
Im Industriequartier Zürich steht ein Stück Stadtgeschichte: die Wohnsiedlung Limmat I. 1907 von der Stadt Zürich erbaut, markiert sie den Beginn des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Die erste kommunale Siedlung vereint funktionale Architektur mit hoher Wohnqualität und erfüllt problemlos auch heutige Bedürfnisse. Doch fast wäre es anders gekommen: In den 1970er-Jahren gab es Pläne, das gesamte Quartier neu zu bauen. Statt eines Abrisses wurde jedoch eine Gesamtsanierung der Wohnsiedlung beschlossen. Wie lebt es sich hier heute?
Die Wohnsiedlung Limmat I besteht aus mehreren Wohnblöcken mit hellen Fassaden und Erkern. Die Gebäude gruppieren sich um begrünte Innenhöfe, die für Licht, Luft und Aufenthaltsqualität sorgen – ein bewusster Kontrast zu den damals engen Mietskasernen. Die architektonische Gestaltung folgt dem Prinzip, Individualität und Einheit zu verbinden: Jedes Haus hat seinen eigenen Ausdruck, bleibt aber Teil des harmonischen Gesamtbildes. Im Rahmen der Fassadensanierung in den 1930er-Jahren wurden die Graffiti-Elemente, bei denen Muster in den Putz geschabt sind, entfernt.
Die 253 Wohnungen sind unterschiedlich gross, von kleinen 1-Zimmer- bis zu grossen 4,5-Zimmer-Wohnungen. Die meisten Wohnungen haben drei Zimmer mit hellen Wohn- und Schlafzimmern. Grosse Fenster, hohe Decken und gut funktionierenden Grundrisse schaffen eine helle, behagliche Atmosphäre. Im Laufe der Jahre kamen Bäder hinzu, Dachgeschosse wurden ausgebaut und zentrale Heizsysteme eingeführt – ursprünglich verzichtete man darauf, um Baukosten und Mieten niedrig zu halten.
Die Innenhöfe sind zentrale Treffpunkte für die Bewohnerschaft. Sie bieten Spielflächen für Kinder, Sitzgelegenheiten und Grünbereiche, die das Leben in der Wohnsiedlung prägen. Diese offenen, gemeinschaftlich genutzten Räume schaffen eine Balance zwischen privatem Wohnen und sozialem Miteinander.
«Limmat I» liegt verkehrsgünstig: Tram- und Bushaltestellen befinden sich in unmittelbarer Nähe, der Hauptbahnhof ist in gut zehn Minuten zu Fuss erreichbar. Schulen und Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in unmittelbarer Umgebung. In der Freizeit bieten sich das Lettenareal und die Josefswiese an, was zur Attraktivität der Wohnlage beisteuert.
Die Siedlung wurde schrittweise an neue Wohnstandards angepasst. In den 1930er-Jahren erhielten die Fassaden eine erste Renovierung. Zwischen 1979 und 1980 folgte eine umfassende Modernisierung: Dachgeschosse wurden ausgebaut, Waschküchen ins Untergeschoss verlegt, Bäder und moderne Küchen eingebaut. Ausserdem wurde eine zentrale Anlage für Heizung und Warmwasser installiert, die seit 2024 mit Fernwärme betrieben wird. Diese Massnahmen erhöhten die Energieeffizienz und den Wohnkomfort, ohne den historischen Charakter der Siedlung auszutilgen.
- Baujahr 1907–1908
- Architektur Friedrich Willhelm Fissler
- Renovationen Fassaden (1936–1939), Küchen, Bädereinbau, Ausbau Dachgeschosse, Verlegung Waschküchen von den Dach- in die Untergeschosse (1979–1980)
- Raumprogramm 253 Wohnungen, 1 Kindergarten
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend)
- Adresse Gasometerstrasse 76–106, Heinrichstrasse 76–106, Limmatstrasse 159–181, Motorenstrasse 1–6, 8005 Zürich