat er doch weder mit Klebstoff noch mit angestrengtem Nachdenken zu tun. Früher wurde hier in Seebach Lehm aus dem Boden geholt. Doch das ist lange her. Seit den 1950er-Jahren steht an dieser Stelle die städtische Wohnsiedlung Leimgrübel. Sie überzeugt nicht durch grosse Gesten, sondern durch das, was im Alltag zählt: gut geschnittene Wohnungen, viel Grün rundherum und eine schlichte, solide Bauweise. Die Siedlung zeigt, wie guter Wohnraum auch nach Jahrzehnten nichts von seiner Qualität verliert.
Die Siedlung Leimgrübel entstand 1957/58 – mitten in einer Zeit, in der in Zürich dringend neuer Wohnraum gebraucht wurde. Die Stadt beauftragte die Ernst Göhner AG, ein Unternehmen, das mit erprobten Methoden schnell und kostengünstig bauen konnte. Dank vorgefertigter Bauteile und klaren Abläufen standen innerhalb eines Jahres fast 200 Wohnungen.
Gebaut wurden einfache, aber durchdachte Häuser: zwei- bis dreistöckige Gebäude mit Satteldächern – sogenannte Giebelhäuser. Diese stehen leicht versetzt zueinander, sodass sie sich dem leicht abfallenden Gelände anpassen. Ihre Anordnung – meist in Reihen quer zur Strasse – folgt dem natürlichen Verlauf des Hangs.
Auch farblich bleibt die Siedlung zurückhaltend: Die Fassaden sind hellgrau, Fensterläden und Balkonbrüstungen blassgrün. Das wirkt schlicht – und gerade deshalb zeitlos.
Die Siedlung bietet Wohnraum für unterschiedliche Bedürfnisse: Von der 34 Quadratmeter grossen 1-Zimmer-Wohnung bis zur 73 Quadratmeter grossen 4-Zimmer-Wohnung umfasst die Anlage insgesamt 189 Wohneinheiten. Die Wohnungen sind kompakt, aber gut durchdacht. Wohnküchen, kleine Balkone und eine funktionale Raumaufteilung sorgen dafür, dass man sich auch auf begrenztem Raum wohlfühlen kann.
1991 wurden Küchen und Bäder modernisiert. Parkettboden in den Zimmern, Klinker in den Fluren und helle Plättli schaffen ein angenehmes Wohnumfeld. Balkone und Fenster sind so ausgerichtet, dass sie viel Grünblick bieten. Diese Kombination macht die preiswerten Wohnungen besonders gefragt.
Die Gebäude sind so angeordnet, dass dazwischen grosszügige Freiflächen mit altem Baumbestand entstehen. Diese Bereiche bieten Raum für Aufenthalt, fördern das nachbarschaftliche Miteinander und schaffen Abstand zum Strassenraum.
Ein zentral gelegener Pavillonbau beherbergt den Kindergarten und fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Bänke, ein Treffpunkt mit Bouleplatz sowie offene, gut einsehbare Wege fördern Begegnungen und machen den Aussenraum zu einem lebendigen Ort für alle Generationen.
Zwei Bushaltestellen – an der Leimgrübelstrasse sowie an der Birch-/Glatttalstrasse – verbinden die Siedlung mit dem öffentlichen Verkehrsnetz. Schulen und Sportanlagen sind zu Fuss erreichbar, das Freibad Seebach befindet sich in der Nähe.
Die Siedlung vereint städtische Infrastruktur mit naturnaher Umgebung: Im Westen grenzen die weitläufigen Wälder von Riedenholz und Schwandenholz an. Hinter der Autobahn A1 wartet der Katzensee – ein beliebtes Ziel für Spaziergänge und Badeausflüge.
«Leimgrübel» zeigt, wie Langlebigkeit und Nachhaltigkeit im kommunalen Wohnbau erfolgreich zusammenspielen können. Anstatt auf Totalsanierungen oder einen Neubau zu setzen, wurde die Siedlung seit ihrer Entstehung schrittweise und mit Bedacht erneuert. Bereits 1984 erfolgte der Anschluss an die Fernwärme – ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz. Die Modernisierungen in den 1990er- und 2000er-Jahren beschränkten sich auf gezielte Unterhaltsmassnahmen und verzichteten auf aufwendige, ressourcenintensive Eingriffe.
- Baujahr 1957–1958
- Architektur Ernst Göhner AG
- Instandsetzungen Isolation, Erneuerung der Fenster, Erneuerung der Küchen und Bäder (1991/91); Unterhaltsmassnahmen, neues Farbkonzept, neue Velounterstände, Modernisiserung im Aussenbereich (2006–2008), Projekt: Franz Bartl
- Raumprogramm 189 Wohnungen, 1 Kindergarten, 12 Einzelgaragen, 41 Parkplätze aussen
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend und subventioniert)
- Adresse Buchholzrain 1–25, Leimgrübelstrasse 15–43, 8052 Zürich